«Ich wollte mir selber neue Perspektiven eröffnen»
Sie schreibt einen Thriller, obwohl sie selbstkaum einen liest. Weshalb das so ist, erzählt Rahel Hefti,die junge Autorin von «Zürich fliegt».

Welchen Bezug haben Sie zu Krimis und Thriller?
Rahel Hefti: Als Leserin habe ich kaum Krimierfahrung. Ich bin sehr ungeduldig und kann mehr schlecht als recht mit Spannung umgehen – zum Beispiel auch im Sport. Penaltys und Krimis sind mein Horror! Bei eigenen Geschichten verhält sich das zum Glück ein wenig anders.
Nach einer Kurzgeschichte, einem Jugendbuch und einem Roman, beide im Mysterybereich angesiedelt, haben Sie einen Thriller geschrieben. Was hat Sie zu diesem Genrewechsel bewogen?
«Zürich fliegt» war zunächst eher ein Experiment. Ich wollte herausfinden, ob ich auch in einem Genre schreiben kann, das mich als Leserin nicht sofort anspricht. Ich fand letztlich grossen Gefallen daran, was man hoffentlich herauslesen kann.
Sie haben sehr jung mit dem Schreiben begonnen. Ihr erster Roman erschien bereits vor fünf Jahren als Young-Adult-Projekt, die Kurzgeschichte als Jugendbuch. Der Thriller «Zürich fliegt» richtet sich hingegen an eineerwachsene Leserschaft. Wieso haben Sie das vertraute Terrain verlassen?
Ich wollte etwas Neues wagen und mir selber neue Perspektiven eröffnen. Ich denke, dass das beim Lesen ähnlich ist: Nach dem fünften Liebesroman möchte man zur Abwechslung vielleicht auch mal einen Thriller lesen. Der Sprung von Young Adult zu «Zürich fliegt» war aber fliessend: Young Adult spielt ja auf der Schwelle zum Erwachsensein, und meine Figuren aus «Zürich fliegt» kommen mit Anfang zwanzig eher jugendlich daher. In gewisser Weise bin ich mir also trotz allem treu geblieben.
Und was ist nun Ihr Fazit –bleiben Sie beim Krimi, oder kehren Sie zum Mystery oder Young Adult zurück?
Am liebsten möchte ich etwas schreiben, das alle Altersgruppen gleich gern lesen. Young Adult deckt das meiner Meinung nach sehr gut ab, deshalb zieht es mich schon stark in diese Richtung.
Welches sind die wesentlichen Unterschiede beim Schreiben von Mystery und Krimi?
Bei einem klassischen Krimi steht die Polizeiarbeit im Vordergrund, bei Mystery ist es mehr das Spiel mit Realität und Fiktion. Beides ist herausfordernd, denn beides erfordert ein analytisches Vorgehen und eine logische Auflösung.
Welches waren für Sie die grössten Herausforderungen beim Schreiben des Kriminalromans?
Die grösste Herausforderung war es, über Menschen in meinem Alter zu schreiben. Zu meinen Figuren bewahre ich gerne eine gewisse Grunddistanz, bei «Zürich fliegt» waren sie aber plötzlich gleich alt, besuchten meine Lieblingsbars und erlebten ähnliche Dinge im Alltag.
In «Zürich fliegt» lassen Sie die Protagonisten aus «Alyssa Illusion» wieder aufleben. Zwei jugendliche Charaktere aus der Welt des Geheimnisvollen und Unerklärlichen werden demnach als Erwachsene in einereale Welt voller Abgründekatapultiert. Wie haben Sie diesen Spagat geschafft?
Einerseits fand ich es spannend, die beiden Figuren sowohl als Teenager als auch im Erwachsenenalter zu erleben. Andererseits half mir die Vorgeschichte dabei, ihre Persönlichkeit besser zu beschreiben.
Es ist ja nicht ungewöhnlich, dass Krimiautoren Figuren erschaffen, die dann auch in Nachfolgekrimis die Hauptrolle übernehmen. Werden Sie Alyssa und Mika irgendwann weiterleben lassen?
Es existiert eine Storyline, die nahtlos an «Zürich fliegt» anknüpft. Die Figuren werden mich also weiter beschäftigen. Wann dies konkret der Fall sein wird, weiss ich aber noch nicht.
Eine Besonderheit im Zusammenhang mit Ihren Werken ist die Rolle der Musik. In «Zürich fliegt» spielen Sie mit musikalischen Referenzen und Metaphern, und zu jedem Buch gibt es auf Ihrer Website eine Playlist mit den Songs, die Sie beim Schreiben inspirierten. Wasverbindet Sie mit der Musik?
Musik läuft bei mir den ganzen Tag und beeinflusst – so glaube ich – auch, was und wie ich schreibe. Es ist wie bei einem Film: Ohne den passenden Soundtrack wirkt er nur halb so gut. Mit Musik kann ich definitiv besser in eine Geschichte abtauchen. Ich selber spiele zwei Instrumente, bin aber nicht besonders gut darin.
Die Musik, die einen inspiriert, ist doch eigentlich etwas Persönliches, fast schon Intimes. Wieso teilen Sie diese mit Ihrer Leserschaft?
Gerade jüngere Leser interessieren sich dafür, was man beim Schreiben hört. Sehr persönlich oder gar intim finde ich das nicht. Musik ist einfach eine Leidenschaft, die ich gerne mit anderen teile.
Hatten Sie schon Rückmeldungen diesbezüglich?
Einige Leser bedankten sich für meine Song- und Bandtipps. Andere freuen sich einfach, wenn ich dieselbe Musik höre wie sie.
Für «Das verlorene Dorf» hat die aufstrebende junge Band Sarz gar einen Titelsong komponiert. Sie haben unter anderem Filmwissenschaften studiert. Haben Sie auch schon mit dem Gedanken gespielt, eines Ihrer Bücher zu verfilmen?
In meinem Kopf läuft immer der Film zum Buch. Ich sehe alles vor mir, vom Trailer bis zum Abspann. Wenn jemand eine Geschichte von mir verfilmen möchte, würde ich ihn garantiert nicht aufhalten.
Und was bringt die Zukunft – weitere Bücher, die Liebe oder andere Experimente?
Ich habe noch einige Geschichten im Kopf, die ich gern auf Papier bringen möchte. Darauf freue ich mich schon sehr.
«Zürich fliegt»Rahel Hefti.2016, Emons-Verlag. Broschur, 272 Seiten.
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