Opfikon beim Kunst-Dreieck Hier sollen Glattaler Mädchen die Street-Art lernen
Die Wunderkammer Glattpark ist am Kunst-Dreieck-Festival vertreten. Für Mädchen werden eigens Kurse in Pfeilern des Hip-Hop angeboten: Tanzen, DJing und Sprayen.

Ab dem kommenden Donnerstag, 9. September, findet im Gebiet Leutschenbach zum dritten Mal das Kunst-Dreieck Festival statt; in und um das «Dreieck» aus Glattparkstrasse, Thurgauerstrasse und Hagenholzstrasse. Elf Tage lang beteiligen sich daran elf Kunst- und Kulturräume mit Ausstellungen, Aufführungen, Workshops und Führungen. Im Mittelpunkt stehen der «kulturelle Reichtum unseres Quartiers und die Geselligkeit», so schreiben es die Veranstalter.
Die Unterländer Seite der Stadtgrenze ist auch mit der Wunderkammer Glattpark vertreten. Dort steht die Veranstaltung heuer ganz im Zeichen der Frauen. Zu den Highlights gehören dabei bestimmt die Workshops «Grrrlz to the Front!!!», die an den beiden Sonntagen vom 12. und 19. September stattfinden. Interessierte 12- bis 16-jährige Mädchen können sich dabei wahlweise Know-how in den Bereichen Street-Art, Breakdance und DJing abholen – also in den drei grossen Pfeilern der Hip-Hop-Kultur.
Urbane Trends für Opfikon
Die insgesamt vier Damen, die die Workshops leiten werden, hat die Stadtsoziologin Vesna Tomse verpflichten können. Für die Geschäftsführerin der Wunderkammer Glattpark, die gleichzeitig auch als Festivalleiterin agiert, geht es immer auch darum, innerhalb des eigenen Kulturbetriebs Angebote für die Jugendlichen zu schaffen. «Auf diese Weise sind die jungen Leute nahe an dem Ort, wo Kultur geschaffen wird; sie besuchen Konzerte hier, sehen, was andere machen, und wollen das dann selber erlernen und erleben.» Entsprechend plane sie auch, solche Workshops über das Festival hinaus fest in der Agenda der Wunderkammer zu verankern. «Im Sinne der Nachhaltigkeit», sagt sie. Und selbstverständlich würden künftige Workshops dann auch den Jungs offenstehen.
Dabei geht es der Zürcher Stadtsoziologin Vesna Tomse auch darum, ein Stück der urbanen Kunstszene, wie sie etwa an der Langstrasse wesentlich breiter aufgestellt ist, an den Stadtrand und damit auch nach Opfikon zu bringen. «Im Zentrum von Zürich, da ist es so, dass Jugendliche viel eher von sich aus öffentliche Partys veranstalten, Street-Art machen, mit anderen und für andere etwas aufbauen», sagt sie.
Ein Loch im Angebot
Klar, sprayen, tanzen und diese Art von Musik zu machen, das sei tatsächlich etwas eher Urbanes. «Und wenn ich daran denke, was in Opfikon für die Jugend angeboten wird, dann ist es eben noch immer die Mädchenriege.» Sport werde gefördert, in der Kultur setze man dann aber auf Web- und Töpferkurse. «Das war in den 40er- oder 50er-Jahren vielleicht urban, heute bestimmt nicht mehr.» Da klaffe ein Loch im Angebot; und genau da sieht Vesna Tomse auch eine zentrale Aufgabe der Wunderkammer Glattpark als Kulturstätte, die eben explizit kein staatlich organisierter Jugendtreff und kein Angebot des Sozialdepartements sei, sondern «selbst gemacht und fresh». Das sei sexy, ist sie als Veranstalterin überzeugt. Jetzt müsse es darum gehen, auch die Unterländer Jugend auf die Breite des kulturellen Angebots aufmerksam zu machen.
Die Kunstwerke übrigens, die im Rahmen des Street-Art-Workshops an zwei der vier Veranstaltungscontainer der Wunderkammer aufgesprayt werden, sollen dort auch «für immer» bleiben. Damit wird es, ebenfalls im Sinne der Nachhaltigkeit, weit über das Dreieck-Festival hinaus ein sichtbares Ergebnis geben.

Mit Sound in den Spätsommer
Den eigentlichen Auftakt zum Festival bestreitet der Wiener Pianist Bernhard Parz mit seinem Programm «Fantastisches und Zauberhaftes», das er am 9. September im Rahmen des Garagenkonzerts im Zürcher Studio Pianoforte präsentiert. Im Glattpark selbst startet die Wunderkammer ihren ersten Beitrag am darauffolgenden Samstag mit der Ausstellung und der Performance «Daydance». Von 16 bis 22 Uhr bieten Les Belles de Nuit Technomusik mit den DJs Rosanna, Aramiss und Zagara. Der Zürcher Verein setzt sich nach eigenen Angaben für die Förderung von Frauen in der elektronischen Musik- und Kulturszene ein.
Das Programm wird um 19 Uhr mit einer Tanzperformance von Fabienne Müller ergänzt. Am Freitag- und Samstagabend, 17. und 18. September, finden jeweils ab 20 Uhr weitere Elektronikkonzerte auf dem Wunderkammer-Areal statt.
Besonderer Pflanzenmix zu sehen
Im Open Studio Glattpark, an der Wright-Strasse, zeigt Marcus Mäder vom 13. bis am 15. September Fotografien unter dem Titel «Hemerochoria – eine Ästhetik der Koexistenz». Der Dozent und Forscher der Zürcher Hochschule der Künste (ZHDK) hatte Anfang Jahr mit einer Sounderforschung im Glattpark von sich reden gemacht. Jetzt hat er in den wilden Tobeln mitten in Locarno neue Vegetation untersucht und den «Mix aus heimischen Pflanzen und exotischen Gartenflüchtlingen» mit seiner Kamera eingefangen.
Informationen und das gesamte Festivalprogramm unter www.zürinord.org
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