Frankreichs Wirtschaft nach den WahlenJetzt muss Macron sparen – oder Wahlversprechen brechen
Die neue Regierung in Paris werde entweder die Steuern erhöhen oder Wahlversprechen brechen müssen, prophezeien Ökonomen.

Emmanuel Macron, der neue und alte Staatspräsident Frankreichs, darf sich über seinen Sieg freuen, ökonomisch hat er es aber mit einer wenig erfreulichen Lage zu tun. Sie schränkt seinen Handlungsspielraum enorm ein. Vor wenigen Tagen warnte der Internationale Währungsfonds vor einer deutlichen Verlangsamung des Wirtschaftswachstums weltweit und einer hohen Inflation. «Es ist mit einer Periode der Stagflation zu rechnen, in der es kein oder nur wenig Wachstum und eine hohe Inflation gibt, ähnlich wie in den Siebzigerjahren», sagte François Ecalle, Gründer der Website Fipeco und ehemaliger Richter am Rechnungshof, der französischen Zeitung «Les Échos».
Aus französischer Sicht kommt erschwerend hinzu, dass sich die Staatsverschuldung mit etwa 115 Prozent des Bruttoinlandprodukts auf einem historischen Höchststand befindet. Der Abbau des Schuldenbergs könnte in einer Phase mit wenig Wachstum schwieriger werden als noch vor kurzem gedacht. Der Ökonom Patrick Artus prophezeit daher: «Angesichts der unerwartet komplizierten Haushaltslage haben wir eine fünfjährige Amtszeit vor uns, in der es entweder zu Steuererhöhungen oder zu gebrochenen Versprechen kommen wird.»
Die Zeit des leichtfertigen Schuldenmachens ist vorbei
Ein Grund dafür ist, dass die Finanzmärkte mit einer Straffung der Geldpolitik rechnen. «Mit der Rückkehr der Inflation ist mit einem Anstieg der Zinssätze zu rechnen», sagt Artus. «Die haushaltspolitischen Erleichterungen, die wir in den letzten zehn Jahren dank der Ära niedriger Zinsen hatten, werden verschwinden.» Kurzum: Die Zeit des leichtfertigen Schuldenmachens ist vorbei.
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