«Mich macht es traurig, dass niemand eingeschritten ist»
Petra Bornhauser ist schockiert. Sie erfuhr gestern von der Presse, dass der mutmassliche Mörder ihres Mannes tot in seiner Zelle aufgefunden worden ist. Es macht sie traurig, dass es nun keinen Prozess mehr geben wird, und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Zeugen.

Der «Mord ohne Leiche» hat nun auch keinen Mörder mehr. Der mutmassliche Täter, ein 36-jähriger Brasilianer, wurde tot in seiner Zelle im Flughafengefängnis aufgefunden. Die Ursache ist zurzeit noch nicht geklärt. Eine weitere Hiobsbotschaft, die die Familie des getöteten Gino Bornhauser über sich ergehen lassen muss. Denn der Prozess, der auf den 12. Dezember angesetzt wurde, findet nun nicht statt.
Witwe Petra Bornhauser hat von der Presse vom Tod des Brasilianers erfahren. «Ich bin sehr schockiert und meine Gedanken sind durcheinander.» Sie finde es erschreckend, dass die Medien vor ihr informiert wurden. «Das ist bisher immer so gelaufen.»
Hoffnung auf einen Abschiedsbrief
Bei aller Wut, die sie gegenüber dem Täter empfindet, spricht Petra Bornhauser ihr Mitgefühl gegenüber dessen drei kleinen Töchtern aus: «Es tut mir leid für seine Familie.»
Sie kann es nicht fassen, dass es nun keinen Prozess gibt. «Ich hätte den Beschuldigten gerne gesehen und dessen Verurteilung gehört.» Weiter befürchtet sie, dass die Genugtuung ausfallen könnte. «Die ganze Geschichte hat mich bisher nur gekostet, ich bin auf das Geld angewiesen», sagt die Witwe.
Sie hofft nun, dass der Täter einen Abschiedsbrief hinterlassen hat, in dem er nochmals Stellung zum Mord nimmt und vielleicht einen Hinweis zum Verbleib der Leiche ihres Gatten gibt. Es sei eine enorme Belastung für sie, dass es keine Fortschrittegebe. Da die Leiche von Gino Bornhauser noch immer nicht gefunden wurde, kann er nicht für tot erklärt werden. Somit erhält seine Frau auch keine Witwenrente. Und noch viel schlimmer: «Ich will endlich richtig Abschied von meinem Mann nehmen können.»
Keiner der Zeugen hat geholfen
Petra Bornhauser ist nach wie vor der Meinung, dass alles hätte verhindert werden können. «Ein grobes Fehlverhalten hat zum Tod zweier Personen geführt.» Sie meint das Fehlverhalten der Zeugen, die die Schlägerei auf dem Parkplatz in Rafz beobachtet haben. Eine Frau filmte die Auseinandersetzung gar mit ihrem Handy. «Mich macht es sehr traurig, dass niemand von ihnen eingegriffen oder zumindest die Polizei alarmiert hat.»
Für Petra Bornhauser ist das klar eine unterlassene Hilfeleistung. Deshalb will sie nun zumindest gegen diese Personen rechtlich vorgehen. Der zugehörige Artikel 128 im Strafgesetzbuch lautet: «Wer einem Menschen, der in unmittelbarer Lebensgefahr schwebt, nicht hilft, obwohl es ihm den Umständen nach zugemutet werden könnte, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft.» Hätten die Leute, die den Streit beobachtet haben, dies eingehalten, wäre Gino Bornhauser heute wahrscheinlich noch am Leben.
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