Massenpanik am Berg MeronTage der Trauer, Tage des Zorns
In Israel streiten sich Ultraorthodoxe und Säkulare, wer für die Katastrophe verantwortlich ist. Der Konflikt könnte das Land zerreissen.

Am Grabmal des Rabbi Schimon Bar Jochai herrscht dichtes Gedränge. Von allen Seiten strömen die Frommen herbei zu diesem verschachtelten Bauwerk aus hellem Stein. Die Männer nutzen die Eingänge vorn, die Frauen huschen hinten hinein in ihre separierten Räume.
Am Berg Meron neigt sich der Festtag Lag Baomer dem Ende zu, der im jüdischen Kalender ein Tag der Freude ist – und in diesem Jahr zum Tag der grössten Katastrophe wurde, die Israel in Friedenszeiten je ereilte. Hunderttausend meist ultraorthodoxe Juden waren heraufgepilgert nach Obergaliläa im grünen Norden, zum Grab des hochverehrten Mystikers aus dem 2. Jahrhundert – und dann brach eine Massenpanik aus, bei der die Opfer zertrampelt wurden und zerquetscht.