Mary besucht ein Dorf wie jedes andere
Das Kabarettduo «schön & gut» trat im Theaterzentrum Sigristenkeller auf. Anna-Katharina Rickert und Ralf Schlatter beleuchteten das Schweizer Befinden in einem durchschnittlichen Dorf.

Ein Reisekoffer, eine Sitzbank und verschiedene Musikinstrumente kommen im Stück «Mary» des Kabarettduos «schön & gut» zum Einsatz. Die Darsteller Anna-Katharina Rickert und Rolf Schlatter schlüpfen in verschiedene Rollen und so betritt eine Person um die andere die Bühne. Mit wenigen Griffen an Kleidung und markanten Accessoires gelingt die Verwandlung hervorragend. Rickert und Schlatter nehmen das Publikum mit nach Grosshöchstetten, wo in der ersten Szene das Publikum den Gemeindepräsidenten Peter Kellenberger und Agneta, Haushaltangestelle aus Lettland, kennen lernt.
Wandlungsfähige Schauspieler
Thema des Stücks «Mary» ist die Lage im kleinen Dörfchen, stellvertretend für viele durchschnittliche Ortschaften. Aktuell steht die Gemeindeversammlung auf dem Programm inklusive der bevorstehenden Einbürgerung von Agneta. Nach der Pause betritt Mary die Szene und eine Pointe reiht sich an die andere. Die Protagonisten diskutieren und sinnieren, das Publikum ist gefordert, mitzudenken.
Im zweiten Teil nimmt das Stück an Fahrt auf. Mary, eben erst angekommen aus dem fernen Kentucky, möchte ebenfalls den Schweizer Pass, rechnet sich gute Chancen aus, kann sie sich doch auf ihre Vorfahren berufen, die einst die Schweiz Richtung Westen verliessen. Anna-Katharina Rickert brilliert mit dem breitesten amerikanischenm Englisch, verwandelt sich innert Sekunden von der welterfahrenen Amerikanerin in die lettische Haushaltsangestellte und in andere Rollen. Dafür gibts Szenenapplaus. Ein weiterer Kunstgriff sind Herr und Frau Meise, die das Geschehen in der Art wie die Spatzen es von den Dächern pfeifen, kommentieren. Alles in allem ein Stück, gespickt mit Gesellschaftskritik, feinen Hieben auf das politische Geschehen und gewürzt mit viel Humor.
Rund zwei Stunden dauert der Auftritt vor ausverkauftem Haus, das Publikum amüsiert sich bis zur letzten Pointe köstlich und bedankt sich mit grossem Applaus.
Mit fünftem Stück unterwegs
Rund eineinhalb Jahre arbeiteten die Künstler an ihrem neuesten Stück. In dieser Zeit trugen sie die Themen zusammen und nahmen die Stimmung im Land auf. Für ihr Schaffen heimste das Duo schon etliche Preise ein, im vergangenen Jahr wurden sie mit dem Schweizer Kleinkunstpreis ausgezeichnet. Vor 15 Jahren begann das Duo mit «schön & gut», als sich Herr Schön und Frau Gut auf einem verlassenen Bahnsteig in Grosshöchstetten kennenlernten. Die Geschichte wurde nun über fünf Bühnenstücke weiterentwickelt, einzelne Protagonisten kamen hinzu – wie aktuell Mary. Bereits zum fünften Mal gastierte das Schweizer Duo in Bülach. «Wir kommen immer wieder hierher. Im Sigristenkeller herrscht eine tolle Ambiance und der Kontakt zum Publikum ist nahe», sagte Ralf Schlatter.
Besucherin Cornelia Gujer war zum ersten Mal im Kulturzentrum Sigristenkeller. «Ich bin sehr angetan über das Ambiente im Kellertheater und geniesse den Abend sehr», sagte sie. «Es war erstaunlich und überzeugend, wie sich die Künstler von einer Figur in die andere verwandelten», sagte die Bülacherin.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch