«Ich wollte nur verschwinden» – wie Daniel Göring* seinen Suizidversuch erlebte
Der Kommunikationsprofi Daniel Göring hat einen Suizidversuch überlebt.
«Es passierte nach einem sehr langen, intensiven Arbeitstag. Ich war erschöpft, und von einem Moment auf den anderen fühlte es sich an, als würde mich ein tonnenschwerer Stein zerdrücken. Ich wollte einfach nur verschwinden. Weg von allem. Weg von diesem Schmerz, der sich so viel schlimmer anfühlte als alles, was ich kannte.
In diesem Moment fasste ich den Entschluss, aus dem Leben zu gehen. Am nächsten Tag fuhr ich ganz normal zur Arbeit. Ich wusste genau, welche Vorkehrungen ich treffen musste, um mein Ziel zu erreichen, ohne aufzufallen. Ich konnte nicht mehr frei entscheiden, die grosse seelische Not liess mir keine Wahl. Ich war wie in einem Tunnel gefangen.
Den neuen Job hatte ich erst seit ein paar Monaten. Er war herausfordernd, aber das war ich mir gewohnt. Ich hatte schon früher schwierige Jobs und erfolgreich grosse Krisen gemeistert. Und mich auch ein Stück weit darüber definiert. Mir einzugestehen, dass ich es dieses Mal nicht packe, kam nicht infrage. Ich sah nur den Tod als Option.
Ein paar Tage später machte ich alles bereit und schritt zur Tat. Ich war nicht mehr in der Lage, mir vorzustellen, was das für meine Angehörigen bedeutet. Mir fehlte jegliche Empathiefähigkeit. Erst im Spital realisierte ich, was passiert war. Ich fühlte nichts. Ich wusste nur, dass ich mir professionelle Hilfe holen muss, um mein Leben und meine Verhaltensweisen zu ändern.
Lange konnte ich mir nicht vorstellen, jemals wieder aus dem Loch zu kommen und Anschluss an die Gesellschaft zu finden. Aber ich habe es geschafft und gelernt, auf meinen Körper zu hören und Stopp zu sagen, bevor ich in eine Krise gerate.»
*In der Autobiografie «Der Hund mit dem Frisbee» hat der Kommunikationsprofi Daniel Göring seinen Suizidversuch verarbeitet. Sein neues Buch «Im Wolkenkino» erscheint Ende März.


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