Wahlen Bezirk BülachSie beide wollen die gleiche Stelle am Bezirksgericht
Zwei Kandidierende kämpfen beim Urnengang vom 18. Juni um die 50-Prozent-Stelle am Bezirksgericht Bülach. Sie erklären ihre Motivation und weshalb sie sich für das Amt eignen.

Vjollca Gashi (parteilos)

Was hat Sie zu einer juristischen Laufbahn und nun zur Kandidatur als
Bezirksrichterin motiviert?
Menschen zuzuhören, sie zu verstehen und die ihnen zustehenden Rechte durchzusetzen, motivierten mich für das Rechtsstudium. Als Richterin will ich die Menschen bei der Konfliktlösung unterstützen, ihnen zu ihrem Recht verhelfen und damit zum Rechtsfrieden beitragen.
Was qualifiziert Sie fachlich und persönlich für dieses Amt?
Meine breite juristische Praxiserfahrung (Bezirksgerichte, Staatsanwaltschaft, Anwaltskanzlei und Unternehmen) wird sehr hilfreich sein. Das Bezirksgericht hat vor allem Fälle im Familienrecht zu beurteilen.
Hier sind die Menschen in ihren persönlichsten Bereichen betroffen. Dabei kann ich meine beruflichen Erfahrungen aus dem gesundheitlich-sozialen Bereich einbringen.
Was wäre Ihnen bei der Ausübung des Amts besonders wichtig?
Vor Gericht werden Probleme gelöst und Streitfälle entschieden. Ich will auf die Menschen eingehen. Urteile müssen gut verständlich und gut begründet sein. Dann werden sie akzeptiert und nicht angefochten. Eine speditive Verfahrensleitung ist auch wichtig. Menschen sollen durch lang andauernde Verfahren nicht zusätzlich belastet werden. Damit will ich zu einem nachhaltigen Rechtsfrieden beitragen.
Inwieweit wird Ihre Parteilosigkeit bei der Ausübung des Amtes eine Rolle spielen?
Als Richterin bin ich einzig dem Recht und den Rechtsuchenden verpflichtet. Als in Dielsdorf geborene und heute in Bülach wohnhafte Zürcher Unterländerin mit Heimatort Niederglatt bin ich gesellschaftlich gut verankert. Die Parteilosigkeit unterstreicht meine Unabhängigkeit.
Wo sehen Sie die grösste Herausforderung für die Bezirksgerichte in den kommenden Jahren, und welche Lösungsansätze gibt es?
Mit dem Bevölkerungswachstum nehmen die Fallzahlen an den Gerichten weiter zu. Durch mehr Digitalisierung können Routinearbeiten effizienter erledigt werden. Das schafft Raum für Abklärungen, eine gute Vorbereitung, schnelle Entscheide sowie Weiterbildung am Gericht selbst.
Marco Hottinger (SVP)

Was hat Sie zu einer juristischen Laufbahn und nun zur Kandidatur als Bezirksrichter motiviert?
Das Recht widerspiegelt, wer wir als Gesellschaft sein wollen, und hat mich deshalb schon immer fasziniert. Da ich lieber vermittle als streite, kam ich ans Gericht. Mir liegt die neutrale Rolle, die Auseinandersetzung mit den Argumenten beider Seiten und besonders die Streitvermittlung. Als Richter trage ich zum friedlichen Miteinander in meinem Heimatbezirk bei – eine sehr erfüllende Aufgabe.
Was qualifiziert Sie fachlich und persönlich für dieses Amt?
Ich übe das Amt bereits jetzt als Ersatzrichter mit einem 50-Prozent-Pensum aus, bin seit über sechs Jahren am Bezirksgericht Bülach tätig, bringe mehrjährige Erfahrung in der Verhandlungsführung und das Anwaltspatent mit. Genauso wichtig für ein Richteramt sind aber ein ausgeglichener Charakter, Empathie und Kommunikationsfähigkeiten – Dinge, die ich mir nicht zuletzt durch meine Sportkarriere aneignen konnte.
Was wäre Ihnen bei der Ausübung des Amts besonders wichtig?
Ein Richteramt ausüben zu dürfen, verstehe ich als Privileg. Ich übe mein Amt deshalb seit Beginn mit grossem Pflichtbewusstsein und Respekt vor der damit einhergehenden Verantwortung aus. Man muss sich als Richter stets im Klaren sein, was für die Menschen vor Gericht auf dem Spiel steht. Absolut unabhängig und unvoreingenommen zu urteilen, halte ich dabei für selbstverständlich.
Inwieweit wird Ihre Parteizugehörigkeit bei der Ausübung des Amtes eine Rolle spielen?
Gar nicht. Das ist Teil unseres Systems. Wie jeder gewissenhaft arbeitende Richter bin ich nur dem Gesetz und keiner Partei verpflichtet, besonders weil ich ja ohnehin von allen grossen Parteien unterstützt werde. Da das geltende Gesetz bei Richterwahlen – anders als beispielsweise bei Staatsanwälten – einzig ein juristisches Studium voraussetzt, sind die strengen Auswahlverfahren der Parteien unabdingbar.
Wo sehen Sie die grösste Herausforderung für die Bezirksgerichte in den kommenden Jahren, und welche Lösungsansätze gibt es?
Die Anliegen der Menschen werden immer individueller und das Recht wird komplexer. Dennoch muss es möglich bleiben, auch ohne anwaltliche Unterstützung ein Verfahren zu führen. Die Gerichte haben dies insbesondere mit einer verständlichen Ausdrucksweise zu ermöglichen. Zudem müssen wir mit der Digitalisierung Schritt halten, zum Beispiel sollten Eingaben ohne grössere Hürden per E-Mail erfolgen können.
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