Schwarze Schafe lassen ihre Hochstammbäume vergammeln
Der Bund will nur noch Beiträge für Hochstammobstbäume bezahlen, wenn diese auch gepflegt werden. Einige Bauern sind erbost und drohen, ihre Hochstämmer zu fällen. Im Unterland wird aber die Auflage des Bundes begrüsst.

Bis zum 12. Mai befindet sich das landwirtschaftliche Verordnungspaket 2017 in der Vernehmlassung. Unter den zahlreichen Änderungen ist darin auch festgehalten, dass es ab nächstem Jahr keine Direktzahlungen mehr für ungepflegte Hochstammbäume geben soll. Für einen Hochstämmer erhalten Bauern 13,50 Franken pro Jahr. Insgesamt setzt der Bund 62 Millionen für die Hochstammförderung ein, denn diese Bäume prägen nicht nur das Landschaftsbild, sie dienen auch der Biodiversität. Viele Insekten und Vögel finden auf diesen Bäumen einen Lebensraum.
Zudem können sich auf ungepflegten Bäumen Krankheiten und Schädlinge übermässig vermehren. Gerade auch in Zeiten des Feuerbrands und der Kirschessigfliege sei die Pflege der Hochstämmer unerlässlich.Wenn ab nächstem Jahr die Pflicht gilt, Hochstämmer fachgerecht zu pflegen, dürften einige Landwirte, die diesen Aufwand scheuen, die Bäume fällen. Davon geht auch Victor Kessler vom Bundesamt für Landwirtschaft aus: «Es besteht durchaus ein gewisses Risiko, dass der Bestand sinkt», sagte Kessler gegenüber dem Landwirtschaftlichen Informationsdienst.
In Kommentaren auf der Website schweizerbauer.ch machen einige ihrem Ärger über das Ansinnen des Bundes Luft: «Die Kettensäge ist schon bereit», schreibt einer und ein anderer: «Nach der Umsetzung fehlen bei mir 150 Bäume».
«Eine Sauerei»
Für Robert Brunner, Kantonsrat und Mitinhaber der Mosterei E. Brunner AG in Steinmaur, sind nicht die Bundesmassnahmen, sondern solche Bauern wie die zitierten ein Ärgernis. Im Zürcher Unterland seien ihm keine Beispiele von Landwirten bekannt, die ihre Bäume verlottern lassen. Aber andernorts gebe es solche schwarzen Schafe. «Das ist eine Sauerei. Diese Leute setzen Bäume und pflegen sie nicht, aber kassieren die Beiträge.»
Die Bäume würden dann krumm wachsen und schon nach wenigen Jahren umfallen oder sie würden absterben, weil die Mäuse die Wurzeln abfressen. Auch das Mausen gehöre nämlich zur Baumpflege. Statt 80 bis 120 Jahre würden ungepflegte Apfel-Hochstammbäume höchstens 20 Jahre alt. Aber erst ab etwa 30 Jahren seien sie wertvoll für Vögel und Insekten.
Die Bundesbeiträge zur Förderung der Biodiversität würden ihr Ziel verfehlen, wenn die Baumpflege ausbleibe. Er wisse von besonders gravierenden Fällen in Baselland, wo Landwirte Tausende, bereits beim Ankauf subventionierte Kirschbäume setzen und verkommen lassen würden, während sie die Beiträge des Bundes einstecken, sagt Brunner.
Dass ungepflegte Bäume auch ein Problem für die Erwerbsobstproduzenten sind, erläutert Brunner an einem Beispiel: «Die Pilzkrankheit Marssonina Coronaria liesse sich sehr einfach bekämpfen beim Apfel. Auf ungepflegten Bäumen entwickeln sich aber Befallsherde, die dann in der Umgebung Befallsdruck auslösen.»
Auch Wiesel gefördert
Robert Brunners Bruder Hans betreibt in Steinmaur eine grosse Obstanlage. Zur Mäusebekämpfung hat er Unterschlupfmöglichkeiten für Wiesel eingerichtet, die grosse Mäusejäger sind. «Mit Erfolg, denn der seltene Hermelin wurde dort schon gesichtet», erklärt Robert Brunner.
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