Humanitäre Hilfe des EDASchweiz zahlt Syrien-Opfern 61 Millionen Franken
Bundesrat Ignazio Cassis weilt an der Syrienkonferenz der EU und der UNO. Die Schweiz bemühe sich neben finanzieller Hilfe auch um eine politische Lösung des Konflikts, verspricht der Aussenminister.

Die Schweiz will wegen des Syrien-Konflikts im laufenden Jahr der syrischen Bevölkerung und der notleitenden Bevölkerung in den Nachbarländern 61 Millionen Franken bereitstellen. Diese Ankündigung machte die Schweiz in Anwesenheit von Aussenminister Ignazio Cassis am Dienstag an der vierten Syrienkonferenz der EU und der Vereinten Nationen (UNO).
Der Krieg in Syrien habe im letzten Jahrzehnt zu einer der grössten humanitären Krisen der Gegenwart geführt, schreibt das Aussendepartement EDA am Dienstag in einer Mitteilung. Wegen der anhaltenden Kampfhandlungen und Verletzungen des humanitären Völkerrechts sei es schwierig, «dringend benötigte» humanitäre Hilfe umzusetzen.
Der Syrien-Konflikt tangiere zudem als geopolitisch und humanitärer Brennpunkt in der erweiterten Nachbarschaft Europas direkt die aussen- und sicherheitspolitischen Interessen der Schweiz. Sie setze sich daher nicht nur humanitär ein, sondern bemühe sich auch intensiv für die Friedensförderung und für eine politische Lösung des Konflikts.
Der Krieg in Syrien sei zudem ein wichtiges Dossier des UNO-Sicherheitsrats im Bereich Frieden und Sicherheit auch damit auch für die Schweizer Kandidatur für den UNO-Sicherheitsrat 2023/2024 bedeutend.
7, 7 Milliarden Dollar insgesamt
Insgesamt sprach die internationale Gemeinschaft gemäss Mitteilung 7,7 Milliarden US-Dollar. Bei der von der EU-Kommission und den Vereinten Nationen organisierten Konferenz berieten Vertreter von mehr als 80 Staaten und Organisationen über neue Hilfen für die Leidtragenden des Bürgerkriegs in Syrien.
In dem seit mehr als neun Jahren andauernden Konflikt gab es nach Schätzungen bereits rund eine halbe Million Tote. Alle Versuche, einen politischen Übergang auf den Weg zu bringen, scheiterten bisher. Die Regierung von Präsident Bashar al-Assad beherrscht mittlerweile wieder rund zwei Drittel des Landes, darunter die wichtigsten Städte.
Seit dem Beginn einer von den Schutzmächten Russland und Türkei vereinbarten Waffenruhe für das letzte grosse Rebellengebiet Idlib im Nordwesten des Landes hat sich die Lage dort beruhigt. Dennoch warnen Beobachter, die Gewalt dort könne jederzeit wieder eskalieren.
Zusätzliche Not wegen der Wirtschaftskrise
Derzeit sorgt eine schwere Wirtschaftskrise für zusätzliche Not. Das syrische Pfund hat in den vergangenen Monaten massiv an Wert verloren. Die Corona-Pandemie und neue US-Sanktionen haben die Lage weiter verschärft. Nach Angaben der EU waren zuletzt 11,7 Millionen Menschen in Syrien auf humanitäre Hilfe angewiesen. Hilfsorganisationen warnen, dass sich eine Hungerkrise ausbreite.
«Die wirtschaftliche Situation wird schlimmer und schlimmer», sagte der Programmkoordinator der Welthungerhilfe für Syrien, Halil Kurt, der Nachrichtenagentur DPA. Überall im Land gebe es mittlerweile Probleme bei der Versorgung mit Lebensmitteln. «Die Menschen müssen ihre Mahlzeiten verkleinern oder ganz ausfallen lassen», sagte Kurt. Viele ernährten sich fast nur noch von Brot. «Sie überleben noch, aber sie haben keine ausgewogene Ernährung mehr. Das wird langfristig zu Gesundheitsproblemen führen.»
Die Sprecherin des UNO-Nothilfewerks Ocha warnte: «Nach neun Jahren der Krise und einer wachsenden Zahl von Flüchtlingen werden täglich mehr Menschen in Hunger und Armut getrieben.»
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