Kreml-Flugzeug bei BaselReisebusse brachten Russen unter Polizeischutz zum Euro-Airport
Was hat eine russische Regierungsmaschine am Basler Flughafen zu suchen? Das französische Aussenministerium äussert sich zum Sonderflug. Reporter in Strassburg nennen Details.

Zum aufsehenerregenden Fall des russischen Regierungsflugzeugs, das am Mittwoch am Euro-Airport gelandet war, kommen mehr und mehr Details ans Licht.
Gemäss einer Stellungnahme des französischen Aussenministeriums war die Maschine – eine Iljuschin Il-96-300 – am Flughafen Basel-Mulhouse gelandet, um diplomatisches Personal zu verschieben. Mitarbeiter der russischen Vertretung in Strassburg sollten an Bord des Flugzeugs gehen. Strassburg ist Sitz des Europarats, von dem Moskau als Folge des Angriffs auf die Ukraine ausgeschlossen worden war.
«Nach dem Ausschluss der Russischen Föderation aus dem Europarat im März dieses Jahres und der damit verbundenen Schliessung ihrer Vertretung in Strassburg ermöglichte dieser von Russland organisierte Rückführungsflug den Mitarbeitern und ihren Familien die endgültige Ausreise aus Frankreich», wird das Aussenministerium von der französischen Zeitung «Le Figaro» zitiert. (Mehr zum Ausschluss erfahren Sie im Bericht: «Kriegsverbrechen sieht er schon heute, jeden Tag».)
Von Strassburg zum Euro-Airport
Gemäss der Nachrichtenagentur AFP erfolgte die Anfahrt von Strassburg zum über 100 Kilometer entfernten Euro-Airport in einer koordinierten Aktion am Mittwochabend. So sei die Strasse, in der sich die russische Vertretung in Strassburg befindet, durch Kastenwagen der Gendarmerie gesperrt worden. Mehrere Reisebusse seien vor dem Konsulat geparkt und etwa 15 Motorradfahrer der Polizei anwesend gewesen, so die AFP.
Die Regionalzeitung «Dernières Nouvelles d’Alsace» schreibt: «Etwa 40 Polizisten wurden am Mittwoch ab 18 Uhr mobilisiert, um den Schutz von russischen Staatsangehörigen zu gewährleisten, die in ihr Land abreisten und bis dahin in der Nähe des Europarats Dienst taten.» Rund 50 Personen – Diplomaten, ihre Familien und Mitarbeiter – seien bis zum Flughafen Basel-Mulhouse begleitet worden. Von dort flogen sie noch am selben Abend ab.
Zuvor hatten Aviatik-Fans beobachtet, wie die Iljuschin Il-96-300 am Euro-Airport gelandet war. Die Präsenz der Regierungsmaschine am binationalen Flughafen erregte grosses Aufsehen, da Frankreich und die Schweiz den Luftraum für russische Maschinen eigentlich gesperrt haben.
Zudem hatte die Maschine auf ihrem Weg von Moskau nach Basel-Mulhouse einen riesigen Umweg unter anderem über die Türkei und Tunesien genommen. Insgesamt dauerte der Hinflug über 9 Stunden, wie man anhand von Onlinediensten wie Flightradar 24 erkennen konnte. Grund für die Zusatzkilometer dürfte wiederum das Flugverbot für russische Maschinen in fast allen europäischen Ländern sein.
Informationen zu der aussergewöhnlichen Landung sickerten nur langsam durch. Demnach hatten sowohl Frankreich als auch die Schweiz Sonderbewilligungen für die Nutzung ihrer Lufträume erteilt.
Der Flughafen liegt zwar auf französischem Staatsgebiet, doch für die meisten Lande- und Startmanöver muss auch Schweizer Luftraum passiert werden. Alle weiterführenden Fragen zu den Umständen und den Gründen des Sonderflugs lassen die französischen Behörden unbeantwortet.
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