Sweet Home: Nähprojekte aus StoffrestenSo nachhaltig ist Patchwork
Ob Vorhang, Tasche oder Bettwäsche: Diese acht Handarbeitsideen begeistern mit viel Kreativität und Verantwortungsbewusstsein.
1 — Grosse Stücke

Patchwork ist lange vor der Wegwerf- und Eventkultur entstanden. Damals kochte man mit Resten, strickte, nähte und gab acht, dass man bis aufs Kleinste alles nutzte. Stoffe waren wertvoll. Noch bis in die Siebzigerjahre gab es auch hierzulande noch viele Stoffläden. Wer etwas Besonderes wollte und sich keine Schneiderin leisten konnte, nähte selber, denn es gab ja weder H&M noch Zara, und Prêt à Porter kam erst in den Sechzigerjahren mit Yves Saint Laurent so richtig in Mode.
Noch viel früher waren in Europa viele Menschen so arm, dass sie in neuen Kontinenten wie Amerika ihr Glück suchten. Viele Pioniere siedelten sich in ländlichen Gegenden an, wo es wenig gab. Da begann die Kultur des Patchworkquilts. Patchwork bezeichnet das Zusammennähen von Stoffstücken, während man beim Quilten mit handgenähten Steppstichen zwei Stofflagen mit Füllung zu einer warmen Decke vernäht. Beide Techniken können auch losgelöst voneinander ausgeübt werden und sind jeweils eine Kunst für sich. In diesem Beitrag geht es nur über die Patchworktechnik, die auch sehr einfach umsetzbar ist.
Mit grossen Stoffstücken, zum Beispiel von alten Kleidern, Tischdecken oder Betttüchern ist hier ein schlichter und charmanter Vorhang entstanden. Was ihn besonders apart macht, ist die Reduktion von Farben und Mustern.
2 — Vernähte Nostalgie

Das Gegenteil von Reduktion habe ich mit meinem Balkonvorhang umgesetzt. Dafür habe ich auch relativ grosse Stoffstücke vernäht, aber alle zeigen unterschiedliche Muster und Farben. Da ich Stoffe schon immer liebte, habe ich von allen Orten, an denen ich war, vor allem Stoffe als Souvenirs mitgebracht. Als Moderedaktorin reiste ich sehr oft und da mein Mann aus London kommt, war auch London schon früh eine zweite Heimat. So ist unser Vorhang eine Art Fotoalbum. Der Leopardenstoff etwa kommt aus Bangkok von Jim Thompson, einer legendären Stofffirma, die einst von einem amerikanischen Architekten gegründet wurde und vor allem die thailändische Seidenweberei förderte. Jim Thompson verschwand in den Sechzigerjahren auf mysteriöse Weise im Dschungel.
Es gibt auch Stoffe mit Palmenblättern, die ich aus Hawaii habe, fantastische Prints aus der Provence und natürlich viele aus englischen Kollektionen, wie etwa einer, der die Figuren von «Alice im Wunderland» zeigt. Da ich mir solche Stoffe nie in grossen Mengen leiste, habe ich eher Kissen damit gemacht und eben Patchwork. Den Vorhang hat dann meine Mutter, die Haute-Couture-Schneiderin und Handarbeitslehrerin war, professionell genäht mit Futter und edlem, üppigen Faltenwurf. So ist mit diesem Vorhang und natürlich noch mit viel mehr auch meine Mutter, die vor drei Jahren verstorben ist, noch ein bisschen bei uns.
Echte Vorhänge haben übrigens immer ein Futter. Dieses hilft, dass die Stoffe ihre Farben nicht durch das Licht verlieren. Es macht sie blickdichter und die Vorhänge fallen schöner.
3 — Das kleine Projekt

Da mir alle meine Stoffe sehr wertvoll sind, habe ich auch die kleinsten Resten vernäht. Ich liebe die Webenden von Printstoffen, bei denen man sieht, mit wie vielen Farben sie gedruckt wurden. Schöne, edle Stoffe werden nämlich mit Siebdruck gedruckt und dabei bekommt jede Farbe ein Sieb. Heute wird auch vieles digital gedruckt. Es gibt bestimmt auch gute digitale Drucke, doch der Unterschied ist ein bisschen so wie jener zwischen handgezeichneten Trickfilmen und denen, die mit dem Computer gemacht sind. Aus kleinen Stoffresten, die einem lieb sind, lassen sich auch kleine Projekte machen. Es muss nicht immer ein Kissen sein, Beutel sind auch hübsche und praktische Accessoires in einem Haushalt.
4 — Minimalismus mit Nähten

Zurück zur Einfachheit. Viele Menschen mögen weder Muster noch Farben. Dieses Beispiel zeigt, dass man mit der Patchworktechnik durchaus auch minimalistisch umgehen kann, indem man zum Beispiel unterschiedlich grosse, weisse Stoffstücke zu einem Ganzen zusammennäht.
5 — Big-Picture-Projekt

Aus den allerkleinsten Stoffresten lassen sich auch grosse Dinge nähen. Diesen Patchwork habe ich einmal aus 1500 Stücken genäht. Er sollte zu einem Quilt werden. Doch quilten machte mir nie so besonders viel Freude, so ist der Patchwork einfach ein unfertiges Werk geblieben. Vielleicht wird ja mal noch was draus. Ich habe mir auch schon überlegt, einen kleinen Sessel damit zu beziehen.
Damit mit vielen unterschiedlichen Farben und Mustern eine gewisse Harmonie entsteht, braucht es einen Rhythmus. Ich habe das damals mit dem Einsetzen von schwarz-weiss gestreiften Stoffplätzchen gemacht. Auch habe ich zuerst grössere Quadrate im selben Ablauf genäht und diese dann zusammengefügt.
6 — Die Klassiker

In diesem gemütlichen, englischen Schlafzimmer sind echte traditionelle Quilts und Patchwork als Decken und Vorhänge eingesetzt. Bei vielen traditionellen Patchworks sind die Stoffstücke wabenförmig geschnitten und werden somit an sechs Seiten aneinandergenäht. Das ist anspruchsvoll und erfordert genaues Schaffen. Echte alte Patchworkdecken wurden natürlich von Hand genäht.
7 — Handtuchkunst

Viel einfacher ist diese entzückende Idee: Ein Patchworkvorhang, der aus Küchentücher genäht ist. Da Küchentücher meist Streifen und Karos zeigen, entsteht daraus ein schlichtes, modern wirkendes Gesamtwerk.
8 — Bettwäsche

Ein anderes Patchworkprojekt, das ohne Quilten auskommt, ist das Nähen von Bettwäsche. Dabei kann man entweder feine Baumwollstoffresten aufbrauchen oder aus alten Hemden oder kaputter Bettwäsche neue gestalten.
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