Unihockey: Playoffstart mit Derby«Hallo Nina, in welcher Halle wird es lauter sein?»
Kloten-Dietlikon Jets gegen Red Ants Winterthur – das ist inzwischen ein Playoff-Klassiker. Vor dem Viertelfinal fühlen sich die beiden Topskorerinnen gegenseitig den Puls.

In der höchsten Frauenliga dürfen die besten drei Teams der Qualifikation ihre Gegnerinnen bekanntlich wählen, in absteigender Reihenfolge. Und in diesem Prozedere zeigen die zuverlässig auf Spitzenplätzen klassierten Kloten-Dietlikon Jets eine auffallende Vorliebe für die Red Ants Winterthur. In den vergangenen sechs Saisons trafen die beiden Zürcher Teams dreimal im Halbfinal aufeinander, zweimal haben sich die Jets die Lokalrivalinnen zum Playoff-Start ausgesucht. Auch heuer sind die roten Ameisen erste Wahl. Das Derby ist inzwischen definitiv ein Playoff-Klassiker.
Jets-Cheftrainerin Julia Suter, die ihre eigene erfolg- und ereignisreiche Karriere einst in Winterthur begann, erklärt den Reiz des Derbys so: «Die Red Ants wollen mitspielen und sind bekannt für ein hartes Unihockey, das bringt uns gleich in Playoff-Modus. Hinzu kommen die gute Stimmung in der Oberseen-Halle und die kurzen Distanzen.» Spielerische Qualität, kleine Scharmützel und ein grosses Publikum – es sind die Hauptzutaten für ein attraktives Playoff.
Der Gesamtsieg ging in den letzten vier Playoff-Duellen ausnahmslos an die Jets. Die Winterthurerinnen konnten gerade mal zwei der insgesamt 14 gespielten Playoff-Partien für sich entscheiden. Abgesehen von der abgebrochenen Pandemiesaison 2019/2020 holten sich die Jets später jeweils auch den Meistertitel.
Jets sind gewarnt
Doch noch selten präsentierte sich das Duell so offen wie in diesem Jahr. Die Jets scheinen nach dem Abgang zahlreicher Nationalspielerinnen und Routiniers als Tabellenzweite nicht mehr unantastbar. Im Gegenteil: Das letzte Aufeinandertreffen in der Qualifikation entschieden die Red Ants 4:3 zu ihren Gunsten, was den Jets-Staff dazu veranlasste, seine Spielerinnen im Anschluss an die Partie eine Extra-Meile rennen zu lassen. Julia Suter ist überrascht, wie schnell sich die Aktion rumsprach: «Es war keine grosse Sache», betont sie. «Wir waren nicht zufrieden mit der läuferischen Leistung, das war der einzige Grund.» Zudem sei es sowieso normal, dass alle Ersatzspielerinnen nach einem Spiel noch Intervall-Läufe absolvieren, um ihren Puls ebenfalls noch in die Höhe zu treiben.
Beide Teams haben turbulente Tage hinter sich. Die Cheftrainer, die im Herbst an der Bande starteten, waren bereits zu Weihnachten ausgewechselt. Bei den Red Ants trat Raphael Röthlin nach der Heimniederlage gegen Zug United Ende November Knall auf Fall zurück. Assistenztrainer Steven Tsao übernahm zusammen mit U21-Trainerin Andrina Hirschi. In Kloten folgte Suter im Dezember auf Thomas Appenzeller. Die Jets und der Meistertrainer trennten sich einvernehmlich.
Start in der Stighag,
Wiedersehen in Winterthur
Das erste Playoff-Spiel dieser Best-of-7-Serie findet am Samstag um 18 Uhr in der Klotener Stighag-Halle statt, 24 Stunden später treffen die beiden Equipen in Winterthur erneut aufeinander. Vor dem Anpfiff spielen sich Nicole Mattle (Winterthur) und Nina Metzger (Jets) schon einmal ein paar Fragen und Antworten zu. Es ist ein Austausch zwischen Topskorerinnen, bei dem herauskommt, dass bei den einen ein Ruck durchs Team ging und die anderen ihr Geld lieber für Teamevents statt Carfahrten ausgeben.

Hallo Nina, ein Derby bringt hoffentlich viele Zuschauerinnen und Zuschauer. In welcher Halle wird es lauter sein: in der Stighag in Kloten oder in der Oberseen in Winterthur?
Nina Metzger: Die Stimmung in der Oberseen ist jeweils sehr gut und es macht grossen Spass bei euch zu spielen. Ich hoffe aber, dass es in der Stighag dank unserer eigenen Fankurve auch wieder so richtig laut wird.
Jetzt heisst es auf ein Neues: Playoff-Viertelfinal Red Ants gegen Jets – worin liegt für dich der Reiz dieser Serie?
Es ist ein Derby und verspricht schon deshalb viel. Ich denke, wir können uns auf emotionale und torreiche Partien freuen.
Mehrere ehemalige Red Ants Spielerinnen stehen beim Bully nun auf der anderen Seite. Was denkst du: Wie blicken sie auf die kommenden Spiele?
Ich denke schon, dass es speziell sein kann für Spielerinnen wie Linn Larsson, Sindy Rüegger oder Esther Jeyabalasingam. Auf der anderen Seite ist es nicht das erste Spiel, das sie gegen euch spielen. Was ich sicher weiss: Sie freuen sich auf die Spiele und sind sehr motiviert.
Wie sieht bei euch das Abschlusstraining vor einer Doppelrunde aus?
Oft gibt es Videotheorie von den Coaches, gefolgt von spezifischen Übungen, die uns auf das Spiel und unseren Gameplan vorbereiten. Nach dem Spielteil wird die Zeit für die Specialteams genutzt.
«Es macht grossen Spass, bei euch in Winterthur zu spielen.»
Wie hast du den Trainerwechsel erlebt? Und was hat sich seitdem verändert?
Mit dem Trainerwechsel ist ein Ruck durch die Mannschaft gegangen. Wir haben von neuen Ideen des Trainerstaffs profitiert und es gelingt uns immer besser, diese umzusetzen.
Bist du mehr Team Krafttraining oder Team Ausdauertraining?
Ganz klar: Team Ausdauertraining. Ich bin gerne an der frischen Luft und gehe an meine Grenzen. Im Kraftraum bin ich aber selbstverständlich auch anzutreffen.
Was sagst du in der Drittelspause, wenn es mal nicht nach Plan läuft?
Das kommt auf die Situation an. Ich versuche zu spüren, was das Team braucht. Manchmal sind es positive Momente, die ich in den Vordergrund rücke oder ich spreche etwas an, das noch besser werden muss.

Hallo Nicole, wofür investiert ihr das Geld, das ihr aufgrund des Derbys bei den Carfahrten spart?
Nicole Mattle: Wenn es nach mir geht, würde ich das Geld für einen tollen Saisonabschluss ausgeben– mal schauen, was der Sportchef und der Vorstand davon halten. In so intensiven Phasen wie dem Playoff setzen wir gerne auch auf Teamevents, um als Team nochmals enger zusammenzuwachsen und die Batterien für die Spiele aufzuladen. Nächste Woche haben wir einen Anlass geplant, bei welchem wir sicher vom Geld, das normalerweise für die Carfahrten einkalkuliert ist, profitieren können.
Was könnt ihr als Team besser als wir?
Spannende Frage. Grundsätzlich finde ich, dass wir zwei sehr unterschiedliche Teams sind und die Performance jeweils spiel- und tagesabhängig ist. Ich denke, wir haben einen guten Teamspirit und können uns über die Emotionen in einen Flow spielen. Wir verfügen zudem über einen guten Mix zwischen Erfahrung und jugendlicher Frische. Und jede Spielerin kann einen Match entscheiden.
«Ich spiele lieber Boxplay, was mein Freund überhaupt nicht verstehen kann.»
Was war die grösste Veränderung, die der Trainerwechsel mit sich brachte?
Es hat seither eher kleinere Veränderungen gegeben. Wir haben taktisch etwas umgestellt und es gab auch einige Wechsel auf den Positionen und in den Linien. Die wahrscheinlich grösste Veränderung ist, dass wir uns in der Matchvorbereitung mehr auf uns selbst und unsere Spielweise konzentrieren. Vor dem Wechsel haben wir in der Videotheorie die Gegnerinnen analysiert und uns nach ihnen ausgerichtet. Nun gehen wir von unseren eigenen Aktionen aus und reflektieren unsere Fehler und Entscheidungen im Spiel.
Spielst du persönlich lieber Power- oder Boxplay?
Wenn ich mich entscheiden muss, dann spiele ich lieber Boxplay, was mein Freund überhaupt nicht verstehen kann. Ich leiste gerne Defensivarbeit und stelle den Gegner im Powerplay gerne vor Probleme. Zudem empfinde ich den Druck im Boxplay geringer, da man weniger «falsch» machen und somit frei aufspielen und aufsässig sein kann.
Kannst du eines unserer Playoffspiele in die Axa-Arena verlegen lassen?
Ich persönlich spiele ja eigentlich am liebsten in der Oberseen, da mir der Boden in der Axa-Arena nicht wirklich zusagt. Wenn sie beim TV-Spiel den offiziellen Unihockeyboden verlegen, bin ich aber sofort dabei. Ein Spiel in dieser Halle zu bestreiten, sorgt immer wieder aufs Neue für Gänsehautmomente und unvergessliche Emotionen. Soweit ich weiss, ist die Axa-Arena recht gut besetzt, aber mal schauen, was sich machen lässt.
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