Neue Anlaufstelle bei Kesb-Konflikten
Betroffene von Kindes- und Erwachsenenschutz-Massnahmen können sich an eine neue Anlaufstelle wenden. Die Kescha will bei Konflikten vermitteln, Perspektiven aufzeigen und Eskalationen verhindern.

Die Massnahmen der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) sind hoch sensibel, schmerzhaft für die Betroffenen und können Verzweiflung auslösen. Hier will die neue schweizweite Anlaufstelle Kindes- und Erwachsenenschutz (Kescha) ansetzen. Betroffene von Massnahmen können sich telefonisch oder nach Voranmeldung persönlich im Büro der Anlaufstelle in Zürich beraten lassen.
Es brauche eine professionelle Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde, aber oft seien die zeitlichen Ressourcen beschränkt für lange Gespräche, sagte Guido Fluri an der gestrigen Medienpräsentation. Hier will die Kescha als spezifische und unabhängie Stelle einspringen, um Eskalationen zu verhindern. Der Präsident des neuen Vereins ist auch Vorsitzender der Guido-Fluri-Stiftung, welche die Anlaufstelle für zwei bis drei Jahre mit «ein paar 100 000 Franken pro Jahr» finanziert.
Fluri, der die Wiedergutmachungsinitiative für Verdingkinder lanciert hatte, stellte fest, dass bei seiner Stiftung in den letzten Jahren immer mehr Anfragen von Vätern und Müttern eingingen, die von Problemen mit der Kesb berichteten. Seit die Behörde vor vier Jahren gegründet wurde, habe auch die Kesb unter der konstanten Kritik und der Medienpräsenz gelitten, sagte Fluri. Diese Stimmung erschwere die Zusammenarbeit.
Behörde nicht schwächen
Die neue Anlaufstelle geselle sich nicht zu den Kesb-Kritikern, die die Behörde mit politischen Vorstössen schwächen wollen, betonte Fluri. Vielmehr wolle man den Betroffenen Perspektiven aufzeigen, damit der Dialog mit der Behörde wieder aufgenommen werde.
Aufgebaut hat die Guido-Fluri-Stiftung die neue Anlaufstelle mit fünf Organisationen, die sich für den Kindes- und Erwachsenenschutz einsetzen. Dazu gehört auch Kokes, die Konferenz für Kindes- und Erwachsenenschutz. Die Arbeit der Kesb sei gut, aber es sei normal, dass es in den ersten fünf bis zehn Jahren Verbesserungspotenzial gebe, sagte Kokes-Generalsekretärin Diana Wider. Sie begrüsse die Anlaufstelle, die indirekt auch die Kesb stärke. Die Anfragen bei der Kescha werden von der Universität Freiburg ausgewertet. Zweimal pro Jahr findet ein Austausch mit der Kokes statt, um Abläufe zu verbessern: «Wir wollen wissen, wo der Schuh drückt», sagte Wider.
«Keine Angst vor der Kesb»
«Lehnen Sie den Kontakt zur Kesb nicht ab und bleiben Sie in Gesprächen ruhig.» «Haben Sie keine Angst vor den Behörden.» Das sind zwei Tipps aus der neuen Kescha-Broschüre. «Muss die Kesb eine Zwangsmassnahme anordnen, kann eine betroffene Mutter oft gar nicht richtig zuhören», sagte Wider. Da brauche es die Anlaufstelle, die rechtliche Perspektiven aufzeige und vor allem beruhige und informiere. «Die Betroffenen müssen sich verstanden fühlen», sagte auch André Woodtli, Kescha-Vorstandsmitglied und Vizepräsident vom Stiftungsrat Kinderschutz Schweiz. Die Kommunikation sei für das Vertrauen zentral.
Derzeit sind zwei Mitarbeiter für die Anlaufstelle tätig. Laut Fluri sollen bald mehr Standorten hinzukommen.
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