Man gönnt sich ja sonst nichts
Das GLC-Coupé von Mercedes-Benz ist aussen weniger wuchtig und prollig als sein grösseres Pendant, innen aber nicht minder luxuriös. Die Version mit Vierzylinder-Dieselmotor und 204 PS gefällt mit Präsenz, bei vertretbarem Verbrauch.

Um es vorwegzunehmen: Einen Sympathiepreis gewinnt man mit dem GLC-Coupé nicht. Kritische Blicke gehören auch beim kleineren der beiden SUV-Coupés von Mercedes-Benz zum Fahrerlebnis dazu. Aber sie sind doch seltener als beim grösseren GLE- Coupé – ganz zu schweigen vom BMW X6, dem Stammvater dieses Segments und – für die Gegner – Ursprung allen Übels.
Im Vergleich dazu ist man mit dem kleinen Epigonen aus Stuttgart fast schon diskret unterwegs. Dafür sorgt vor allem der eher zurückhaltende Auftritt der Front: mit tellergrossem Mercedes-Logo und Diamantgrill zwar, aber eben mit einer recht tiefen Haube, die nur bis an die Hüfte reicht.
Technikaffine wickelt das GLC-Coupé zudem mit einer Lichtshow um den Finger: Die LED-Braue in den Frontscheinwerfern leuchtet blau auf, wenn man das Fahrzeug öffnet, und die Heckleuchten, rote Lichtbänder, sind sowieso schlicht eine Wucht. Ansonsten ist die Rückseite etwas pummelig, wie immer in diesem Segment, und die Doppelendrohre, eingebunden in eine quer verlaufende Chromspange, glänzen mit der Karosserie um die Wette.
Ganz verzichten sollte man auf die klobigen Trittbretter, die erst noch 670 Franken Aufpreis kosten. Allzu viel robuster Zierrat passt ohnehin nicht zu diesem Auto, das primär für den Boulevard entworfen wurde. Deutlich wird das im Interieur, das im Testwagen mit «platinweissem» und schwarzem Leder aufwartet und so wohl auch den meisten russischen Oligarchen zusagen dürfte. Die Lederkombination ist ein Produkt des Individualisierungsprogramms Designo, in dessen Rahmen sich der Innenraum ganz dem eigenen Geschmack anpassen lässt – das entsprechende Budget vorausgesetzt.
Allen denkbaren Varianten gemeinsam ist die Qualität von Material und Verarbeitung. Im Finish steht das GLC-Coupé dem grösseren Bruder GLE, aber auch der S-Klasse um nichts nach: Spaltmasse, Übergänge, Materialbeschaffenheit, alles ist bis aufs kleinste ausgereift. Das Multimedia- und Navigationssystem mit frei stehendem Bildschirm ist typisch für Mercedes, ebenso die breite Mittelkonsole mit der Bedienverdoppelung von Touchpad und Drehknopf. Auch sonst ist der Testwagen eine ziemlich maximale Kombination bekannter Features aus dem Regal der Stuttgarter, mit den gängigen Helfern der Oberklasse, etwa dem Stauassistenten, der das Fahrzeug im Stop-and-go-Verkehr selbstständig lenkt.
Aus den Annehmlichkeiten– die sich beim Testwagen auf insgesamt über 35'000 Franken summieren – herauszuheben ist das Soundsystem von Burmester (1101 Franken), das nicht nur klanglich überzeugt, sondern mit seinen polierten Metalloberflächen auch chic aussieht. Und ausserdem das grossflächige Head-up-Display (1405 Franken), das nach wie vor jedem digitalen Cockpit vorzuziehen ist.
Betrachtet man das aufgebockte Coupé von der praktischen Seite, ist das Platzangebot im Fond eher knapp zu nennen. Vor allem der Kopfraum leidet unter dem Karosseriekonzept. Der Kofferraum mit 500 bis 1400 Litern Fassungsvermögen ist dagegen auch für längere Reisen ausreichend. Wer dennoch mehr Platz braucht, wird schliesslich auch beim normalen GLC, in herkömmlicher SUV-Form, fündig.
Eine Entdeckung ist die Motorisierung des GLC 250d, der ab 57‘700 Franken im Angebot steht. Der Reihenvierzylinder im Testwagen mit 204 PS ist munter und durchzugsstark, läuft ruhig und ohne übermässiges Geknatter. Schon im Eco-Modus ist der Vortrieb eine Freude, und erst recht, wenn man in einen der Sport-Modi schaltet. Die Neungangautomatik arbeitet tadellos, und der Verbrauch bleibt mit rund 7 Litern im Rahmen, wenn auch weit über der Werksangabe laut NEFZ von 5,4 Litern.
Die adaptiven Dämpfer und die Elektronik leisten ihren Beitrag dazu, dass das SUV-Coupé ziemlich straff auf der Strasse liegt und stabil durch Kurven geht. Das Gewicht von knapp 1,9 Tonnen und den höheren Schwerpunkt können freilich auch solche Finessen nicht ausblenden. Ein SUV-Coupé bleibt wie der Name selbst immer ein wenig ein Zwitter, ein Auto für Menschen, die alles gleichzeitig wollen und dafür wie im Falle unseres Testwagens auch gerne um die 100‘000 Franken ausgeben. Wie sagt man so schön: Man gönnt sich ja sonst nichts.
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