Klimaneutraler Flughafen Netto null bis 2040 ist laut Swiss nicht realistisch
Der Kantonsrat debattiert darüber, ob die Klimaziele des Flughafens vorgezogen werden müssen. Das sagen die Fluggesellschaften.

Grüne Mitglieder des Kantonsrats fordern vom Flughafen Zürich einen komplett CO₂-neutralen Betrieb, sowohl land- als auch luftseitig, bis 2040. Sie haben deshalb im Mai die parlamentarische Initiative «Auch für den Flughafen Zürich gilt: netto null bis 2040» eingereicht, mit der sie eine Gesetzesänderung bewirken wollen. Die Vorlage steht nun auf der Traktandenliste des Kantonsrats für die Sitzung vom Montag, 27. Juni, und könnte dann behandelt werden.
Die Initiantinnen und Initianten wollen damit Druck auf den Flughafen und die Fluggesellschaften machen, damit sie ihre Klimaziele um 10 Jahre vorziehen. «Der Flughafen plant bereits, landseitig bis 2050 netto null zu erreichen, wir sind aber der Ansicht, dass mehr gemacht werden muss», sagte Kantonsrätin Jasmin Pokerschnig (Grüne, Zürich) Anfang Juni. Zürich solle sich dabei andere Flughäfen zum Vorbild nehmen: Der Flughafen Stuttgart hatte letztes Jahr angekündigt, seinen CO₂-Reduktionsplan zu straffen, und plant, bereits 2040 Netto-Treibhausgas-Neutralität zu erreichen.
Investitionen in Milliardenhöhe
Die Flughafen Zürich AG betonte, dass sie an den bisherigen Klimazielen festhalten will. Was sagen die Fluggesellschaften? Mehrere Anfragen bei Chair Airlines mit Sitz in Opfikon blieben unbeantwortet. Die Fluggesellschaft Emirates hingegen verweist lediglich auf ihre öffentlichen Umweltrichtlinien, die aber wenig aufschlussreiche Antworten liefern. Darin schreibt Emirates: «Nachhaltigkeit und Ökoeffizienz sind Eckpfeiler aller Aktivitäten des Unternehmens, sowohl im Flug- als auch im Bodenbetrieb.» Das Unternehmen investiere dafür mehrere Milliarden Dollar ökoeffiziente Technologien und in den umweltverträglichen Betrieb seiner Anlagen.
«Die Luftfahrtbranche hat erkannt, dass sie zwar nur zwei Prozent der weltweiten Treibhausgase aus menschlicher Aktivität produziert, sich aber dennoch verpflichten muss, nachhaltig zu wachsen und ihre Emissionen zu reduzieren», schreibt Emirates weiter. Konkrete Ziele werden auf der Webseite allerdings keine aufgelistet. Emirates verweist wiederum auf die Branchenvertretung International Air Transport Association (IATA). Erst hier werden konkrete Absichten genannt: Als mittelfristiges Ziel verfolgt die Branche eine Stabilisierung der Emissionen auf dem Niveau von 2020. Bis 2050 sollen dann die CO₂-Emissionen nur noch halb so hoch wie 2005 sein.
Keine Auswirkungen erwartet
Bei Swiss gibt man sich ambitionierter: «Swiss nimmt den Klimaschutz seit Jahren sehr ernst», schreibt Mediensprecherin Karin Montani auf Anfrage. «Sie hat sich unter anderem zu einer Road Map mit ambitionierten Klimazielen verpflichtet und plant, bis 2030 ihre Netto-CO₂-Emissionen gegenüber 2019 um 50 Prozent zu reduzieren und bis 2050 CO₂-neutral zu fliegen.»
Swiss ist der Ansicht, dass moderne Flugzeuge und «operationelle Optimierungen» der schnellste Weg sind, Emissionen zu reduzieren. «Swiss investierte innerhalb einer Dekade mehr als 8 Milliarden Franken in moderne und treibstoffeffiziente Flugzeuge und besitzt derzeit eine der jüngsten Flotten in Europa.» So habe Swiss in den letzten 15 Jahren den CO₂-Ausstoss pro 100 Passagierkilometer um fast 30 Prozent reduziert.
Die Swiss sieht die Chancen der Initiative eher schlecht: «Viele Innovationen und Technologien, die massgeblich zur oben genannten Zielerreichung für 2050 beitragen sollen, werden erst in den 2040er-Jahren im vollen Umfang zur Verfügung stehen», schreibt Montani weiter. «Aus dieser Optik ist das Ziel der Initiantinnen und Initianten aus unserer Sicht nicht realistisch.» Weil der Luftverkehr aber in der Verantwortung des Bundes liegt, gehe man bei der Fluggesellschaft davon aus, dass die Initiative keine effektiven Auswirkungen haben wird.
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