Geldberater: Der Marktschrei(b)erSika kann nichts falsch machen
Barry kann noch einige Kilo zulegen +++ Alcon zieht Blicke auf sich +++ Swiss Steel ist noch nicht effizient genug +++ Zurich bleibt verheissungsvoll.

Sika: Kaufen
Sika hat mit ganz grosser Kelle angerührt und kauft für 5,5 Milliarden Franken MBCC, das ehemalige Bauchemiegeschäft der BASF. Mit der grössten Übernahme in der Unternehmensgeschichte wächst der Konzern aus der Innerschweiz um 130 Produktionsstätten in mehr als 60 Ländern. Der Abschluss der Transaktion wird für die zweite Jahreshälfte 2022 erwartet. 2023 soll der Umsatz mehr als 13 Milliarden Franken betragen. Heute sind es 8 Milliarden. Sikas Margen sind höher als die von MBCC, doch jährliche Synergieeffekte von 160 bis 180 Millionen Franken sollen die Verwässerung der Margen verhindern. Sika-Chef Thomas Hasler betonte den Aspekt Nachhaltigkeit. Mit dem kombinierten Produktportfolio werde nachhaltiges Bauen möglich. Sika hat schon oft bewiesen, dass es seine Ziele wie geplant erreicht. Ich bin zuversichtlich, dass es auch dieses Mal gelingt. Die Börse sieht das genauso und schickte Sika nach der Ankündigung am Donnerstag auf einen neuen Höchststand von 355 Franken, was einem Plus von 10 Prozent entspricht. Die Akquisition öffnet den Titeln viel weiteres Potenzial. Kaufen
Barry Callebaut: Dosiert kaufen
Die süssesten Wochen des Jahres stehen noch bevor. Doch der Schokoladen- und Kakaoriese Barry Callebaut ist bereits in Hochform. Anders als Lindt & Sprüngli führen die Zürcher keine eigene Konsumentenmarke, ihre Zutaten sind aber weltweit in jedem vierten Schokoladeprodukt. Die Geschwindigkeit, mit der Barry Callebaut auf Vorkrisenniveau zurückgekehrt ist, hat viele Investoren überrascht. Vor allem, weil es durchaus Absatzkanäle gibt, die leiden. Etwa Hotels, Restaurants und Confiserien, die vorübergehend oder dauerhaft schliessen mussten. Barry Callebaut kann solche Lücken durch seine globale Präsenz jeweils rasch wieder schliessen. Laufend werden neue Lieferverträge mit den bekanntesten Süssigkeitenherstellern abgeschlossen. Gleichzeitig ist das Wachstumspotenzial gross. In China wird erst 100 Gramm Schokolade pro Kopf und Jahr verzehrt. In Japan sind es 2 Kilo und in der Schweiz knapp 10. Die über Jahre aufgebaute Marktmacht schützt die Profitabilität auch in weniger guten Zeiten. Ein beachtlicher freier Cashflow und eine solide Bilanz versüssen den Investment Case. Dosiert kaufen
Alcon: Kaufen
Vergangene Woche richteten sich viele Investorenblicke auf Alcon. Der auf Augenbehandlung spezialisierte Konzern mit Wurzeln in den USA – aber mit operativem Sitz in Genf – wusste mit dem neusten Zwischenbericht zu gefallen. Der Umsatz im dritten Quartal war sogar deutlich höher als in der Vergleichsperiode 2019, vor der Pandemie. Auch die operative Marge geht in die richtige Richtung – aufwärts. In der Summe bestätigte das Management, das obere Ende der Zielbandbreite für 2021 zu erreichen, eine Vorgabe notabene, die im August erhöht worden war. Wie geht es nächstes Jahr weiter? Ich denke, dank einer Rückkehr des Marktvolumens auf das Vor-Corona-Niveau und anhaltenden Erfolgs neuer Produkte für Augenoperationen und -pflege wird Alcon mindestens 5 Prozent wachsen. In der Betriebsgewinnmarge sollte erstmals ein deutlicher Schritt in Richtung des mittelfristigen Ziels von 25 Prozent gelingen. Was mich zusätzlich überzeugt, ist die üppige Liquidität in der Bilanz, sodass Alcon volle Handlungsfreiheit hat, wenn es um Übernahmen geht. Sichere Werte also. Kaufen
Swiss Steel: Abwarten
Mitte August riet ich an dieser Stelle, die Aktien von Swiss Steel zu verkaufen. Die Titel kosteten damals 42 Rappen. Seitdem haben sie korrigiert bis auf 36 Rappen. Das Geschäft des Herstellers von Spezialstahl läuft allerdings weiterhin recht gut. Absatz, Umsatz und Ergebnisse lagen im dritten Quartal deutlich über der Corona-bedingt schlechten Vorjahresperiode, aber auch über dem Jahr 2019. Das Management bekräftigte die Ergebnisprognose für das laufende Gesamtjahr. Doch das Unternehmen hat mehr vor und will deutlich effizienter werden. Nur so kann es schwierigere Zeiten unbeschadet überstehen. Helfen könnte dabei das Thema Nachhaltigkeit, denn Swiss Steel ist im Grunde ein Recyclingbetrieb, weil es den Stahl aus Schrott herstellt, nicht aus Eisenerz. Abnehmer können mit Stahl von Swiss Steel die Emissionsbilanz ihrer Lieferkette aufbessern. Ein Einstieg lohnt sich für vorsichtige Anleger auf dem aktuell etwas günstigeren Kursniveau gleichwohl nicht, da steckt zu viel positive Erwartung drin. Abwarten
Zurich: Kaufen
Gelungen seien weitere Schritte hin zu den Finanzzielen, sagte Finanzchef George Quinn an der Quartalskonferenz der Zurich. Das insinuiert, der global aktive Versicherungskonzern werde erneut eine prozentual zweistellige Eigenkapitalrendite erzielen, obschon das Unternehmen dieses Jahr substanzielle Extrazahlungen schultern muss – wegen der Sommerunwetter in Europa sowie für die Aufräumarbeiten nach Windstürmen oder den Folgen von Stromunterbrüchen in Texas. Im Segment Lebensversicherung verursacht die pandemiebedingt höhere Sterblichkeit einen moderaten Anstieg von Versicherungsleistungen an Hinterbliebene. Doch zugleich gelingt es dem Management, die Prämieneinnahmen zu steigern. Den Firmen- und Privatkunden werden im Neugeschäft den Risiken folgend höhere Tarife verrechnet. Und in der Lebensversicherung werden die Angebote angepasst. Das hält die Ertragslage in der Balance. Deshalb sind die geschäftlichen Perspektiven der Zurich-Gruppe ansprechend. Ihre Kapitalausstattung ist reichlich. Die Zahlung weiterer hoher Dividenden scheint gesichert. Kaufen
Diese Kolumne wird von den Redaktorinnen und Redaktoren der «Finanz und Wirtschaft» verfasst. Sie haben sich verpflichtet, nicht in den entsprechenden Titeln aktiv zu sein. Wer die Tipps dieser Kolumne umsetzt, tut das auf eigenes Risiko. Die SonntagsZeitung übernimmt keine Verantwortung. Weitere Artikel der «Finanz und Wirtschaft» finden Sie unter www.fuw.ch
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