Marcel Benoist und LatsisSchweizer Wissenschaftspreise für Physikerin und Juristin
Der diesjährige Marcel-Benoist-Preis geht an die Physikprofessorin Ursula Keller. Der Latsis-Preis ehrt die Rechtsprofessorin und Medizinerin Kerstin Noëlle Vokinger.

Der Wissenschaftspreis Marcel Benoist geht 2022 an die Physikprofessorin Ursula Keller. Sie ist eine Pionierin der Kurzzeit-Laserphysik. Der Latsis-Preis ehrt die Rechtsprofessorin und Medizinerin Kerstin Noëlle Vokinger für ihre herausragende interdisziplinäre Forschung
Der Marcel-Benoist-Preis gilt als Schweizer Nobelpreis und ist mit 250'000 Franken dotiert. Wie die vergebende Stiftung am Montag mitteilte, verschob die diesjährige Preisträgerin Ursula Keller sowohl theoretisch als auch experimentell die Grenzen der ultraschnellen Laserphysik. Sie ist Professorin für Experimentalphysik am Institut für Quantenelektronik der ETH Zürich.
Die Fähigkeit des Lasers zum Verformen von Materialien wird seit seiner Erfindung erforscht. Kontinuierliche Laserstrahlen sind dazu zu ungenau und heizen die Materialien zu stark auf. Die Lösung fand sich schliesslich in gepulstem Laserlicht, in Laserblitzen.
Laserblitze in winzigsten Sekundenbruchteilen
Das erfordert allerdings eine komplizierte Technik. Keller löste das Problem durch den Einsatz von Halbleitern und erfand 1991 die Sesam-Technologie (Semiconductor Saturable Absorber Mirror).
Sesam ermöglichte es Festkörperlasern, während dem millionsten Teil einer Milliardstel-Sekunde Lichtblitze zu produzieren. In diesem Zeitintervall können Forschende beispielsweise die Bewegung von Atomen beobachten oder Mechanismen chemischer Reaktionen untersuchen.
Sesam findet unterdessen vielfältige praktische Anwendungen beim Schneiden von Materialien, in der optischen Kommunikation oder im Bau von Computern und Smartphones. In der Medizinaltechnik ersetzen die Laserblitze etwa das Skalpell bei Augenoperationen.
Latsis-Preis für Multitalent
Der mit 100'000 Franken dotierte Latsis-Wissenschaftspreis wird an jüngere Forscherinnen und Forscher unter 40 Jahren vergeben. Die diesjährige Preisträgerin Kerstin Noëlle Vokinger bezeichnet die Latsis-Stiftung als Multitalent. Die Assistenzprofessorin für Öffentliches Recht und Digitalisierung an der Universität Zürich hat sowohl in Rechtswissenschaften als auch Medizin promoviert.
Sie forscht auf den Gebieten öffentliches Recht, Medizin und Technologie. Dabei wendet sie gemäss der Stiftung in der Schweiz bisher einzigartige Ansätze an, indem sie herkömmliche rechts- und medizinwissenschaftliche Analysen mit empirischen Datenauswertungen kombiniert. Dabei greift sie auf künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen zurück.
Die wissenschaftliche Auswahl der Preisträgerinnen traf der Schweizerische Nationalfonds im Auftrag der Marcel-Benoist-Stiftung und der Fondation Latsis. Die Preisverleihung findet am 3. November im Berner Rathaus statt. Überreichen werden die Preise Bundesrat und Benoist-Stiftungsratspräsident Guy Parmelin sowie sein Latsis-Gegenpart und Genetik-Professor Denis Duboule von der ETH Lausanne und der Universität Genf.
SDA/sep
Fehler gefunden?Jetzt melden.