Geldblog: Zur Bringschuld der BankenEine ungenügende Beratung ist inakzeptabel
Von seiner Hausbank darf man erwarten, dass sie auch komplexere Optionsstrategien erklären kann – nur die Expertise und Beratung rechtfertigen die hohen Gebühren.

In letzter Zeit las ich vermehrt in diversen Zeitungen und Zeitschriften vom Vorschlag, auf gewisse Aktien-Depotpositionen, zum Beispiel die Zurich Insurance, einen gedeckten Call abzuschliessen und vom Kursverlauf zu profitieren. Was bedeutet dies genau? Ich halte 90 Aktien der Zurich Insurance im Depot bei der UBS und habe diese zum Kurs von 409 Franken erworben. Meine Bank konnte mir bei diesem Thema leider nicht wirklich weiterhelfen, hat aber bestätigt, dass ich aufgrund meines Kundenprofils solche Bankgeschäfte abschliessen könnte. Leserfrage von O.A.
Offen gesagt finde ich es erschreckend, wenn Ihnen Ihre Hausbank nicht weiterhelfen kann und Ihre Fragen nicht beantwortet. Genau dazu wäre sie eigentlich da, sonst könnten Sie nämlich eine reine digitale Banklösung wählen, wo Sie gar keine Beratung bekommen und sich selbst helfen müssen. Dafür sind bei einer reinen Digitallösung die Gebühren massiv billiger als bei einer klassischen Bankbeziehung. Die höheren Gebühren, die man bei einer klassischen Bankbeziehung berappen muss, sind aus meiner Sicht nur gerechtfertigt, wenn man als Kundin oder Kunde die Möglichkeit hat, sich mit Fragen an seine Ansprechpartner bei der Hausbank zu wenden, und eine befriedigende Antwort erhält. Nur die Expertise und die tatsächlich geleistete Beratung sind die im Vergleich zu Digitalbanken höheren Gebühren wert.
Dass Ihnen Ihre Bank nicht weiterhilft, ist auch aus kommerzieller Sicht unverständlich: Die Bank könnte mit Ihnen ein zusätzliches Geschäft machen, wenn Sie gedeckte Calls nutzen würden. Ich habe in letzter Zeit auch schon auf andere Leserfragen hin die Funktionsweise von solchen gedeckten Calls erläutert und nehme dies hiermit gerne nochmals auf. In der Fachsprache spricht man von Covered Call Writing. Dabei verfügen Sie als Verkäufer einer Kaufoption – also dem Call – über den Basiswert. In Ihrem Fall wären dies die Aktien der Zurich Insurance, welchen Sie im Falle der Ausübung durch die Optionskäufer an diese ausliefern müssten.
Sie als Verkäufer haben bei dieser Strategie den Pluspunkt, dass Sie eine Prämie verdienen können und am Anstieg des Kurses des entsprechenden Basiswertes partizipieren, bis der Kurs des Basiswertes den Basispreis der Option erreicht. Wichtig ist für Sie allerdings auch die Frage, welche Risiken Sie eingehen und was passiert, wenn der Basiswert steigt oder noch wichtiger, wenn er sinkt. Falls nun der Basiswert – also die Aktien der Zurich Insurance – am Stichtag oberhalb des Basispreises ist, wird der Optionskäufer die Option ausüben wollen. Falls hingegen der Basiswert sinkt, wird der Verlust, den Sie haben, um die verdiente Prämie aus dem Verkauf der Call-Option vermindert.
Covered-Call-Optionsstrategien sollten nur angewendet werden, wenn man deren Funktionsweise und die genutzten Produkte gut versteht.
Als Optionsanleger wären Sie in der Lage, eine zusätzliche Rendite zu erzielen: Dafür müssten Sie eine Call-Option schreiben, deren Ausübungspreis über dem Kurs des Basiswertes liegt. Weil Sie die Aktien der Zurich Insurance, welche in diesem Fall der Basiswert sind, bereits besitzen, ist diese Call-Option gedeckt. Sie müssen die Aktien nicht nachträglich beschaffen, sondern haben sie bereits im Depot. Sollte sich der Kurs des Basiswertes – also Ihrer Aktie der Zurich Insurance – am Datum des Verfalls über dem Ausübungspreis der geschriebenen Call-Option bewegen, würde die Option ausgeübt. Sie als Stillhalter müssten nun die Aktien bereitstellen und diese zum Ausübungspreis der geschriebenen Call-Option ausliefern. Dies würde natürlich von Ihrer Bank automatisch gemacht, da Sie die Papiere ja bereits im Depot haben.
Die Prämie für die geschriebene Call-Option bekommen Sie auf jeden Fall, auch wenn Sie die Aktien ausliefern müssen. Wenn der Basiswert tiefer notiert – also weniger Wert ist als der Ausübungspreis – würden Ihre Aktien im Depot bleiben. Sie hätten aber zusätzlich die Prämie für den geschriebenen Call. Dieser würde Ihnen einen Teil Ihres Buchverlustes auf Ihrer Aktie im Depot kompensieren. Wie hoch die Prämie ist, hängt sowohl vom Unterschied zwischen dem Ausübungspreis der Option und dem momentanen Aktienkurs als auch von der Laufzeit der Option ab. Längere Laufzeiten bringen in der Regel mehr Prämie.
Solche Covered-Call-Optionsstrategien haben in den letzten Jahren auch bei Privatanlegerinnen und -anlegern an Beliebtheit gewonnen. Allerdings sollte man diese aus meiner Sicht nur anwenden, wenn man deren Funktionsweise und die genutzten Produkte gut versteht. Bevor Sie allenfalls zur Tat schreiten und auf Ihren Zürich-Aktien gedeckte Calls schreiben, rate ich Ihnen, sich selbst eingehend mit diesem Thema zu beschäftigen, damit Sie selbst die Funktionsweise, Chancen und Risiken dieser Instrumente verstehen. Dies ist aus meiner Sicht die Voraussetzung, dass man in solche Covered-Call-Optionsstrategien investiert. Und natürlich sollten Sie mit Ihrer Hausbank nochmals Rücksprache nehmen. Wenn diese nicht in der Lage ist, Ihnen eine solche Strategie zu erklären, ist sie für eine Umsetzung wohl die falsche Adresse.
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