Anzeige gegen Genfer IslamwissenschafterTariq Ramadan muss sich wegen Vergewaltigung verantworten
Eine Frau aus der Romandie wirft Tariq Ramadan vor, sie sexuell missbraucht zu haben. Der Vorfall liegt zehn Jahre zurück, die Anzeige erfolgte vor vier Jahren. Nun soll es im nächsten Jahr zum Prozess kommen.

Der Islamwissenschaftler Tariq Ramadan wird sich in Genf wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung vor Gericht verantworten müssen. Der Prozess soll im ersten Halbjahr 2023 stattfinden.
Die Genfer Staatsanwaltschaft sowie die Anwälte der Parteien bestätigten einen entsprechenden Bericht des Westschweizer Nachrichtenportals rts.ch. 2018 hatte eine etwa 50-jährige Frau aus der Romandie den Islamologen angezeigt.
Sie warf dem heute 60-Jährigen vor, sie vor etwa zehn Jahren in einem Hotel in der Nähe des Bahnhofs Cornavin sexuell missbraucht zu haben. Die Frau behauptet, der Islamwissenschaftler habe sie brutalen sexuellen Handlungen unterzogen, die von Schlägen und Beleidigungen begleitet gewesen seien.
Die zum Islam konvertierte Frau hatte Tariq Ramadan einige Monate zuvor bei einer Autogrammstunde und dann bei einem Vortrag im September kennengelernt.
Ramadan und seine Verteidiger weisen die Vorwürfe zurück. Die Staatsanwaltschaft habe sich darauf beschränkt, die Klage zu kopieren, ohne zu integrieren, was sie disqualifiziere, monieren Yaël Hayat und Guerric Canonica.
Die Anwälte der Klägerin hingegen äusserten sich erfreut. «Unsere Mandantin ist erleichtert über diese Anklageschrift, die ihren Opferstatus bestätigt und die Horrornacht beschreibt, die sie im Herbst 2008 erlebte», sagten Robert Assaël, Christian Favre und François Zimeray, die drei Anwälte der Klägerin.
Vorwürfe auch in Frankreich
Ramadans juristische Probleme beschränken sich nicht auf die Schweiz. Der Islamwissenschaftler könnte auch in Frankreich vor einem Schwurgericht erscheinen. Im vergangenen Sommer hatte die Pariser Staatsanwaltschaft einen Prozess wegen des Verdachts der Vergewaltigung von vier Frauen zwischen 2009 und 2016 gefordert.
Ramadan wurde in Genf geboren, seine Vorfahren stammen aus Ägypten. Sein Grossvater war Hassan al-Banna, der Gründer der religiös-konservativen, antiwestlichen Muslimbruderschaft. Ramadan unterrichtete zwischen 1984 und 2004 an mehreren Genfer Schulen und ist seit 2009 Professor an der Oxford University in England. Im November 2017 ist er wegen der Vorwürfe von der traditionsreichen britischen Hochschule beurlaubt.
SDA
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