Enthüllungen eines US-MagazinsSchweizer Polizisten testeten verbotene Gesichtserkennungs-App
Gemäss einer internen Kundenliste der Firma Clearview haben Beamte der Stadtpolizei Zürich und der Kantonspolizei St. Gallen die umstrittene Software genutzt. Zürich will das jetzt untersuchen.

Zwei Polizeibeamte läuten im April bei einem Kleinkriminellen und verhaften ihn auf der Stelle. Der Mann soll in einer der vorangegangenen Nächte in einem Restaurant am Zürcher Hauptbahnhof einer Frau die Handtasche gestohlen haben. Und in der Nacht zuvor sei er bei einem versuchten Ladeneinbruch im Kreis 5 gefilmt worden. «Es gab weder Zeugen noch Indizien», sagt sein Verteidiger, der anonym bleiben will.
Noch näher liegt diese Vermutung in einem zweiten Fall. Ebenfalls im April wurde eine andere Milieu-Gestalt verhaftet. Ihr wurden neun Einbrüche zur Last gelegt: in Bürogebäude, Kioske und Kellerabteile. «Diverse Vorwürfe wurden hier von den Polizisten anhand von Videoaufnahmen gemacht, und es ist mehr als unwahrscheinlich, dass für solche ‹Beschaffungsdelikte›, bei denen es um eher geringe Vermögenswerte geht, Beamte tagelang vor dem PC Gesichtsbilder abgeglichen haben», sagt der Anwalt. Mit anderen Worten: Nur eine Gesichtserkennungssoftware konnte diese kleineren Fälle lösen.