
Das Corona-Zertifikat ist ein technisches Wunder und ein gesellschaftlicher Albtraum. In verblüffendem Gegensatz zu den digitalen Pannen dieser Pandemie hat es von Beginn weg funktioniert, reibungslos und zuverlässig.
Darüber könnte man glatt vergessen, dass der Corona-Pass nur eine hässliche Krücke ist, ein ärgerliches Mittel zur Überwindung der Corona-Krise.
Das Zertifikat soll Ungeimpfte nicht diskriminieren.
Denn das Zertifikat macht uns alle zu Bürgerinnen und Bürgern unter Rechtfertigungsdruck. Zuerst in den Flughäfen und an den Grenzen, seit Montag in jedem Restaurant, im Fitnessclub, im Kino. Überall müssen wir uns als epidemiologisch unverdächtig ausweisen, unter Strafandrohung bei Zuwiderhandlung.
Versüsst hat der Bundesrat die Einführung dieses Undings mit dem Versprechen, damit keine Impfpflicht zu verknüpfen. Jede und jeder soll Anspruch haben auf den Pass. Wer sich nicht impfen lassen will, darf ihn sich per negativem Test beschaffen. Das Zertifikat soll Ungeimpfte nicht diskriminieren.
Wenn sich die Fakten ändern, kann der Bundesrat auch seine Meinung ändern.
Seit Montag ist die Normalisierung zudem abrupt gestoppt. Die Ausweitung der Zertifikatspflicht ist ein neues unerwartetes Kapitel dieser Pandemie. Damit haben sich die Voraussetzungen für die Kostenpflicht gründlich geändert. Das hat die Mehrheit der Parteien erkannt: Sie fordern die Regierung auf, den Entscheid umzustossen.
Der Bundesrat soll das nun tun. Wenn sich die Fakten ändern, kann er seine Meinung ändern, ohne deswegen das Gesicht zu verlieren.
Edgar Schuler ist Inlandredaktor und verfasst regelmässig den Newsletter «Der Morgen».
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Kommentar zu den Corona-Tests – Sie müssen gratis bleiben
Der Bundesrat kann jetzt ohne Gesichtsverlust seine Meinung ändern und die geplante Kostenpflicht für die Zertifikatstests wieder abblasen.