Ein goldenes Händchen
Der neue Arteon bringt die Marke VW einen Schritt weiter in Richtung Hochpreishersteller. Seine Qualitäten sind indes unbestritten.

Zuerst ein Rückblick. 2001 merkte Volkswagen, dass zum Volk auch Menschen gehören, die gerne hochpreisige Wagen kaufen, und baute fortan die Oberklasselimousine Phaeton. Die Pläne waren ehrgeizig, die «Gläserne Manufaktur», in der der Phaeton gefertigt wurde, war grossartig; die Verkaufszahlen kamen indes nie auf Touren, und so scheiterte das Modell grandios. Die Produktion wurde offiziell 2016 eingestellt.
In eine ähnliche Richtung, wenn auch auf tieferem Niveau, zielte das ab 2012 gebaute, viertürige Coupé CC, der Nachfolger des ab 2008 angebotenen Passat CC. Auch mit dem CC wollte VW in höhere Sphären vorstossen, zumindest was die Verkaufspreise betrifft – ein Kassenschlager wurde das Modell nicht, was aber auch daran liegt, dass viertürige Coupés Nischenprodukte sind.
Nun also folgt das nächste Modell für die Besserverdienenden im Volk, und dieses Modell ist eine Kombination aus Phaeton und CC. Ein viertüriges Coupé, könnte man sagen, oder eben eine sportlich geformte Limousine, je nach Betrachtungsweise. Der Name allein lässt schon die Erwartungen steigen: Arteon, das Wort erzeugt einen künstlerischen Glanz, suggeriert klassische Eleganz und Hightech auf einen Streich. Wir sind die viertürige Limousine gefahren – standesgemäss in aufsehenerregender, goldfarbener Lackierung.
Das Design, zu dem man hundert Sätze schreiben könnte, haken wir mit einem Wort ab: Wow! Mit dieser Gestaltung hat VW tatsächlich ein goldenes Händchen bewiesen, sie wird dem Modell gerecht und erfüllt sicherlich die Ansprüche der Kundschaft.
Etwas mehr «Wow» hätten wir dem Innenraum zugetraut, doch zu bemängeln gibt es eigentlich nichts: Es ist ein VW auf höchstem Niveau, topmodern mit virtuellem Cockpit, verwöhnenden Features, bester Ergonomie und äusserst akkurater Verarbeitung. Einen Touch mehr Luxus, einen Hauch mehr Oberklasse hätten wir uns gewünscht – doch der Abstand zu Tochter Audi soll diesbezüglich wohl wenigstens noch ein wenig kultiviert werden.
An Assistenten ist verbaut, was VW derzeit zu bieten hat. Will heissen: so ziemlich alles, was es auf dem Markt gibt. Gleiches gilt für das Infotainment- und für das Soundsystem, beide sind auf einem sehr hohen Niveau. Beim Antrieb sind dann doch Diskrepanzen zum Phaeton auszumachen, was aber allein an der heutigen Zeit liegt: Statt sechs bis zwölf Zylinder sind im Arteon ausschliesslich Vierzylinder am Werk, und zwar drei Benziner (150 bis 280 PS) und drei Diesel (110 bis 240 PS). Wir fuhren den stärksten Diesel mit Doppelkupplungsgetriebe und Allradantrieb – eine feine Wahl.
Im Fahrbetrieb gefällt uns der Arteon sehr gut, er fühlt sich trotz der Länge von 4,86 Metern und der Breite von 1,87 Metern kompakt an, lenkt willig und zielgenau ein und rollt vornehm komfortabel ab. Zum stets unterschätzten Phaeton ist da aber doch ein Klassenunterschied auszumachen, dafür kann der Arteon auch sportlich, wenn der Fahrer es denn will. Und schliesslich spielte der Phaeton preislich in einer anderen Liga – der Arteon wird nämlich bereits ab 44‘900 Franken angeboten.
Den Vergleich mit CC oder Phaeton lässt sich also schwer ziehen, der Arteon ist ein eigenständiges Modell, das absolut seine Berechtigung hat. Wer ein elegantes, viertüriges Coupé will, muss nicht zu den sogenannten Premiumherstellern gehen, er wird durchaus auch bei VW fündig.
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