
Ja
Wir haben uns lange in Sicherheit gewiegt und uns daran gewöhnt, dass billige Energie in grossen Mengen und jederzeit verfügbar ist. Dass der weitaus grösste Teil dieser Energie aus dem Ausland stammt, hat so lange nicht interessiert, wie diese Energie störungsfrei geflossen ist. Die Windenergie bietet eine Möglichkeit, rasch einen nicht unbedeutenden Teil unseres Stromverbrauchs nicht nur im Inland, sondern auch in der Nähe des Verbrauchs zu produzieren.
Attraktiv an der Windenergie – gerade in Kombination mit der Solarenergie – ist die Verteilung der Stromproduktion über das Jahr. Windenergieanlagen liefern rund zwei Drittel der Energie im Winterhalbjahr und sind somit komplementär zur Solarenergie. Gleiches gilt für die witterungsabhängige Energieproduktion, da typischerweise an sonnigen Tagen wenig Wind weht und umgekehrt.
«Schon ein einzelnes Windrad auf dem Altberg leistet also bei minimalstem Landverbrauch einen beachtlichen Beitrag an die Stromversorgung des Furttals.»
Standorte mit geeigneten Windverhältnissen sind im Unterland zum Beispiel die Lägern, der Stadlerberg oder der Irchel. Diese und viele andere hat der Kanton in einer gross angelegten Studie evaluiert. Neben der Eignung als Windkraftstandort wurden in der Studie zahlreiche Ausschlusskriterien festgelegt, zum Beispiel Naturschutzgebiete oder ein Mindestabstand zu bewohnten Gebäuden. Für uns im Unterland ist der vorherrschende Ausschlussgrund die Höhenbeschränkung aufgrund des Flughafens. Dies ist der Grund, dass viele gut geeignete Standorte zurzeit trotz des vorhandenen Potenzials nicht weiter verfolgt werden. Als einziger verbleibender Potenzialstandort im Unterland gilt der Altberg bei Hüttikon.
Zur Beurteilung der Frage Windkraft Ja oder Nein muss man sich bewusst sein, wie viel Energie schon bei den langsamen Drehungen einer einzelnen Windturbine erzeugt wird. Je nach Grösse und Standort der Anlage sind das 5000 bis 15’000 Megawattstunden pro Jahr. Demgegenüber verbrauchte das ganze Dorf Hüttikon 2021 rund 3900 Megawattstunden. Schon ein einzelnes Windrad auf dem Altberg leistet also bei minimalstem Landverbrauch einen beachtlichen Beitrag an die Stromversorgung des Furttals. Hier tragen auch zwei Biogasanlagen, ein Holzkraftwerk und zahlreiche Solaranlagen zu einem sauberen, erneuerbaren und auslandunabhängigen Energiemix bei. Es ist höchste Zeit, dass im Furttal nicht nur Gemüse, sondern auch mehr erneuerbare Energie geerntet wird.
Nein
Im ohnehin dicht besiedelten Kanton Zürich ist es nicht zu verantworten, die letzten unberührten Hügelzüge mit gigantischen Windkraftanlagen zu verbauen. Selbstverständlich bildet die Windenergie ein grosses Potenzial an erneuerbarer Energie, sofern sie an den richtigen Standorten gewonnen wird.
Windparks in der Ost- und Nordsee in den Flachgebieten der Niederlande, Spanien und Schleswig-Holsteins und an Griechenlands Küsten produzieren beträchtliche Mengen Strom. Würde ein solches Potenzial im Kanton Zürich bestehen, müsste man dies tatsächlich nutzen und eine Abwägung zu Schutzinteressen machen. Rechnerisch würde bei der – äusserst unwahrscheinlichen – Realisierung aller vorgesehenen 120 Windräder 7 Prozent des Energiebedarfs im Kanton Zürich gedeckt werden können. Allerdings zeigt der Vergleich mit den bestehenden Anlagen in der Schweiz und im süddeutschen Raum, dass die Anlagen eine Auslastung von nicht einmal 20 Prozent erreichen.
Daher steht das Verhältnis zum Nutzen gegenüber dem Schaden an den letzten Naturlandschaften im dicht besiedelten Kanton Zürich in keinem Verhältnis. Nicht nur die bis 235 Meter hohen Anlagen selbst, auch die zu erstellenden Zufahrtswege für den Bau und Unterhalt, gigantische Fundamente und Trassees für die Stromanschlüsse bedingen massive Eingriffe in sensiblen Landschaften, das ist weder ökologisch noch ökonomisch zu verantworten.
«Im Zürcher Unterland können Windkraftanlagen genauso wenig wirtschaftlich betrieben werden wie im Süden Deutschlands.»
Die Schweiz und der Kanton Zürich im Besonderen sind nun mal kein Windland. Im Zürcher Unterland können Windkraftanlagen genauso wenig wirtschaftlich betrieben werden wie im Süden Deutschlands, wo die Betreibergesellschaften der Anlagen mangels Auslastung massiv subventioniert werden, das kann nicht eine zukunftsfähige Lösung für die Stromversorgung sein. Für die Versorgungssicherheit ist in erster Linie einheimische und wetterunabhängige Bandenergie notwendig, die auch bei Fehlen von Sonne und Wind zuverlässig Strom liefert.
Aus diesem Grund muss neben dem Zubau von Fotovoltaikanlagen auch am Erschliessen des unerschöpflichen Potenzials der Tiefengeothermie gearbeitet werden und das faktische Technologieverbot der Kernenergie fallen, damit an sicheren Kernkraftanlagen für künftige Generationen geforscht werden kann.
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Pro und Kontra – Sind Windturbinen im Zürcher Unterland sinnvoll?
Der Kanton hat im Unterland Embrach, Hüttikon und Wasterkingen als mögliche Standorte für Windräder bestimmt. Ergibt das Sinn?