Unihockey: Jets unterliegen Chur 3:4Überfliegerinnen landen am Supercup eine Niederlage
Die Kloten-Dietlikon Jets müssen im Meisterschaftsprolog den Pokal aus der Distanz bewundern. Es ist eine ungewohnte Perspektive für die Serienmeisterinnen, die zu viele kleine Fehler machten.

Die Unterländerinnen während einer Pokalübergabe nur Zuschauerinnen – das hat es schon länger nicht mehr gegeben. Die letzte Finalniederlage kassierten die Kloten-Dietlikon Jets 2019, ebenfalls im Supercup und auch damals gegen Piranha Chur (1:7). Und für jemanden war die Rolle des Unterlegenen sogar gänzlich neu: Thomas Appenzeller hat als Cheftrainer an der Bande der Jets bisher nur Glanzstücke abgeliefert und mit dem Team vergangene Saison das Triple gewonnen. Dafür wurde er in der Pause des Männerfinals zum besten Trainer 2021/22 ausgezeichnet.
Nachdem er seinem Gegenüber Simon Zopf noch auf dem Feld zum Sieg gratuliert hat, sagt er in den Katakomben der AXA Arena in Winterthur: «Ich muss aufpassen, wie ich es sage. Aber: Eine Niederlage kann durchaus zum Gewinn werden, wenn man die richtigen Schlüsse daraus zieht.» Zuallererst müsse sein Team noch ballsicherer werden, die kleinen Fehler abstellen, stellt er fest. So war es beispielsweise ein Fauxpas in der Auslösung seines Teams, der es Nicole Capatt in der 34. Minute ermöglichte mit viel Zug alleine auf Jets-Hüterin Livia loszulaufen und das 2:2 zu erzielen. Insgesamt zieht Appenzeller nach diesem Supercup-Wochenende – am Samstag haben die Jets im Halbfinal die Skorpions Emmental Zollbrück 6:5 bezwungen – ein positives Fazit: «Wir haben ein Team mit unglaublich viel Potential. Gefallen hat mir, wie kreativ wir in der Offensive zu unseren Chancen gekommen sind.»
«Ich hätte nur zu gerne berichtet, wie es sich anfühlt einen Pokal zu halten.»
Umbruch 2.0 nennt der Cheftrainer, was sich nach dem Gewinn des Meistertitels diesen Frühling im Unterland getan hat. Auf die Abgänge zahlreicher Nationalspielerinnen 2021 folgte heuer die zweite Welle: Ligatopskorerin Brigitte Mischler und Nationalspielerin Mirjam Hintermann traten zurück, Nati-Goalie Monika Schmid wechselte nach Schweden. Insgesamt notieren die Jets 11 Abgänge gegenüber 12 Zuzügen. So einige stehen heuer im Kader, die noch nie einen stattlichen Pokal in die Höhe stemmen konnten.
U20-Fraktion imponiert
Eine von ihnen ist die erst 18-jährige Linn Larsson, die neu von den Red Ants Winterthur zu den Jets gestossen ist. «Ich hätte nur zu gerne berichtet, wie es sich anfühlt einen Pokal zu halten», sagt sie nach dem verlorenen Finale seufzend. Dass sie zur besten Jets-Spielerin der Partie gewählt wurde, ist ihr in diesem Moment kein Trost. Und doch: Was Larsson zusammen mit Noomi Überschlag – auch sie noch keine zwanzig – in der ersten Verteidigungslinie zeigte, muss ihr für die anstehende U19-WM Selbstvertrauen geben. Mutig, wenn nicht zu sagen frech, verteidigte das junge Duo mit viel offensiver Spielfreude. «Eine Chrampferin mit enorm feinen Händen», sagt Appenzeller über Larsson. Mangels Verteidigerinnen hat er die Flügelstürmerin im Sommer umfunktioniert. Das das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Während Linn Larsson zusammen mit ihren Teamkolleginnen Überschlag und Ronja Niederberger bereits am Tag nach dem Supercup mit der U19 an die WM nach Polen fliegt, bleibt den anderen etwas mehr Zeit, mit der Enttäuschung klar zu kommen. So etwa Stürmerin Nina Metzger, die an diesem Supercup die Jets erstmals in einem Ernstkampf als Captain aufs Feld führen durfte. Sichtlich unzufrieden sagt sie: «Wir waren im zweiten Drittel erneut viel zu passiv, sind zu weit weg von den Leuten gestanden.» Wie tags zuvor hatten die Jets im mittleren Drittel eine markante Schwächephase. Doch während die Skorpions im Halbfinal gut fünf Minuten für ihre drei Treffer gebraucht haben, gelingt dasselbe Kunststück den Bündnerinnen innerhalb von gerade Mal zwei Zeigerumdrehungen. Corin Rüttimann, die beste Schweizer Torschützin aller Zeiten, erzielt in der 35. Minute das 3:2 für Chur – es ist die Wende in dieser Partie.
«Wenn wir verlieren, dann um zu merken, wie schlimm dieses Gefühl ist.»
Die Jets ihrerseits haben auch im letzten Abschnitt, als es darum geht den Rückstand wettzumachen, weiterhin Mühe sich Räume zu verschaffen. Auch schnelle Konter wie jener nach der ersten Pause, als die blitzschnelle Leonie Wieland, lanciert von der neuen Schwedin Frida Mainz Olsson, entwischte, bleiben Mangelware. Und so revanchieren sich die Churerinnen in diesem Supercup mit Nachdruck für die 0:9-Pleite im vergangenen Superfinal. Immerhin servierte Nina Metzger 22 Sekunden vor Schluss den 692 Zuschauerinnen und Zuschauern mit ihrer brillanten Volleyabnahme zum 3:4 noch einen Leckerbissen, der zwei Wochen vor Meisterschaftsstart Lust auf mehr macht.
Als die 26-Jährige nach der Niederlage in die Kabine geht, weiss sie bereits, was sie als Captain ihrem Team sagen will: «Wenn wir verlieren, dann um zu merken, wie schlimm dieses Gefühl ist und dass wir es nicht mehr haben wollen.» Linn Larsson nimmt diese Botschaft mit nach Polen an die U19 WM. Auf die Frage, was für die jungen Schweizerinnen dort möglich ist, antwortet sie: «Alles. Wer will schon verlieren?»

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