Manitou kriegt seine Zähne poliert
Ist Pavol Senigla mit seinen Werkzeugen unterwegs, müssen die Pferde ihr Maul aufreissen. Denn regelmässige Zahnpflege ist nicht nur bei Menschen ein Muss. Der «ZU» hat dem Pferdezahnpfleger über die Schultern und Manitou ins Maul geschaut.
Manitou frisst in seiner Box im Dressur und Ausbildungsstall Mainau in Dielsdorf genüsslich Heu und weiss noch nicht was ihm blüht. Seine Besitzerin, Maya Graf, hat den Pferdezahnpfleger Pavol Senigla aufgeboten. Er soll sich die Zähne des 17-jährigen Wallachs anschauen. «Ich habe das Pferd noch nicht lange und mir ist beim Reiten aufgefallen, dass er trotz weicher Trense ‹mault› und etwas unruhig ist.» Graf will auf Nummer sicher gehen und wissen, ob er eine Behandlung nötig hat.
Grosses Werkzeug nötig
Pavol Senigla hat inzwischen die Bekanntschaft mit Manitou gemacht und ihm ins Maul geschaut. Er erkennt sofort, dass ein Behandlungsbedarf vorliegt. Noch weiss er nicht, ob Manitou schon früher die Zähne behandelt bekommen hat, daher geht er wie immer behutsam vor. Zuerst greift er sich eine Stahlraspel von 50 Zentimeter Länge und beginnt damit mechanisch die Kauflächen des Pferdes zu behandeln. Das Pferd bleibt erstaunlich ruhig.
«So gewöhnt sich das Pferd an das Instrument und gewinnt Vertrauen», erklärt Senigla, denn als nächstes greift er zum Maulgatter oder Maulöffner und fixiert damit das Pferdemaul. Manitou kann seine Zähne nicht mehr zusammenbeissen und der Zahnpfleger kann in Ruhe die Beschaffenheit der Zähne kontrollieren.
Der Oberkiefer des Pferdes ist breiter als der Unterkiefer, die Kauflächen der Zähne liegen daher nicht wie beim Menschen übereinander. Beim Oberkiefer bildet sich bei den Zähnen an der Aussenseite Spitzen und scharfe Kanten und bei den unteren Zähnen in der Innenkante. Diese gilt es jetzt mit einem flachen elektrischen Diamantschleifer von 3,5 Zentimeter Durchmesser abzuschleifen. Manitou ist nicht gerade begeistert aber trotzdem sehr kooperativ. «Ich merke, dass dies nicht seine erste Zahnbehandlung ist», meint Senigla zufrieden, «denn wenn 600 Kilogramm Pferde nicht mitmachen wollen, kanns schwierig werden.»
Dann müsse ein Pferd auch schon Mal sediert werden, was aber nur bei rund 10 Prozent der Pferde nötig sei. Dies erledige aber der Tierarzt, betont der Zahnexperte. Auch bei unerklärlichen Schmerzen oder Entzündungen der Zähne wird der Tierarzt konsultiert.
Manitou braucht zum Glück weder eine Sedierung noch den Tierarzt und der Pferdezahnpfleger greift zum Apple Core, einer ebenfalls elektrischen Diamantfeile, mit einer Einbuchtung. Damit werden die hintersten Zähne poliert und abgerundet, damit keine scharfen Kanten bleiben. Senigla schliesst seine Arbeit mit einer mechanischen Raspel ab. Dann endlich entfernt er den Maulöffner. Die ganze Prozedur ging relativ schnell über die Bühne. «Normalerweise brauche ich 20 Minuten. Ausser das Pferd benötigt eine besondere Behandlung», erklärt der Fachmann. Das sei dann der Fall, wenn die Pferde einen Über- oder Unterbiss haben oder die Schneidezähne zu lang gewachsen sind und somit die Backenzähne nicht aufeinander zu liegen kommen.
Im ganzen Land unterwegs
Meistens ist Senigla aber fürs regelmässige Abschleifen der Pferdezähne unterwegs. Denn diese werden pro Jahr um 2 bis 4 Millimeter nachgeschoben. Und da die Pferde heute statt Wildgras weiches Futter bekommen, ist das Schleifen nötig. «Vor allem bei jungen Pferden ist eine regelmässige Kontrolle wichtig, denn mit etwa zweieinhalb Jahren beginnt der Zahnwechsel. Das Gebiss ist mit etwas fünf Jahren komplett. Da kann es immer wieder Probleme geben. Zum Beispiel bleibe eine Milchkappe der Milchzähne stecken und diese müsse dann entfernt werden.
Pavol Senigla, der in Steinmaur zuhause ist, spricht aus langjähriger Erfahrung. Er übernahm 1997 als kantonal anerkannter Pferdezahnpfleger die Firma von seinem Lehrmeister Slavo Kokos. Heute ist er als Fachmann in der ganzen Schweiz gefragt.
Senigla tätschelt zum Abschied Manitou, der das Prozedere gut überstanden hat und bereits wieder Heu frisst und Besitzerin Maya Graf freut sich auf ihren nächsten Ausritt ohne «maulen».
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