Olympia-Slalom der MännerJetzt sind die Schweizer die Geprügelten
Loïc Meillard verpasst Bronze um 10, Daniel Yule um 16 Hundertstel: Die Schweizer leiden – ein Franzose siegt.

Er dreht sich ab, senkt den Kopf und zieht die Wollmütze beinahe ganz über die Augen. Daniel Yule mag nicht mehr hinsehen in diesem Moment, in dem ihm bewusst wird: Es reicht nicht zur Medaille. Rund zwei Minuten später weiss auch Loïc Meillard: aus der Traum. Innig wird der Walliser getröstet von der Schweizer Medienbetreuerin, ein paar warme Worte und eine Umarmung kann er jetzt gut gebrauchen.
Fünfter wird Meillard, es ist sein bestes Rennen in diesem Winter. Auf Bronze in diesem Olympiaslalom fehlen ihm lumpige zehn Hundertstel. Es ist fast nichts und doch so viel, weil dieser Wimpernschlag nun mal den Unterschied macht zwischen der Medaille und «einem Resultat, das schnell vergessen gehen wird», wie es Meillard umschreibt.
Unmittelbar hinter seinem Teamkollegen landet Yule, ihn trennen 16 Hundertstel von Rang 3. Die Schweizer sind die Geprügelten, das Bild passt so gar nicht zum Höhenflug der vergangenen Tage, an denen die Schweizer Alpinen zu Goldgräbern wurden.
«Es ist alles extrem eng beisammen», sagt Meillard. «Jetzt sind wir diejenigen, die leiden». Es schmerze und sei ärgerlich, meint er im Fernsehinterview. Der 24-Jährige hat schwierige Wochen hinter sich: Noch im Herbst wurde er als Kandidat für einen Spitzenplatz im Gesamtweltcup gehandelt, besser als Sechster aber ist er nie gewesen in dieser Saison. Die Bilanz ist ernüchternd, die Trainer sagen, Meillard wolle und überlege vor allem zu viel. Der Fahrer selbst sagt: «Der Wind wird irgendwann wieder drehen.»
Und doch ein logischer Sieger
Yule verbessert sich dank zweitbester Marke in der Entscheidung von Rang 13 auf 6, die Medaille vergibt er auf den letzten zehn Fahrsekunden. Ramon Zenhäusern und Luca Aerni werden 12. und 14., holen damit wenigstens noch ein paar Punkte für die Weltcupstartliste. Einen Medaillengewinn durfte vom helvetischen Quartett an und für sich auch nicht erwartet werden in einem Winter mit bisher nur einem Podestplatz – in Wengen war Yule Zweiter geworden. Wäre es zum Coup gekommen, hätte er historischen Wert gehabt: Bei Winterspielen haben die Schweizer Stangenkünstler erst einen Medaillensatz gewonnen. Vor vier Jahren in Pyeongchang holte Zenhäusern überraschend Silber, 1980 in Lake Placid hatte sich Jacques Lüthy Bronze gesichert. Einziger Slalom-Olympiasieger ist Edy Reinalter – er hatte bei den Heimspielen 1948 in St. Moritz triumphiert, als der Slalom erstmals überhaupt auf dem Programm gestanden war.
Bei minus 17 Grad in Peking reüssiert derweil Clement Noël. Und auch wenn diese Slalom-Saison mit den ultraknappen Zeitabständen, krassen Klassement-Umstürzen und vielen verschiedenen Siegern völlig verrückt verläuft, hat der Sieg des Franzosen seine Logik: Der 24-Jährige verfügt über den schnellsten Schwung; das erste Rennen des Winters gewann er überlegen, auch das zweite hätte er haushoch für sich entschieden, wäre er im zweiten Lauf nicht beim allerletzten Tor ausgeschieden. Das Malheur machte ihm zu schaffen, Noël geriet aus dem Tritt.
Sechs Zehntel Vorsprung hat er auf Johannes Strolz. Noch im vergangenen Frühling war er mangels guter Ergebnisse aus dem österreichischen Kader gefallen, er arbeitete als Polizist, dachte ans Aufhören, trainierte auf eigene Kosten. Nun verlässt er China mit Kombinations-Gold und Slalom-Silber. Dritter wird Weltmeister Sebastian Foss-Solevaag aus Norwegen.
Und nun als letzter der besten Fahrer der Kombi-Sieger und Adelboden-Champion aus Österreich. Die Entscheidung! Und auch er kann nicht mit Noel mithalten. Doch es wird Silber für Strolz. Hinter Noel, vor Foss-Solevaag.
Kristoffersen startet stark, gewinnt dazu. Ab Laufhälfte kann er dann nicht mehr mit Noel mithalten und rangiert sich schlussendlich nur auf Rang 3. Die Schweizer Medaillenträume sind somit geplatzt. Eine Hundertstel fehlt Meillard auf Kristoffersen. Bitter!
Und nun der Weltmeister aus Norwegen. 36 Hundertstel hat er Vorsprung auf Noel aus dem ersten Lauf. Und wie Meillard verliert ab Laufhälfte deutlich und wird mit sieben Zehntel Rückstand Zweiter. Damit kippt er Yule aus den Medaillenrängen. Noel hat eine Medaille auf sicher.
Und nun der beste Schweizer des ersten Laufs: Loïc Meillard. Nutzt der Romand seine Chance auf Edelmetall? Acht Hundertstel nimmt er mit in die Entscheidung. Oben baut er aus, im unteren Teil läuft es nicht mehr wie gewünscht. Acht Zehntel hinter Noel, aber Zwischenrang 2. Medaillenchancen sind weiterhin da.
Strasser nimmt nur 5 Hundertstel auf Noel mit in Lauf 2. Nach einem Fehler in unteren Streckenteil wird er nur Dritter, hinter Noel und Yule.
Er ist Mitfavorit, hat bei den Wettanbietern die tifsten Quoten. Und Noel zeigt einen starken Auftritt. Er baut seinen Vorsprung aus. 86 Hundertstel legt er zwischen sich und Yule. Das kann schon die Medaille sein.
Matt scheidet bereits nach wenigen Toren aus. Der Bronzegewinner von 2018 ist raus!
Jetzt werden die Vorsprünge auf Yule immer grösser – logisch. Gleich 69 Hundertstel nimmt Sala mit in den zweiten Lauf, 45 fehlen im auf Strolz, dem Führenden nach dem ersten Lauf. Kann der Schweizer die Führung halten?
Auch Sala verliert oben deutlich Zeit, bei der zweiten Zwischenzeit liegt er bereits zurück. Und verliert dann weiter. Rang 5 ist es im Ziel. Yule weiter in Führung. Wohin kann das noch reichen?
Und auch Popov verliert vom Start weg Zeit auf Yule. Im Ziel sind es zwei Zehntel und Rang 3 hinter Yule und Razzoli.
Die Entscheidung naht, Choroschilow eröffnet die Top 10. Und auch verliert oben auf Yule. Bei Laufhälfte liegt er bereits zurück. Rang 3 und ein Rückstand von 22 Hundertstel auf Yule sind es im Ziel.
Und nun der Walliser mit der Startnummer 1. 34 Hundertstel Vorsprung auf Yule nimmt er mit in den zweiten Lauf. Doch er verliert konstant Zeit. Im Ziel ist der Silbergewinner von 2018 auf Rang 3 mit rund einer halben Sekunde Rückstand.
Und gleich wird Zeit von Yule auf die Probe gestellt. Razzoli zeigte bisher einen guten Winter. Ein Zehntel fehlt dem Routinier im Ziel auf Yule, der weiter in Front bleibt.
Ein weiterer Schweizer ist am Start. Yule kam in diesem Winter immer besser in Schwung, was gelingt ihm heute?
Er baut oben aus, ist eng an den Toren. 39 Hunderstel nimmt er in den Zielhang mit. Im Ziel sind es gar 62 Hundertstel. Yule führt!
Der erste von drei Norwegern in den Top 15. McGraths Rennen ist schon oben vorbei, er fädelt ein. Der Norweger steigt zurück, doch rangiert im Ziel am Ende des Klassements.
Der Gesamtweltcupsieger der letzten Saison konnte im ersten Lauf nicht überzeugen. Zwischenrang 15 ist weniger als der Franzose von sich erwartet. Auf Ryding hat er lediglich eine Hundertstel Vorsprung. Pinturault verliert kontinuierlich und kommt mit 58 Hundertstel Rückstand als Vierter ins Ziel.
Und jetzt der Sensationssieger von Kitzbühel. Er nimmt eine halbe Sekunde Vorsprung mit in den zweiten Durchgang. Und hält diesen konstant bis Rennhälfte. Im Ziel bleiben 26 Hundertstel. Er übernimmt die Führung vor Aerni.
Der erste Italiener geht in den zweiten Lauf. Als Mitfavorit ins Rennen gegangen kostete ihm ein Fehler in Lauf 1 eine besser Klassierung. Und Vinatzer greift an, eine teils wilde Fahrt. Und so kommt es zum Ausfall im Zielhang.
Ein weiterer Kroate ist unterwegs. Neun Hundertstel war er im ersten Lauf schneller als Aerni. Und es ist bin in die Mitte ein Kopf-an-Kopf-Rennen. 13 Hundertstel liegt er hinter Aerni.
Und jetzt der erste Schweizer. 0,63 Sekunden Vorsprung auf Schwarz nimmt er mit auf die Strecke. Und er baut oben aus. Und ein starker Auftritt von Aerni wird mit 0,78 Sekunden Vorsprung belohnt. Aerni führt!
Zwei Bulgaren sind in den Top 30. Popov folgt dann als Neunter des ersten Laufs. Zlatkov fädelt im Übergang vor dem Schlusshang ein und scheidet aus.
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