Bewusster Bruch mit Konventionen
Modernere Assistenten, eine bessere Dämmung für die Dieselmotoren und eine Motorsteuerung, die beim Lenken hilft: Mit diesen Neuerungen geht der Mazda 6 in die zweite Hälfte des Modellzyklus. Das Topmodell im Zweiwochentest.

Facelift – diesen ohnehin abgedroschenen Begriff kann man beim Mazda 6 getrost stecken lassen. Die Freiheit der Designer verhält sich bekanntlich umgekehrt proportional zum Verkaufserfolg. Und der war beim Flaggschiff der Japaner mit einer halben Million verkauften Fahrzeugen der aktuellen Generation seit 2013 immens. Also hat Mazda den Sechser optisch gar nicht erst angetastet.
Die Modellerneuerung, die im letzten Herbst erfolgte, ist rein technischer Natur und mit jener des kleineren Mazda 3 praktisch identisch. Interessant ist vorab eine neue Softwarelösung, genannt G-Vectoring, für die sich Mazda vom Rennsport inspirieren liess. In Kurven wird durch eine Verringerung der Einspritzmenge kurzfristig Motordrehmoment abgebaut. Der unterbrochene Vortrieb führt vorne zu einem minimalen Eintauchen. Damit geht mehr Gewicht auf die vorderen Räder, sie greifen besser, und das fördert die Seitenführung. 50 Millisekunden dauert der Vorgang, der damit zehnmal kürzer ausfällt, als wenn der Fahrer selbst den Fuss vom Gas nähme.
Eine andere Neuerung betrifft die Dieselmotoren: Ein Schwingungstilger an den Bolzen reduziert nun Vibrationen und Geräuschentwicklung und sorgt für einen gefühlt ruhigeren Lauf. Beide Massnahmen kultivieren das Fahren im Mazda 6, der sich schon vor den Änderungen als souveränes Reisefahrzeug empfohlen hat.
In unserem Zweiwochentest fahren wir die Spitzenversion, mit dem 175 PS leistenden 4-Zylinder-Turbodiesel, mit Allradantrieb und Sechsgangautomatik, die in der Schweiz nur als Sport Wagon bestellbar ist. Der Sechser ist in dieser Konfiguration ein typischer Mittelklassekombi: gutmütig gefedert, anständig gedämmt, nicht allzu spontan im Ansprechverhalten, aber mit einem guten Durchzug.
Das Raumangebot auf den sehr bequemen Sitzen ist für Erwachsene auf allen Plätzen ausreichend, der Kofferraum mit 522 bis 1664 Litern im guten Mittelfeld dieser Fahrzeugzunft, und die 4,8 Meter Länge und 1,82 Meter Breite sind dank Rückfahrkamera und Parksensoren problemlos beherrschbar und garagentauglich.
Einlenkverhalten und Geradeauslauf haben vom G-Vectoring profitiert, immer noch ist das Lenkgefühl aber etwas schwammig. Dank des Allradantriebes geht der Sechser sehr kontrolliert durch Kurven. Allzu wohl fühlt er sich auf Slalomkursen aber nicht, dafür baut die Karosserie zu viel Wankneigung auf. Sport ist nicht die bevorzugte Disziplin des Mazda 6. Das lässt sich auch aus dem Motorenangebot ablesen: Zwei Diesel und zwei Benziner in einer Spreizung von 150 bis 192 PS stehen zur Wahl, leider mit stark eingeschränkten Kombinationsmöglichkeiten.
Im Cockpit hat die Modellerneuerung wiederum technische Spuren hinterlassen. Das Design, das fliessende Linien zelebriert und mit Kunstlederdekor zu gefallen sucht, ist unverändert, wirkt nüchtern, solide und in der Anordnung nachvollziehbar. Neuerdings ist das Lenkrad beheizbar, so wie im Testwagen auch die Front- und Fondsitze.
Gerade taufrisch wirkt der Sechser nicht mehr. Der 7-Zoll-Touchscreen auf dem Armaturenträger ist vergleichsweise klein und hat einen dicken Rahmen, das Head-up-Display profitiert von neuen Farbdarstellungen, die Projektion erfolgt aber immer noch auf eine ausfahrbare Glasplatte.
Nichts auszusetzen gibt es am Assistenzpaket, das – vom autonomen Folgen abgesehen – den Status quo abbildet, mit Totwinkelwarner, Abstandstempomat und City-Notbremsfunktion. Weil Mazda neu eine Kamera einsetzt statt einen Laser, erkennt der Sechser nun auch Verkehrszeichen – und meistens die richtigen.
Abzug gibt es für den Testverbrauch: 7 Liter – 1,6 Liter mehr als die Werksangabe. Unverständlich bleibt, weshalb Mazda in dieser Fahrzeugklasse weiterhin auf die Annehmlichkeit einer elektronischen Heckklappe verzichtet.
Den Mazda 6 gibt es ab 35‘950 Franken, unseren Testwagen ab 49‘950 Franken – respektive in Komplettausstattung mit Metallic-Lackierung, Schiebedach und Abstandstempomat für knapp über 52‘000 Franken.
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