Italiener soll Schweizer Waffen für die 'Ndrangheta besorgt haben
Bereits zu Prozessbeginn konnten in Bellinzona mehrere Anklagepunkte durch einen Zeugen, einem Mitglied der Mafia, bestätigt werden.

Das Bundesstrafgericht hat am Dienstag ein Mitglied der kalabresischen 'Ndrangheta per Video-Konferenz als Zeugen befragt. Der Mann machte Angaben zur Rolle des vor dem Bundesstrafgericht stehenden Angeklagten.
Der Zeuge bestätigte einzelne Punkte der Anklageschrift, nicht aber die Mitgliedschaft des Angeklagten bei der 'Ndrangheta. Der aus Kalabrien zugeschaltete Mann sass während der Befragung in einem kalabresischen Gerichtssaal. Gefilmt wurde er nur von hinten. Der Mann verbüsst derzeit eine lange Freiheitsstrafe.
Waffen im Auto versteckt
Er bestätigte, dass der Angeklagte mit den grossen, historischen Familien der 'Ndrangheta gross geworden sei - allerdings ohne selbst Mitglied der Mafia zu sein. Der Angeklagte habe früher Nachtclubs und Spielsalons besessen.
Der Zeuge ist ein Freund und Landsmann des Angeklagten. Er bestätigte, dass dieser auf Anfrage der lombardischen 'Ndrangheta hin mehrmals illegal Waffen in der Schweiz gekauft habe. Der Angeklagte habe einen Teil davon dann selbst nach Kalabrien transportiert.
«Die Waffen hat er demontiert und in jenem Wagen versteckt, den er jeweils für diese Transporte verwendete», sagte der Zeuge. Es habe immer eine Strategie für den Transport von Waffen aus der Schweiz nach Italien gegeben, präzisierte der Mann.
Er bestätigte ausserdem, dass der Angeklagte für die Bewachung von Hanffeldern im Kanton Bern Unterstützung der Mafia hatte und Drogenhandel betrieb.
Prozess auf Italienisch
Am Dienstag hat der Prozess gegen den 61-jährige Angeklagten vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona begonnen. Dieser hatte zuvor ausdrücklich gefordert, dass der Prozess auf Italienisch geführt wird, weil er keine andere Sprache beherrsche. Dem im Kanton Bern wohnhaften Mann wird unter anderem Beteiligung an einer kriminellen Organisation vorgeworfen.
Der verheiratete Familienvater stammt selbst aus Kalabrien. Die Bundesanwaltschaft (BA) wirft ihm vor, in der Zeit von 2003 bis 2011 an mehreren Aktionen der 'Ndrangheta in der Schweiz und Italien beteiligt gewesen zu sein.
Dem Italiener wird weiter vorgeworfen, an zahlreichen Treffen der 'Ndrangheta in der Lombardei und in Kalabrien teilgenommen zu haben - an Aufnahme-Zeremonien neuer Mafia-Mitglieder. Er sei in den Jahren 2003 und 2004 aktiv an Operationen der kalabresischen Mafia beteiligt gewesen, bei denen es in und um Turin zu blutigen Aktionen kam.
Der Angeklagte muss sich wegen des Transportes von mehreren Kilogramm Kokain und Haschisch zudem wegen Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz verantworten.
SDA/sep
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