Nochmals Gubser
Der vorletzte Schweizer «Tatort» aus Luzern ist ein Wettlauf gegen die Zeit – für alle Beteiligten.
«Ausgezählt» heisst die zweitletzte «Tatort»-Folge mit den Kommissaren Flückiger (Stefan Gubser) und Ritschard (Delia Meyer). Der Titel bezieht sich auf das Boxmilieu, in dem der Film beginnt, aber er darf auch symbolisch verstanden werden: Er spielt das zweitletzte Mal in Luzern, 2020 wechselt der Schauplatz der Schweizer Folgen nach Zürich. Zufall oder Absicht, dass dieses Mal ein ziemlich zwielichtiger Zürcher Ex-Polizist das Luzerner Duo auf eine harte Probe stellt?
Überhaupt ist es ein «Tatort» der unsympathischen Männer. Gleich zu Beginn fällt ein jugendlicher Boxmanager äusserst unangenehm auf, weil er seine Freude über den Tod der Gegnerin seines Schützlings (Herzstillstand infolge Dopings) nicht zügeln kann: «Öppis Bessers gits nid», schreit er triumphierend und will die Boxerin fortan als «Tina the Killer» vermarkten. Die aber hat genug vom Kämpfen und Dopen, will aussteigen, worauf sie der Manager ohne Nahrung und Wasser in einen Keller sperrt. Kurz darauf wird dieser Fiesling selber erschossen, niemand weiss jetzt, wo sich die Eingesperrte aufhält – der Polizei bleibt nur eine tonlose Videoübertragung aus dem Keller und eine IT-Spezialistin, die Lippen lesen kann.
Auch noch ein wenig «Prison Break»
Die Folge ist also noch keine 20 Minuten alt und wir hatten bereits einen Boxkampf im Stil von «Million Dollar Baby» und sehen jetzt einen Eingesperrt-Thriller mit Countdown, der erbarmungslos runterläuft. Aber nicht genug. Als drittes Genre-Element beginnt nun noch ein Gefängniskrimi mit deutlichen Anleihen bei der Serie «Prison Break»: Der Zürcher Ex-Polizist lässt sich als Mörder ins Gefängnis einliefern, um beim vermuteten Drahtzieher den Aufenthaltsort der Boxerin – sie ist sein Göttikind – zu erfahren. Vom geschmierten Gefängniswärter bis zu willfährigen Gehilfen des Knastkönigs sind dort alle üblichen Verdächtigen anwesend.
Da kommt also sehr viel zusammen, aber Spannung und Verständlichkeit leiden darunter. Wer will jetzt was genau von wem? Regisseurin Katalin Gödrös, die unter anderem sechs «Bestatter»-Folgen inszeniert hat, gelingen schmissig inszenierte Einzelszenen, auf dem Kommissariat geht es zum Beispiel lebendiger und lebensnaher zu und her als sonst, auch wenn einer Frau beim Sterbekampf zugeschaut wird. Zu einem Ganzen fügen sich die unterschiedlichen Teile jedoch nie.
Was nun? Bald ist wirklich ausgezählt, der letzte Luzerner «Tatort» steht im Herbst an. Auch diese Folge hat einen symbolträchtigen Titel. Sie heisst: «Der Elefant im Raum».
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