Bio-Pioniere in Steinmaur Hier hat der Gemüsebau die Viehzucht verdrängt
Wie funktioniert die moderne Obst- und Gemüseproduktion? Am Tag der offenen Obst- und Gemüsegärten ist es etwa bei den Biopionieren auf dem Salenhof zu sehen.

«Wir müssen unserem Planeten Sorge tragen. Wir müssen lernen, mit unseren Ressourcen schlau umzugehen», sagt Martin Müller, der vor über 12 Jahren zusammen mit seiner Frau Cornelia den Salenhof übernommen hat. Seit drei Generationen bewirtschaftet Familie Müller nun schon den Biobauernhof.
Zunächst betrieb der Hof überwiegend Mutterkuhhaltung. Doch dann dehnte sich der Gemüsebau immer weiter aus. «Mittlerweile ist dies unser Hauptzweig. Je nach Saison ernten wir Tomaten, Karotten, Zwiebeln, oder Kartoffeln», sagt Martin Müller. «Wir probieren auch immer wieder Neues aus», fügt Cornelia Müller an. «Wir haben einen kleinen Garten neben dem Wohnhaus; dort pflanzen wir gerade Melonen an. Mal schauen, ob das klappt.»
Bio seit 1998
Seit 1998 produziert der Hof biologisch. Mit und nicht gegen die Natur zu arbeiten, das ist für Cornelia und Martin Müller wichtig: «Uns gefällt der Gedanke, eine Kreislaufwirtschaft zu betreiben. Wir versuchen, wenn möglich die Grundsätze der regenerativen Landwirtschaft umzusetzen», erzählt Martin Müller. Das Ziel der regenerativen Landwirtschaft ist ein gesunder, belebter Boden. Denn solche Böden ergeben vitale Pflanzen, die auch Stresssituationen wie beispielsweise die Sommertrockenheit besser überstehen. «Daneben soll uns die unersetzliche Ressource Boden auch in Zukunft erhalten bleiben und somit die Menschheit nachhaltig ernährt werden.»
Ein wichtiger Aspekt der regenerativen Landwirtschaft ist auch der Verzicht auf chemische Pestizide. Stattdessen werden sogenannte Nützlinge zu Hilfe genommen. Als Nützlinge werden Tiere bezeichnet, welche Schädlinge fressen oder als Wirt nutzen und dadurch in der Landwirtschaft die Pflanzen schützen. «Diese Methode kann am erfolgreichsten im Gewächshaus angewendet werden. Draussen hauen die Insekten oft in ein Feld weiter ab», erklärt Martin Müller.
Um den Boden zu schützen, verwenden Cornelia und Martin Müller ausserdem lediglich natürliches Düngemittel. «Wir setzten dazu Kompost ein. Somit wird Humus aufgebaut und die Bodenfruchtbarkeit verbessert», erklärt Müller. «Dadurch, dass wir so vitale, gesunde Böden bepflanzen, werden widerstandsfähigere Pflanzen hervorgebracht.» Diese Pflanzen sind von Natur aus kräftiger und können sich besser gegen Pilzkrankheiten, aber auch gegen den Befall von Ungeziefer schützen. Trotzdem: Ab und zu werden Pflanzen von Krankheiten oder Insekten befallen. «Wenn man im Einklang mit der Natur arbeitet, muss man sich mit solchen Dingen arrangieren», meint Cornelia Müller.
Ist die Ernährungssicherheit in Gefahr?
Seit 15 Jahren beliefert der Salenhof auch grosse Ketten wie Aldi. Dies bringt neue Herausforderungen mit sich: «Im Kleinen nachhaltig zu produzieren, ist einfach. Im grösseren Stil ist es jedoch viel schwieriger», sagt Martin Müller. Maschinen seien zwingend nötig, um die grosse Menge an Gemüse zu kultivieren, schliesslich zu ernten und zu verpacken.
Die biologische Landwirtschaft benötigt mehr Platz und mehr Zeit: «Um in der gesamten Schweiz biologisch und regenerativ zu wirtschaften, müssten rund 15 Prozent der Flächen weniger mit Gemüse und Ackerkulturen angebaut werden. Dies, da vermehrt Kleewiesen und Gründüngungen zur Bodengesundung gebraucht werden. Weil im biologischen Anbau auch die Erträge tiefer ausfallen, dürfte unterm Strich etwa ein Drittel der Ernteerträge wegfallen», schätzt Müller. Ob die Ernährungssicherheit so noch gewährleistet werden könne, das mache Martin Müller Sorgen. «Zumal auch immer mehr Flächen gar nicht mehr landwirtschaftlich genutzt, sondern lieber als extensive Wiesen für Insekten ausgeschieden werden.»
Ressourcen schonen und herunterfahren
Für Martin und Cornelia Müller heisst Nachhaltigkeit, die Ressourcen zu schonen. «Ich glaube, wir merken alle, dass man in Zukunft nicht so wirtschaften kann wie bisher, dass man unserem Planeten Sorge tragen muss», meint Müller. «Das ist das Ziel der nachhaltigen Landwirtschaft: herunterfahren und langfristig anbauen.» Auch auf dem Salenhof funktioniert noch nicht alles, und es gibt immer wieder Dinge, die verbessert werden wollen. Cornelia Müller meint: «Vieles ist auch für uns Neuland und muss einfach ausprobiert werden. In Zukunft wollen wir unseren eigenen Dünger herstellen. Diesen beziehen wir momentan noch von extern.»
Tag der offenen Obst- und Gemüsegärten
Am 28. Mai 2022 öffnet der Salenhof seine Türen. Zum ersten Mal findet auf dem Hof der Tag der offenen Obst- und Gemüsegärten statt. «Die Besucherinnen und Besucher sollen einen Einblick in die Biolandwirtschaft erhalten. Sie sollen verstehen, woher ihr Essen kommt und wie viel Mühe dahintersteckt.» Zwischen 11.30 und 16 Uhr finden drei Hofführungen statt, Cornelia und Martin Müller organisieren zudem eine kleine Festwirtschaft und eine Spielstrasse mit verschiedenen Aktivitäten für die Kleinen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.