Barça-Star boykottiert HuaweiKritik an China? Griezmann geht aufs Ganze
Wegen Menschenrechtsbedenken löst der Fussballweltmeister seinen Vertrag mit dem chinesischen Grosskonzern auf. Ein riskantes Unterfangen, wie die Vergangenheit zeigte.

Kürzlich sagte Antoine Griezmann noch, er spreche eigentlich nicht gern ausserhalb des Rasens. Er sah sich nach diversen Gerüchten um sein Verhältnis mit Barcelona-Platzhirsch Lionel Messi gezwungen, neben dem Fussballplatz deutlich zu werden. Und es half: Anschliessend schoss er in den nächsten drei Spielen drei Tore und bereitete ein weiteres vor.
«Vielleicht sollte er jede Woche ein solches Interview geben», witzelte danach Trainer Ronald Koeman. Nun, so gesehen müsste er in den kommenden Partien einen Hattrick nach dem anderen erzielen. Denn wieder mal äusserte sich Griezmann abseits des Fussballplatzes. Und dieses Mal betrifft es ein wichtiges Thema. Dieses Mal geht es um Leben und Tod.
Denn der 29-jährige Offensivspieler reagierte auf die Berichte, wonach Huawei in Chinas staatliche Unterdrückung der muslimischen Minderheit verwickelt sei. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wirft dem Konzern aus der Telekommunikationsbranche die Entwicklung eines Programms zur ausgeweiteten Überwachung der muslimischen Uiguren in China vor. Demnach soll die Video-Auswertungssoftware Gesichter auch ethnischen Gruppen zuordnen können, sodass Behörden durch einen «Uiguren-Alarm» über Angehörige der Minderheit informiert werden können.
Griezmann reagierte eindrucksvoll: Mittels Instagram-Post verkündete er die sofortige Auflösung seines Werbevertrags mit Huawei. «Ich ergreife die Gelegenheit, um Huawei einzuladen, nicht nur die Anschuldigungen zu dementieren, sondern schnellstmöglich Massnahmen zu ergreifen, um gegen diese massive Repression vorzugehen und ihren Einfluss zu nutzen, damit die Menschenrechte in unserer Gesellschaft respektiert werden», schrieb der Weltmeister von 2018 dazu. Und bekam von vielen seiner 30 Millionen Abonnenten Zuspruch.
Özil als abschreckendes Beispiel
Abzuwarten bleibt, wie begeistert sein Arbeitgeber Barcelona ist. Schliesslich gilt der chinesische Markt bei den Topclubs als lukrativ genug, um dortigen Ärger tunlichst zu vermeiden. Wie empfindlich in China auf Kritik aus dem Ausland reagiert wird, erfuhren vor einem Jahr schon Mesut Özil und Arsenal.
Nachdem der frühere deutsche Nationalspieler mehrfach die Uiguren-Verfolgung angeprangert hatte, folgte die Reaktion umgehend: Özil wurde aus einem berühmten Videospiel gelöscht, zudem wurde sein Account im chinesischen Social-Media-Portal Weibo deaktiviert. Und: Das staatliche Fernsehen strich die Übertragung von Arsenals Spiel gegen Manchester City. Worauf wiederum Arsenal kuschte und sich öffentlich von Özils Worten distanzierte. Mittlerweile wurde dieser sogar aus dem Kader des Londoner Clubs gestrichen, offiziell wegen ungenügender Leistungen.
fas
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