Zürcher Primarschüler lernen weiterhin zwei Fremdsprachen
Die Zürcher Volksschüler werden auch in Zukunft Englisch und Französisch in der Primarschule lernen. Das Stimmvolk lehnt eine Initiative der Lehrerverbände ab, welche die zweite Fremdsprache in die Oberstufe verbannen wollte.

Das Verdikt fiel deutlich aus: 60,8 Prozent der Stimmbeteiligten sprachen sich gegen die Volksinitiative «Mehr Qualität - eine Fremdsprache an der Primarschule» aus. 233'357 legten ein Nein in die Urne, nur 150'725 stellten sich hinter das Vorhaben. Die Stimmbeteiligung lag bei 44,2 Prozent.
Mit diesem Entscheid bestätigte das Zürcher Stimmvolk seine Haltung. 2008 hatte es sich deutlich für das Harmos-Konkordat ausgesprochen, welches die Einführung von zwei Fremdsprachen auf der Primarstufe regelt. Und bereits 2006 war die Beibehaltung der zweiten Fremdsprache in der Primarstufe an der Urne klar angenommen worden. Anders als vor elf Jahren standen diesmal aber verschiedene Lehrerverbände hinter der Initiative. Angeführt vom Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband (ZLV) machten sie sich für einen Systemwechsel stark. Mit dem heutigen System seien die Schüler überfordert und die Lernziele würden nicht erreicht.
Nun müsse die Politik die Verantwortung übernehmen und die Rahmenbedingungen für den Sprachenunterricht verbessern, sagte ZLV-Präsidentin Lilo Lätzsch gegenüber der sda. Konkret fordert der Lehrerverband «unbedingt mehr Halbklassenunterricht und den Austausch mit der Westschweiz». Zudem müssten die Lernziele nach unten angepasst werden.
Die Zürcher Bildungsdirektorin und Präsidentin der Erziehungsdirektorenkonferenz Silvia Steiner (CVP) zeigte sich sehr erfreut. Das Resultat sei ein Bekenntnis zur Vielsprachigkeit, sagte sie. «Ich bin sehr erleichtert, dass uns eine riesige Reform im Bildungsbereich erspart bleibt.»
Französisch ab der 5. Klasse
Heute beginnen die Zürcher Volksschüler mit der ersten Fremdsprache - Englisch - in der zweiten Klasse. Französisch kommt als zweite Fremdsprache ab der fünften Klasse dazu. Die Initianten verlangten, dass die zweite Fremdsprache in der Zürcher Volksschule erst in der Oberstufe eingeführt wird - dafür mit mehr Lektionen.
Sie waren der Ansicht, dass die Kinder so nach neun Jahren Schulzeit trotzdem auf dem gleichen Wissensstand seien wie mit dem heutigen System. Regierungsrat und Kantonsrat lehnten die Initiative ab. Das Zürcher Bildungssystem würde nach unten nivelliert. Sie befürchteten, dass das «beliebte» Frühenglisch und nicht Französisch geopfert würde.
Welcher der beiden Fremdsprachen hätte verschoben werden sollen, liessen die Initianten offen. Diese politisch heikle Frage hätte der Zürcher Bildungsrat lösen müssen. Der Regierungsrat hatte aber bereits früh klar gemacht, dass Französisch als erste Fremdsprache in der Primarschule unterrichtet werden sollte.
Schweizweite Diskussion
Das Thema ist derzeit hoch aktuell: Erst Anfang Monat hatte das Thurgauer Kantonsparlament entschieden, den Französischunterricht in die Sekundarschulstufe zu verschieben. Der Zürcher Ausgang habe vielleicht Signalwirkung auf andere Kantone, etwa den Thurgau, sagte EDK-Präsidentin Steiner. «Er ist ein besonderes Bekenntnis für Harmos.»
Die Nidwaldner Stimmbevölkerung hatte sich bereits im März 2015 mit 61,7 Prozent Stimmenanteil für das Beibehalten der zwei Fremdsprachen an der Primarschule ausgesprochen. Und im Kanton Luzern wird im September über eine ähnliche Initiative wie jene in Zürch abgestimmt.
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