Bestellung gemachtBund will keine Tests für Touristen – jetzt schafft die Swiss Fakten
Der Bundesrat will der Reiseindustrie immer noch nicht erlauben, dank Tests aus dem Jammertal zu kommen. Darum handelt die Swiss nun auf eigene Faust. Mit unsicheren Aussichten auf Erfolg.

Seit Monaten versucht die Reiseindustrie mit ihrer Forderung nach «Testen statt Quarantäne» ihr brachliegendes Geschäft wieder ein wenig anzukurbeln. Jedes Mal lief sie bisher damit auf. «Wir müssen die Tests so effizient wie möglich einsetzen», sagte Gesundheitsminister Alain Berset zuletzt am Mittwoch. «Wir können sie sicher nicht einfach so verteilen, auch nicht an Leute, die reisen wollen.» Und das, obwohl ab Montag schweizweit neben den bisherigen 30’000 PCR-Tests pro Tag 50’000 zusätzliche Schnelltests zur Verfügung stehen (hier erfahren Sie alles zur Funktionsweise der Tests). Sie werden im Moment dazu verwendet, die zweite Welle im Inland zu brechen.
Trotzdem arbeitet mit der Swiss eine der grössten Arbeitgeberinnen der Branche seit Wochen an einem Testsystem für ihre Passagiere. Als ob sie den Behörden beweisen wollte, dass es an ihr nicht scheitern soll. Vergangenes Wochenende schrieb die «SonntagsZeitung», dass die Airline plane, Schnelltests an den Flughäfen Zürich und Genf anzubieten. Nun bestätigt ein Sprecher gegenüber dieser Zeitung, dass man einen Schritt weitergekommen sei: «Wir haben uns dafür bereits Schnelltests gesichert. Pilotflüge sind in Planung.» Genauere Angaben zum Vorgehen oder zum Zeitpunkt will er nicht machen.

Hinweise könnte das Vorgehen der Schwesterairline Austrian geben, die vor einem täglichen Flug zwischen Wien und Berlin freiwillige, kostenlose Schnelltests anbietet: Fällt er positiv aus, wird die Bordkarte des Passagiers gesperrt. Bloss muss sich die Swiss fragen, worin für die Passagiere der Anreiz zum Testen bestehen soll, wenn sie damit nur verlieren können, indem sie nicht zum Flug zugelassen werden. Der Anreiz, mit einem negativen Test eine Quarantäne zu umgehen, ist zumindest aktuell noch nicht vorhanden. Die Swiss und der Rest der Reisebranche werden die Politik also weiterhin bearbeiten.
Edelweiss verzeichnet mehr Buchungen
Immerhin hat ein anderer Entscheid des Bundesrats vom Mittwoch den Leidensdruck in dieser Hinsicht ein wenig gesenkt: Mit Tschechien, Andorra, Belgien, Armenien und zwei Regionen Frankreichs – darunter Paris – stehen nur noch Gebiete auf der Risikoliste des Bundesamts für Gesundheit, die deutlich höhere Infektionszahlen als die Schweiz aufweisen. Mit zahlreichen Ländern, die die Schweiz nicht auf ihrer Risikoliste führen, ist also wieder ein weitgehend freier Reiseverkehr möglich. Allerdings halten die hohen Zahlen viele Menschen vom Buchen ab, wie verschiedene Unternehmen betonen.
Ein Sprecher des Reiseveranstalters Kuoni spricht trotzdem von einem «Hoffnungsschimmer in einer sehr anspruchsvollen Zeit». Und bei der Ferienairline Edelweiss schlägt sich der Entscheid aus Bern sogar schon in einem Buchungsanstieg nieder. «Besonders gefragt sind die Malediven und die Kanarischen Inseln», schreibt ein Sprecher. Edelweiss überlegt sich nun sogar, Zusatzflüge einzusetzen, um die plötzlich gestiegene Nachfrage zu befriedigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.