WinterspaziergangKlimawandel, Borkenkäfer und Energiekrise belasten den Wald
Förster Michel Kern erzählte rund 20 Teilnehmenden von seiner Arbeit und was die grossen Herausforderungen bei der Pflege des Waldes sind.

«Habe Ehrfurcht vor dem Baum, er ist ein einziges grosses Wunder, und euren Vorfahren war er heilig»: Mit diesem Zitat von Alexander von Humboldt (1769-1859) konnte Arnold Huber, Vizepräsident des Naturschutzvereins Oberglatt, rund 20 Teilnehmende zum Spaziergang mit Förster Michel Kern begrüssen.
Der Förster deckt ein breites Aufgabenspektrum ab, dazu gehören vor allem: Beratung, Aufsicht, Kontrolle und Öffentlichkeitsarbeit. Dies ist in einem Wald, in dem rund 80 Prozent Privatbesitz ist, nicht immer einfach, gibt es doch für diese keine Bewirtschaftungspflicht ausser in Fällen von Schädlingsbefall oder Sicherheit/Schutz von Wegen oder Gebäuden.
Einige Bäume verabschieden sich aus dem Mittelland
Die heutige und künftige Pflege des Waldes ist von grossen Herausforderungen geprägt. Zum einen ist das der Klimawandel: Das sich wandelnde Umfeld beeinflusst die langfristige Zusammensetzung des Waldes. Fichten, Buchen und Eschen werden sich wohl wegen der Hitze und Trockenheit aus dem Mittelland verabschieden und in höhere Regionen ziehen; bei uns werden sich eher Eichen, Weisstannen, Linden, Birken und Nussbaum breit machen. Die zweite grosse Herausforderung ist der Borkenkäfer (vor allem an Fichten) und die eingeführte Pilzkrankheit Eschenwelke. Die frühe Frühlingswärme erlaubt den Borkenkäfern die Aufzucht von bis zu drei Generationen pro Jahr, was leider die rasche Rodung weiterer Fichtenbestände bedingt.
Kleine Äste fehlen am Boden
Als dritte grosse Herausforderung nannte der Förster die Energiekrise: Die stark schwankenden Holzpreise führen einerseits dazu, dass kurzfristig viel Holz geschlagen wird, und andererseits wird es wieder attraktiv, auch kleinere Holzteile/Äste zu sammeln und zu häckseln, wodurch dem Boden durch die wegfallende Vermoderung notwendige Nährstoffe fehlen.
So durften die Teilnehmenden viel neu gewonnenes Wissen mit nach Hause nehmen, vorher gab es aber bei der Waldhütte Rümlang heissen Tee und Kaffee mit Gipfeli und selbstgebackenem Zopf – ein gelungener Abschluss des frühlingshaften Winterspazierganges.
In einem halben Jahr, am Samstag 25. November 2023, findet ein Herbstspaziergang mit Förster Michel Kern statt.
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