Hallo Fremder, wollen wir plaudern?
Einfach so eine fremde Person ansprechen – davon träumen viele Menschen. Mit Hilfe des Unterbewusstseins könne das jeder lernen, sagt Coach Regine Stopka. Von allgemeinen Tipps hält sie nichts.

Regine Stopka flirtet gerne. Wenn sie mit dem Schiff von ihrem Wohnort Meilen nach Zürich fährt, geht sie auf andere Passagiere zu und plaudert mit ihnen über den Hund, die schöne Aussicht oder das Wetter – daraus entwickeln sich oft interessante Gespräche. Sie freut sich über die schöne Begegnung – und geht wieder ihres Weges. «Wichtig ist, dass das Flirten eine absichtslose Kontaktaufnahme ist», betont Stopka. Aus solchen spontanen Begegnungen hätten sich zwar durchaus schon Freundschaften entwickelt, doch am Anfang sollte ein Flirt ein lockerer Austausch ohne Hintergedanken sein. Der Begriff «Flirten» umfasst für Regine Stopka weit mehr als eine knisternde Begegnung zwischen Mann und Frau.
"Ein Flirt sollte ein lockerer Austausch ohne Hintergedanken sein."
In Flirtworkshops hilft Stopka Interessierten, künftig locker auf andere Menschen zuzugehen. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass sich viele Menschen wünschen, einfacher mit anderen in Kontakt treten zu können. Und das trotz oder vielleicht sogar gerade wegen der digitalen Möglichkeiten, andere Menschen kennenzulernen.
Verstand alleine reicht nicht
In ihren Kursen vermittelt Regine Stopka keine allgemeingültigen Tricks. Tipps wie «nehmen Sie Blickkontakt auf mit der Person, die Ihnen gefällt. Erwidert sie diesen, gehen Sie zu ihr hin und stellen eine konkrete Frage», seien zwar einleuchtend. «Doch wenn man mit dem Verstand an die Sache herangeht, hat man schon verloren. Bis man sich überlegt hat, was man sagen könnte, ist die Situation bereits vorbei.» Beim Flirten gehe es schliesslich darum, spontan und authentisch zu sein.
Regine Stopka, die als Coach und Consultant arbeitet und das Anbieten der Flirtkurse als Hobby sieht, ist überzeugt, dass der Weg zum lockeren Flirten über das Unbewusste führt. «Wird eine Absicht nicht durch das Unbewusste unterstützt, funktioniert es nicht. Das sind die Situationen, in denen man sagt: Ich will mich ändern, aber ich schaffe es nicht.» Das Problem: Einen direkten Zugang zum Unbewussten haben wir Menschen nicht.
Neue Bereiche des Gehirns nutzen
Um das Unterbewusste «anzuzapfen», arbeitet Regine Stopka mit dem Zürcher Ressourcen Modell (ZRM, siehe Kasten). «Mit dieser Methode kann jeder ein individuelles Flirtverhalten lernen», ist Stopka überzeugt. Die Fähigkeit zum Flirten sei keine Charaktersache – jeder könne lernen, mit Leichtigkeit auf andere Menschen zuzugehen.
Regine Stopka argumentiert mit den Funktionen des Gehirns: Wer Mühe hat mit dem Flirten, benutzt bevorzugt jenen Bereich des Gehirns, der fürs rationale Denken zuständig ist. Diese Person kann gut planen, gut analytisch denken, Dinge Schritt für Schritt abarbeiten. Fürs Flirten braucht es aber Intuition und Spontanität – also muss dieser Bereich des Gehirns aktiviert werden. Mit Hilfe des Zürcher Ressourcen Modells gelinge es, den für die Spontanität zuständigen Bereich mehr zu nutzen, verspricht Regine Stopka.
Mit Assoziationen arbeiten
In einem ersten Schritt geht es darum, zu überlegen, warum man Mühe hat, auf andere zuzugehen. Der eine traut sich nicht, jemanden anzusprechen, ein anderer will nicht aufdringlich sein oder hat Angst vor Zurückweisung. Rational formuliert man vielleicht als persönliches Ziel: Ich möchte lockerer bleiben, wenn jemand, den ich anspreche, nicht mit mir reden will. Nun geht es um den unbewussten Aspekt. Um diesen an die Oberfläche zu holen, arbeitet man mit Bildern.
Was spricht einen intuitiv mehr an: ein Löwe, ein Hase oder vielleicht ein schroffer Felsen? Regine Stopka legt den Kursteilnehmern verschiedene Fotos vor. Jeder wählt eines aus. «Aus irgend einem Grund reagiert das Unbewusste positiv auf ein Bild», erklärt Regine Stopka. Hat man den Löwen gewählt, fragt man sich: Was assoziiere ich mit dem Löwen? In dieser Phase können auch die anderen Kursteilnehmer Ideen beisteuern.
ZRM hilft handeln
Vielleicht kommt man zum Schluss, dass man sich die Stärke eines Löwen wünscht, wenn einem jemand abgewiesen hat. «Man braucht ein Ziel, das von beiden Instanzen, vom bewussten und vom unbewussten Verstand, getragen wird», erklärt Regine Stopka. Das Zürcher Ressourcenmodell geht davon aus, dass jeder tief in sich drin weiss, was richtig ist für ihn. «Jeder Mensch ist für sich selber der beste Experte.»
Anders als in einer Psychotherapie, in der man sich fragt, welche Erfahrungen dazu geführt haben, dass man etwas kann oder nicht kann, sei das ZRM ein Werkzeug, das zielorientiertes Handeln ermögliche – ohne die Vergangenheit aufzuarbeiten.
Regine Stopkas Kurs dauert ein Wochenende. Reicht das, um von einer scheuen Person zum lockeren Flirter zu werden? «Es reicht, um zu wissen, wie das Flirten geht», sagt die Expertin. Aber dann brauche es Übung. Zum Beispiel auf einer Schifffahrt.
Webseite übers Flirten von Regine Stopka: https://kunst-des-flirtens.ch
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