Basketball: Phönix Basket RegensdorfPlötzlich hat Phönix wieder alles in den eigenen Händen
Noch vor kurzem lagen sie abgeschlagen am Tabellenende. Doch nach dem 78:60-Heimsieg über Ikaros Zürich sind die Chancen der Regensdorfer Männer auf den Verbleib in der 1. Liga regional wieder da.

Das 4-Punkte-Spiel in der vorletzten Runde im Kampf um den Ligaerhalt in der vierthöchsten Spielklasse entwickelte sich zu einer erstaunlich einseitigen Angelegenheit. Aufseiten der Gäste sorgte in erster Linie Coach Raul-Alberto Castro Nistral durch lange Diskussionen mit dem Schiedsrichter-Duo und stimmgewaltige Anweisungen für Zunder. Ansonsten wäre wohl niemand in der Buchser Pemo-Arena auf die Idee gekommen, dass hier gerade ein vorentscheidendes Direktduell zweier Teams aus dem Tabellenkeller vor sich geht. Denn das Schlusslicht aus der Stadt Zürich hielt mit dem Vorletzten Regensdorf nur zu Beginn mit. Nach der ersten Viertelspause, in die sie mit einem 20:18-Vorsprung gegangen waren, setzten sich die Gastgeber ab.
«Wir haben das Spiel in der Verteidigung gewonnen, ganz klar», kommentierte Stefan Fekete. «Dort haben alle gut gekämpft und sich gut bewegt.» Der Trainer der Regensdorfer U-12- und U-18-Junioren sprang als Interimscoach in dieser Partie für David Castro ein. Dies, nachdem der Regionalverband den Match wegen des Mangels an Unparteiischen ausgerechnet auf jene Woche gelegt hatte, für die Castro schon lange Ferien mit seiner Frau geplant hatte. So setzten die Phönixe unter Feketes Ägide Castros Gameplan perfekt um. Die Regensdorfer schirmten die Zone um den eigenen Korb so kompakt und konsequent ab, dass sie die Gäste zu riskanten Distanzwürfen oder Fehlpässen provozierten. Nach solchen Balleroberungen zogen die Phönixe im Hochtempo zum gegnerischen Korb und verwerteten die Fastbreak-Gelegenheiten konsequent. «Solche Punkte machen es einfacher, zu gewinnen», erklärte Fekete. Er habe keinen Moment gezögert, in der kapitalen Partie als Coach Verantwortung zu übernehmen. «David Castro ist ein guter Kollege, ich wollte ihm und dem Club helfen – ausserdem liebe ich besondere Herausforderungen», fügte der 37-Jährige lachend an.
Mehr Leidenschaft und drei neue Kräfte
Gemäss Nikola Petrovic trug der Ersatzcoach einiges zum klaren Sieg bei. «Er hat uns in der Pause einen wichtigen Input für die Verteidigung gegeben, danach haben wir dort die meisten Rebounds geholt», verriet der Regensdorfer Co-Captain. «Und er hat uns einen Spielzug im Angriff vorgegeben, mit dem wir danach oft gepunktet haben.» Das 20-jährige Phönix-Eigengewächs zeichnete sich mit 16 Punkten als einer der besten Skorer seines Teams aus – und gemeinsam mit Max Raoul Schmid als wieselflinken, unermüdlichen Balleroberer in der Verteidigung. «Bei uns kommt es vor allem darauf an, dass wir Leidenschaft und Siegeswillen aufs Feld bringen, und das über das ganze Spiel – das ist uns leider erst in den letzten Matches gelungen» befand Petrovic. «Davor haben wir entweder gut begonnen und sind irgendwann total eingebrochen, oder wir haben erst zu spielen angefangen, als praktisch schon alles gelaufen war.»

Als wichtigen Faktor für den finalen Aufwärtstrend, der mit Siegen über den Ranglistenzweiten Zug und im Derby gegen die starken Opfiker (3.) eingesetzt hatte, nannte Petrovic ausserdem drei neue Spieler. Auch optisch herausragend, verstärkt der 2,10 Meter grosse Center Kevin William Ipala das Team in allen Bereichen ebenso wie der schnelle und ballsichere Sizzla Jembe Juma. Matija Petrovic, der Dritte, der erst während der Saison zu den Phönixen stiess, kam gegen Ikaros nur zu Kurzeinsätzen. «Mit ihnen haben wir jetzt eine starke Mannschaft zusammen, ich bin ziemlich sicher, dass wir den Ligaerhalt schaffen», schloss Petrovic.
Seine schlimmste Saison
Doch warum gerieten die Phönixe, die zu Beginn der vorigen Spielzeit den Aufstieg als Ziel genannt hatten, heuer überhaupt in ihre missliche Lage? Coach David Castro fasst zusammen: «Es ist die schlimmste Saison meiner ganzen Basketball-Karriere, so etwas habe ich weder als Spieler noch als Trainer je erlebt. Als Team haben wir uns erst in den letzten drei Spielen so richtig gefunden.» Zu Beginn der Saisonvorbereitung habe er lediglich vier bisherige Stammkräfte und drei Junioren in der Halle angetroffen. «Alle anderen sind gegangen, auch weil sie keine drei Mal in der Woche trainieren wollten.» So zog sich der 37-jährige ehemalige NLA-Crack, der sich eigentlich auf seine Aufgabe als Coach hatte konzentrieren wollen, kurzerhand wieder das Phönix-Leibchen über. Doch nach dem Sieg im ersten Saisonspiel verletzte er sich an Knie und Hüfte und fiel aus.
Dafür kehrten einige der Ehemaligen zurück. Inzwischen sind sie jedoch wieder weg. «Punkto Trainingspräsenz, Disziplin und Verlässlichkeit hatten wir leider verschiedene Vorstellungen», erklärt Castro. «Auf die Dauer war es besser, einen Schnitt zu machen. Seither gehts bergauf.» Zuvor habe durch das Kommen und Gehen viel Unruhe geherrscht. In Kombination mit langwierigen Blessuren einiger Spieler und den Formschwankungen, wie sie für die Jungen im Team normal seien, habe dies zu viel Instabilität geführt. «Immerhin haben wir jetzt wieder alles in den eigenen Händen», sagt der Trainer. Die Entscheidung fällt nun im Direktduell mit dem Drittletzten Winterthur 2 am kommenden Sonntag um 11.30 Uhr in der Regensdorfer Sporthalle Wisacher.
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