Tiefenbohrungen für EndlagerNagra bohrt nun definitiv in Bachs
Der Bohrplatz in Bachs soll im September in Betrieb genommen werden. Es könnte die letzte Tiefenbohrung sein.

In Bachs wird nun doch gebohrt. Erst vor zwei Wochen hatte die Nagra noch bekannt gegeben, dass sie überprüft, ob eine weitere und womöglich letzte Tiefenbohrung für ein Tiefenlager für radioaktive Abfälle durchgeführt werden muss. Diese sollte in Bachs stattfinden, wofür die Nagra letztes Jahr ein Baugesuch einreichte. Ein Bohrplatz ist bereits seit einigen Wochen im Aufbau und soll Mitte August vollendet sein. Die Bohrarbeiten werden dann voraussichtlich Anfang September beginnen und bis Mitte März dauern.
Anfang Juli wartete die Nagra noch Resultate aus Stadel ab. Dort hatte sie Gesteinsproben aus zwei Bohrungen gewonnen, welche im Dezember 2020 begannen und sechs Monate andauerten. Die Bohrkerne aus den Stadler Gebieten Hasliboden und Steinacker bestätigten frühere Funde aus Bülach: Der Untergrund im Zürcher Unterland, genauer gesagt das Gebiet Nördlich Lägern nördlich von Bülach, eignet sich für ein Tiefenlager. In rund 800 Meter Tiefe befindet sich eine 100 Meter dicke Tonschicht aus sogenanntem Opalinuston. Dieses Gestein ist dicht genug, um als Wirtgestein für ein Endlager zu dienen.
Unterirdisches Korallenriff
In Bülach hatte die Nagra allerdings auch ein Korallenriff gefunden, welches sich direkt über der Opalinustonschicht befindet. Die Riffkante zieht sich von Norden bis Süden durch das Gebiet Nördlich Lägern, hat laut der Nagra aber keinen Einfluss auf ein mögliches Endlager. Diese Zweiteilung des Gebietes ist der Grund, weshalb weitere Proben aus dem Gebiet gewonnen werden: «Der Untergrund im östlichen Teil des Standortgebiets Nördlich Lägern unterscheidet sich vom westlichen Teil», erklärt Tim Vietor, Leiter Geologie und Sicherheit und Geschäftsleitungsmitglied bei der Nagra. «In beiden Teilbereichen führen wir zwei Bohrungen durch, wobei die jeweils zweite Bohrung dazu dient, die Resultate der ersten zu überprüfen und zu bestätigen.» Die Bohrstellen in Bülach und Stadel Hasliboden befinden sich über dem Korallenriff, Stadel Steinacker ausserhalb des Gebietes. Die Bohrung in Bachs soll die Resultate aus dem westlichen Gebiet ohne Korallenriff vervollständigen. Obwohl die Nagra Anfang Juli noch nicht wusste, ob sie tatsächlich in Bachs bohren wird, begann sie aus Kostengründen frühzeitig mit den Aufbauarbeiten des Bohrplatzes.
Neben Nördlich Lägern überprüfte die Nagra zwei weitere Gebiete: Zürich Nordost im Zürcher Weinland und Jura Ost im Aargau. Die Bohrung in Bachs wäre die insgesamt neunte Tiefenbohrung einer Serie, die 2019 begann und der Nagra ein möglichst vollständiges Bild über den Untergrund in den drei Regionen geben sollte. «Heute gehen die Nagra-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler davon aus, dass sich alle drei Standortregionen für ein Tiefenlager eignen, in dem der gesamte radioaktive Abfall der Schweiz entsorgt werden kann», schreibt die Nagra in einer Medienmitteilung. Wie geplant wird die Nagra nächstes Jahr ihren Standortvorschlag bekannt geben. Definitiv darüber entscheiden werden Bundesrat und Parlament oder sogar das Stimmvolk.
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