Poenina-Topmanager per sofort abgesetztNach Millionen-Betrug am Lötschberg: Chef muss gehen
Weil der Konzernchef in der Vergangenheit Straftaten begangen hat, entlässt ihn die Gebäudetechnik-Gruppe. Auch der Verwaltungsratspräsident muss bald gehen.

Poenina liess die Bombe am späten Dienstagabend platzen: Das Unternehmen habe seinen Konzernchef Jean Claude Bregy per sofort freigestellt, teilte es mit. Grund dafür seien Straftaten, die Bregy vor mehr als zwölf Jahren begangen habe.
Die «SonntagsZeitung» hatte am 8. August enthüllt, dass Bregy an einem Betrugsfall im Rahmen des Baus des Lötschberg-Basistunnels beteiligt gewesen sei. Er wurde per Strafbefehl wegen Gehilfenschaft zum gewerbsmässigen Betrug und mehrfacher ungetreuer Geschäftsbesorgung in Bereicherungsabsicht. rechtskräftig verurteilt.
Haupttäter war ein anderer Mann gewesen, der damalige Leiter eines Teilprojekts der Elektroinstallationen im Tunnel. Er hatte seinen Arbeitgeber, die Elektrotechnikgruppe Burkhalter, mit fiktiven Aufträgen getäuscht und so 2,8 Millionen Franken entwendet. Bregy half dem Mann dabei und kassierte dafür einen Anteil.
Verwaltungsrat stellte sich zunächst hinter Bregy
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels hatte sich der Verwaltungsrat noch hinter seinen Konzernchef gestellt. Das Aufsichtsgremium konnte mit diesem demonstrativen Vertrauensbeweis jedoch nicht verhindern, dass der Aktienkurs von Poenina um bis zu 9,5 Prozent einbrach. Doch es war absehbar, dass Bregy nicht zu halten war.
Näher ging die Zürcher Gebäudetechnik-Gruppe am Dienstagabend nicht auf die Vorwürfe ein. Poenina teilte einzig mit, die Straftaten stünden in keinem Zusammenhang mit Poenina.
Bregy hält als Aktionär 20,72 Prozent an Poenina. Der Verwaltungsrat hat ihn zu einer sogenannten Lock-up-Vereinbarung verpflichtet. Er darf somit seine Anteile frühestens in zwölf Monaten verkaufen.
Auch der Verwaltungsratspräsident tritt zurück
In den Strudel gerät auch Verwaltungsratspräsident Marco Syfrig. Er teilte mit, an der Generalversammlung vom kommenden Jahr nicht mehr zur Wiederwahl anzutreten. «Ich habe eine Fehleinschätzung der Situation vorgenommen und als Verwaltungsratspräsident auch kommunikativ Fehler begangen. Dazu stehe ich und dafür entschuldige ich mich in aller Form gegenüber unseren Mitarbeitenden, unseren Aktionären und der Öffentlichkeit», lässt sich Syfrig zitieren.
Syfrig ist Chef und Verwaltungratsdelegierter der vor zwölf Jahren geschädigten Burkhalter-Gruppe. Anfang Juni wurde sein Neffe Thomas Syfrig zum neuen Finanzchef von Poenina gewählt.
Vorübergehend übernimmt nun Christoph Arnold das Amt des Konzernchefs von Poenina. Bislang war er Mitglied des Verwaltungsrats. Für seine neue Aufgabe tritt er per sofort aus dem Aufsichtsgremium zurück.
Für die Suche einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers von Syfrig hat Poenina ein externes Unternehmen beauftragt, das auf die Personalvermittlung von Führungskräften spezialisiert ist.
Externe Untersuchung soll Licht ins Dunkel bringen
Weiter hat der Verwaltungsrat an seiner Sitzung vom Dienstag entschieden, eine externe Untersuchung durch eine unabhängige und anerkannte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft einzuleiten. Dies geschehe, um «dem öffentlichen Interesse Rechnung zu tragen und auch gegenüber der Anlegerschaft volle Transparenz zu gewähren».
Die Entlassung Bregys habe keinen Einfluss auf die Finanzlage von Poenina, teilte die Gruppe weiter mit. Die bereits veröffentlichten «sehr guten Aussichten für das Geschäftshalbjahr 2021 sind nach wie vor aktuell».
Die Anleger reagierten am Morgen wohlwollend auf die Neuigkeiten. Der Aktienkurs stieg um 5,3 Prozent.
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