Gastrokolumne: Besser essen bei Fürst unverpackt in BülachNahrhaft ohne Tiere auf dem Teller
Das Bistro «Fürst unverpackt» in Bülach kocht vegan und verwertet dabei Produkte, die der verpackungsfreie Laden nicht mehr verkaufen kann. Dabei entdeckt man spannende Kreationen.

Das Reservieren am Vortag haben wir verpasst. Dennoch zeigt man sich im Bistro «Fürst unverpackt» in Bülach flexibel: Wir erhalten spontan einen Tisch draussen vor dem Laden, der Lebensmittel und anderes ohne Verpackung anbietet. Wegen der Kurzfristigkeit ist nur eines der beiden Menüs auf der Karte zu haben: Spaghetti mit einer Bolognese-Sauce und ein Salätchen.

Kaum haben wir uns gesetzt und ein Getränk gewählt, werden die Teller auch schon serviert. Das Gericht ist schmackhaft und gut gewürzt. Wüssten wir nicht, dass dieses Lokal keine Tiere oder deren Erzeugnisse verkauft, hätten wir die Ingredienzen der tomatigen Sauce vielleicht für Hackfleisch gehalten. Nur ein wenig weicher ist die Konsistenz. Es handelt sich um gehackte Sonnenblumenkerne, die zuvor eingeweicht wurden, wie uns der Koch Andreas Fürst erklärt. Auch der obendrauf gestreute Reibkäse ist pflanzlich.
Die Brüder Daniel und Andreas Fürst haben ihr Lokal im Zentrum von Bülach vor drei Jahren eröffnet. Es laufe recht gut, sagt Andreas Fürst. Noch etwas mehr Kundschaft erhoffen sich die beiden mit dem Wachstum des nahen Neubauquartiers Bülach Nord. Die Gastronomie ist nur ein Standbein des Betriebs. «So können wir Gemüse aus dem Laden verwerten, wenn es nicht mehr taufrisch aussieht», erklärt der gelernte Koch. Ziel des Betriebs ist es, Abfall in jeder Form möglichst zu vermeiden. Zudem ist das Angebot fast durchwegs biologisch, regional und saisongerecht: «Tomaten und Auberginen gibt es bei uns nur im Sommer», betont der Mitinhaber.
In der Ausbildung lernte Fürst wenig über die vegetarische Küche – geschweige denn über die vegane. Doch seit gut drei Jahren ernährt er sich selber vegan und hat sich ein Repertoire an entsprechenden Gerichten zugelegt. «Das ist spannend», sagt der Koch. «Ich entdecke immer wieder Neues.» Als Proteinquellen verwendet er häufig auch Hülsenfrüchte, Tofu oder Seitan.
Lauschiges Plätzchen neben Parkplatz
Eigentlich sind unsere Mägen nach dem Hauptgang schon gut gefüllt. Doch die Auswahl an veganen Desserts macht uns gwundrig. Eine Kugel Glace hat immer noch Platz. Beide probierten Sorten – Erdbeer und gesalzene Caramel – sind fein cremig und rutschen nur so hinunter. Der Kaffee kommt mit Mandel- oder Hafermilch. Zugegeben: Da waren wir zuerst etwas skeptisch. Aber doch: Das geht.

Die gut 30 Franken pro Person für das gesamte Menü scheinen uns gerechtfertigt. Etwas grösser und vielfältiger hätte der Salat ausfallen können. Doch insgesamt hat uns das Mittagessen geschmeckt, und die Abwechslung zur allgegenwärtigen Schnipo-Bratwurst-Gastronomie haben wir sehr geschätzt. Obwohl der Aussenbereich an den Parkplatz des Einkaufszentrums Sonnenhof grenzt, hat es das Team geschafft, mit ein paar Pflanzen, Tischchen und Sonnenschirmen ein lauschiges Plätzchen einzurichten, wo man auch gerne noch etwas länger verweilen würde. Doch nachdem wir uns noch kurz im Laden umgeschaut haben, wo Kunden mit mitgebrachten Gefässen einkaufen, ruft die Pflicht zurück ins Büro.
In der Serie «Besser essen» testen Redaktorinnen und Redaktoren ausgewählte Unterländer Restaurants. Dieses Mal war das Bistro Fürst unverpackt an der Reihe: Schaffhauserstrasse 53, Bülach. Vorbestellung des Mittagessens bis 14 Uhr des Vortags. www.fuerst-unverpackt.ch
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