Tagesschule betreut autistische Kinder weiter
Die Schule für autistische Kinder in Urdorf lässt Eltern von Kindern mit schwierigem Verhalten nicht alleine - auch wenn kein Abstand gehalten werden kann.

«Müssten unsere Schülerinnen und Schüler komplett zuhause bleiben, wäre das brutal», sagt Andrea Capol, Gesamtleiterin der Stiftung Kind und Autismus. 40 autistische Kinder aus dem Kanton Zürich und zum Teil aus dem Aargau gehen täglich in die Tagesschule in Urdorf. Die Jüngeren übernachten ein Mal pro Woche im angeschlossenen Wohnhaus, die Älteren zwei Mal.
Am vergangenen Wochenende hätten einige Kinder zur Entlastung der Eltern das ganze Wochenende in der Schule verbringen sollen. Es musste abgesagt werden. Es wird nicht mehr übernachtet in der Schule, seit am vergangenen Freitag verkündet wurde, dass sämtliche Schulen schliessen müssen, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen.
Auf Notfallbetreuung angewiesen
Für Sonderschülerinnen und Sonderschüler gelte grundsätzlich dasselbe wie für die Regelschüler, sagt Philippe Dietiker, Abteilungsleiter besondere Förderung beim kantonalen Volksschulamt. Die Schulen sind geschlossen. Wenn immer möglich, soll aus der Ferne unterrichtet werden. Man sei sich aber bewusst, dass es behinderungsbedingt zu Situationen kommen könne, in der die Eltern auf Notfallbetreuung der Tagessonderschulen angewiesen seien. Deswegen hielten die Wohngruppen der Schulheime ihren Betrieb aufrecht.
So auch in Urdorf. Während der Schulzeit von 8.30 bis 15.30 Uhr werden die Kinder betreut. Am Montag rechnet Schulleiterin Capol mit 13, für die nächsten Tage mit 6 oder 10 Schülerinnen und Schüler. Das sei dringend nötig, sagt Capol. «Bei Entscheiden der Volksschule geht oft vergessen, mit welchen Schicksalen es die Sonderschulen zu tun haben».
Alle Schüler der Stiftung Kind und Autismus haben frühkindlichen Autismus und sind somit stark betroffen von der Entwicklungsstörung. Manche können nicht sprechen, fast alle sind auf geregelte Abläufe angewiesen und können kaum mit Veränderungen umgehen. «Viele zeigen anspruchsvolles Verhalten», sagt Capol. «Es wäre fahrlässig gegenüber den Eltern, sie mit den Kindern alleine zu lassen.»
Beratungsstelle geschlossen
Vorausschauend hat die Schule bereits letzte Woche mit den Vorbereitungen angefangen und hat nicht nur Emails verschickt, sondern alle Eltern angerufen. «Viele Eltern sind verunsichert», sagt Capol. Letztlich entscheiden die Eltern, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken wollen oder nicht.
Die Stiftung Kind und Autismus fokussiert derzeit auf die Tagesschule, deshalb ist die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Autismusspektrum und deren Familien derzeit eingestellt.
Obwohl in der Tagesschule «Schmalspurbetrieb» herrscht, sind die meisten Heilpädagoginnen und Betreuer vor Ort. Denn auch nur zwei Schüler müssen von drei Personen betreut werden. «In unserem Beruf sind wir ziemlich krisengeübt und stellen das Wohl des Kindes über alles», sagt Capol und lobt ihre Mitarbeiter, die ruhig und besonnen mit der speziellen Situation umgehen. Dies sei nötig, da empfohlene Massnahmen wie etwa das Abstandhalten im Umgang mit den autistischen Kindern unmöglich einzuhalten seien.
Nicht mehr als zwei Kinder pro Bus
Dennoch gebe man sich Mühe, auch die Mitarbeiter zu schützen, sagt Capol. Sie hat etwa ältere Buschauffeure suspendiert, die die Kinder von zuhause abholen und in die Schule bringen. Es werde auch darauf geachtet, dass in den Bussen nicht mehr als zwei Kinder gleichzeitig transportiert werden. Das liesse sich gut machen, da über die Hälfte der Eltern ihre Kinder zuhause behalten. «Derzeit funktioniert das. Aber wer weiss, wie es in einer Woche aussieht?»
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