Leichtathletik: Wisacher-CrossSelina Fehler läuft auf neuen Wegen
Die einstige Mittelstrecken-Hoffnung des LC Regensdorf blickt auf zwei schwierige Saisons zurück. Nun hat sich die 24-Jährige umorientiert. Wie richtig sie damit liegt, beweist ihr Sieg in guter Laufzeit am Wisacher-Cross.

Für Selina Fehler handelte es sich um eine echte Premiere: 8 Kilometer, Crosslauf. Und sie endete mit dem Sieg im Feld der Elite-Frauen. «Ich bin zufrieden», sagt sie dementsprechend, «ich habe mir das Rennen gut eingeteilt, meinen Rhythmus gefunden und so etwas wie einen Flow erlebt.» Grosses Aufheben ob des Resultats wünscht die 24-jährige Lokalmatadorin vom LC Regensdorf dennoch nicht. Zum einen, weil sie bei den Frauen nur zwei Konkurrentinnen hinter sich lassen musste. Und zum anderen, weil die besten im Feld der unter 23-Jährigen allesamt schneller unterwegs waren. Hier waren alle Anwärterinnen auf einen Startplatz an den Crosslauf-Europameisterschaften von Mitte Dezember am Start.
Für Selina Fehler spielte das keine Rolle. Auch nicht, dass «ich nicht wirklich pushen konnte». Auch dafür hatte sie einen guten Grund: Am Vortag hatte sie sich mit einem Intervall-Training gefordert. «Die Frische hat mir daher gefehlt», resümierte sie nach dem Rennen, den sie selbst als Trainingswettkampf bestimmt hatte. Und so betonte sie das aus ihrer Sicht Erfreuliche. «Ich hatte immer wieder Konkurrentinnen, an denen ich mich aufbauen konnte». schilderte sie etwa.
Lange Leidenszeit
Vor dem Sieg am Cross-Heimrennen hatte lange Zeit Ruhe geherrscht um die U23-EM-Teilnehmerin von 2019. Ihr letztes Leichtathletik-Lebenszeichen: Platz 7 mit der Schweizer Mixed-Staffel an der Cross-EM in Dublin vor bald einem Jahr. Als Bahnläuferin verpasste sie dagegen heuer wie schon im Vorjahr den Grossteil der Saison. Dies infolge diverser gesundheitlicher Rückschläge. 2021 sah sie sich durch eine Schambeinentzündung, einen Bänderriss und eine Herzoperation (Verödung) gebremst, sodass sie erst ganz am Schluss des Jahres wieder auf einem hohen Level im Einsatz stand. Doch den Startschuss für ein erfolgreicheres 2022 bedeutete auch das nicht.

Dafür forderte das vorletzte Jahr ihres Medizinstudiums mit dem Praktikumsteil in diversen Spitälern sie zu sehr. Bezogen auf den Sport bedeutete das: «Ich hatte etwas übermarcht, musste Rückschläge hinnehmen, und habe mir dann auch die Sinnfrage gestellt.»
Erfolgreicher Einstand nährt Zuversicht
Mitte Oktober fand Selina Fehler die Antwort: «Ich habe mir gesagt, ich gebe mir nochmals eine Chance, denn die Freude ist nach wie vor vorhanden.» Allerdings stellte sie fest, dass sie sich neu positionieren möchte. Die Mittelstrecken-Distanzen, allen voran ihre einstige Paradedisziplin 800 Meter, über die sie im U23-EM-Final von 2019 den 7. Platz erreicht und an den Schweizer Meisterschaften der Elite die Bronzemedaille gewonnen hatte, haben für sie an Attraktivität eingebüsst. «Ins Zentrum rücken sollen fortan die Langstrecken und der Berglauf», verrät sie.
Im 10-Kilometer-Rennen des Swiss City Marathons von Luzern stellte Fehler Ende Oktober mit ihrem Sieg und der Laufzeit von 35:54 Minuten ihre Fähigkeiten auf der Langstrecke erstmals unter Beweis. «Dieses Resultat hat mir eine Bestätigung gegeben, dass mein Entscheid richtig ist», sagt sie dazu. Nun gehe es darum, den Übergang zu vollziehen. Dabei hat sie schon jetzt festgestellt: «Ich fühle mich im Training wieder viel besser und wohler.» Als nächstes Ziel nennt sie die Schweizer Meisterschaften im Berglauf vom kommenden Frühsommer.
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