Schokoladenkonzern wächst zweistelligLindt & Sprüngli mit fulminanter Erholung nach Corona-Krise
Umsatz und Gewinn des Zürcher Schokoladenherstellers schnellen im ersten Halbjahr 2021 in die Höhe. Sogar Werte vor der Pandemie sind übertroffen worden.

Lindt & Sprüngli hat sich von der Corona-bedingten Baisse ausgezeichnet erholt. Umsatz- und Gewinn sind im ersten Halbjahr 2021 nach schwachen Vorjahreswerten in die Höhe geschnellt. Sogar die Werte des Vorkrisenjahres 2019 wurden übertroffen.
Insgesamt setzte der Zürcher Premiumschokoladenhersteller in der Periode von Januar bis Juni 2021 1,80 Milliarden Franken um, 17,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Organisch entspricht das einem Wachstum von gar 17,4 Prozent, wie es in einer Mitteilung vom Dienstag heisst.
Lindt spricht von einer deutlichen Erholung des wichtigen Ostergeschäfts und einer positiven Entwicklung der Online-Umsätze im ersten Halbjahr. Letztere hätten sich gar verdoppelt. Und man habe in allen Regionen Marktanteile gewonnen.
Auf den verkauften Osterhasen, Lindorkugeln und Pralinés erzielte Lindt einen operativen Gewinn von 138,8 Millionen Franken (VJ 17,1 Mio), womit sich die Marge wieder deutlich auf 7,7 von 1,1 Prozent im gleichen Semester 2020 erholte. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von 101,6 Mio, was mehr oder weniger einer Verfünffachung gegenüber dem Vorjahreswert entspricht.
Erwartungen stark übertroffen
Die Erwartungen des Marktes wurden mit den präsentierten Zahlen massiv und auf allen Ebenen übertroffen. Analysten hatten im Durchschnitt lediglich einen Umsatz von 1,68 Milliarden (organ. Wachstum 9,6%), einen Betriebsgewinn (EBIT) von 94,3 Millionen (Marge 5,6%) sowie einen Reingewinn von 59,5 Millionen Franken geschätzt.
Für den weiteren Jahresverlauf gibt sich Lindt weiter optimistisch. In der Annahme, dass sich das Wachstum der globalen Schokoladenmärkte im zweiten Halbjahr verlangsame, erwartet man für das Gesamtjahr 2021 ein organisches Umsatzwachstum im unteren zweistelligen Bereich. Bisher war lediglich ein Wachstum von 6 bis 8 Prozent erwartet worden. Weiter bestätigt das Unternehmen für die Folgejahre eine unveränderte mittel-/langfristige Zielsetzung eines organischen Umsatzwachstums von 5 bis 7 Prozent p.a.
Für dieses Jahr strebt das Unternehmen eine gesteigerte operative Marge am oberen Ende von 13 bis 14 Prozent an, ab 2022 sollen es wieder 15 Prozent sein. Für die Folgejahre bestätigt das Unternehmen seine strategische Zielsetzung einer kontinuierlichen Verbesserung der Marge von 20 bis 40 Basispunkten pro Jahr. Man gehe davon aus, dass sich die globale Pandemielage kontinuierlich verbessern werde, heisst es dazu.
Nachhaltigkeitsziele gesetzt
Lindt & Sprüngli setzt sich neue Nachhaltigkeitsziele. Der Schokoladenhersteller will seine Verpackungen bis 2025 vollständig wiederverwertbar machen. In Zukunft sollen alle Verpackungen aus Zellstoff- und Papierbasis bestehen und aus einer zertifizierten Lieferkette bezogen werden.
Zudem will das Unternehmen auch bei der Menge an eingesetztem Material sparen, wie Lindt am Dienstag anlässlich der Halbjahreszahlen mitteilte. Lindt hatte bereits bei der Präsentation des Jahresergebnisses angekündigt, sich in Sachen Nachhaltigkeit neue Ziele vorzunehmen.
Die früheren Ziele galten bis 2020 und betrafen etwa die Rückverfolgbarkeit der Kakaobohnen. Dieses Etappenziel hatte der Konzern erreicht. Die Kakaobohnen in den Lindt-Schokoladen seien nun zu 100 Prozent rückverfolgbar und durch eine Drittpartei extern verifiziert, hiess es Anfang März. Bis 2025 sollen auch Kakaobutter und -pulver voll nachverfolgbar und verifiziert sein.
Zeitpunkt für netto null noch offen
Damals kündigte Lindt auch neue Etappenziele unter anderem für die CO2-Reduktion an. Mittelfristig will der Lindorkugeln-Hersteller eine «Netto-null-Emission» erreichen – also unter dem Strich keine Treibhausgase mehr ausstossen. Genaueres dazu findet sich in der heutigen Mitteilung zwar nicht; Lindt betont darin jedoch, man wolle sich auf Basis des Ansatzes «Science-Based-Targets» neue, klar messbare und ehrgeizige Klimaziele geben. Laut dem Nachhaltigkeitsbericht 2020 soll bis spätestens 2023 ein konkretes Ziel für die Netto-null-Emission definiert werden.
Mit den Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit befindet sich Lindt in guter Gesellschaft: Auch andere Lebensmittelkonzerne wie Nestlé oder Barry Callebaut wollen nachhaltiger werden. Dabei gehen diese zum Teil noch einen Schritt weiter: Der Schokoladenriese Barry Callebaut etwa will bis 2025 sogar eine positive CO2-Bilanz aufweisen. Nestlé wiederum gibt sich bis 2050 Zeit, um klimaneutral zu werden.
SDA/fal
Fehler gefunden?Jetzt melden.