Formel 1: GP von DschiddaVerstappen greift zum äussersten Mittel – das Duell eskaliert komplett
Lewis Hamilton gewinnt den GP in Saudiarabien. Er muss dafür so einiges überstehen, Konkurrent Max Verstappen wird seinem Ruf wieder einmal gerecht.

Das grosse Drama, die absolute Eskalation dieses Duells, kommt, als man das Gefühl hat, die grössten Absurditäten des Abends schon lange gesehen zu haben, in Runde 36.
Lewis Hamilton will Max Verstappen überholen, der Niederländer verlässt dabei die Strecke, dafür bekommt er später eine 5-Sekunden-Strafe. «Dieser Typ ist verrückt», funkt Hamilton. Kurz darauf probiert er es erneut – und fährt auf. Jetzt schimpft er nur noch in sein Funkgerät.
Hamilton fährt auf, weil Verstappen zum äussersten Mittel greift und unvermittelt abbremst, Break-Testing wird das genannt, ein grosses Vergehen im Rennsport. Hinterher sagt Verstappen, er habe Hamilton vorbei lassen wollen, so war es ihm nach dem Verlassen der Strecke auch befohlen worden. Warum er dabei so hart auf die Bremse tritt, ist eine andere Frage.
Hamilton will noch ausweichen, kann das aber nicht mehr, er touchiert den Red Bull, beide können weiterfahren. Jetzt ist auch Hamiltons Chef Toto Wolff wütend, er knallt sein Headset auf den Boden.
Er kommt der Aufforderung, Hamilton vorbeizulassen, später doch noch nach, nur um seinen Gegner bei der nächsten Möglichkeit zu überholen. Wieder eine Provokation. Dann lässt er ihn wieder vorbei. Verstappen wird dafür nachträglich mit einer 10-Sekunden-Strafe gebüsst.
Er nimmt die Champagnerflasche und geht
Hamilton gewinnt, Verstappen wird Zweiter und Bottas Dritter. Zum Handshake zwischen den Titelanwärtern kommt es nicht an diesem Abend. Der Sieger jubelt mit seinem Team, dann muss er sich erst einmal hinsetzen, er vergräbt das Gesicht in seinen Händen. Ein solches Rennen setzt auch ihm zu.
Als Verstappen beim Interview steht, buht das Publikum, bei Hamilton buhen auch einige, die meisten aber jubeln. Verstappen sagt, er wisse nicht, was geschehen sei, als Hamilton ihn berührt habe. Bei der Siegerehrung dann nimmt er seine Champagnerflasche und geht.
Mercedes feiert alleine. Hamiltons Sieg bedeutet, dass es im Kampf um den WM-Titel an diesem Wochenende noch keine Entscheidung gibt. Die Formel 1 hat ihr ganz grosses Finale, am nächsten Sonntag in Abu Dhabi ist es soweit, Verstappen und Hamilton sind punktgleich.
Wie es überhaupt dazu kommt, nachdem Hamilton als Erster und Verstappen als Dritter in dieses Rennen startete, ist eine Sache für sich.
Mick Schumacher löst ein Gewitter aus
In der zehnten Runde fährt Mick Schumacher seinen Haas in die Mauer, eine Nichtigkeit. An diesem Abend aber ist er der Schmetterling, der mit einer Aktion ein Gewitter an der Spitze des Feldes auslöst.
Der Safety Car kommt ins Spiel, Mercedes holt beide Fahrer rein, Red Bull nur Pérez. Weil Schumacher die Kunststoff-Mauer so stark beschädigt hat, kommt es zum Unterbruch und dann zum Neustart – mit Verstappen an der Spitze.
Nach dem zweiten Start wird alles noch komplizierter. Hamilton überholt Verstappen sofort, der Herausforderer schlägt zwar zurück, verlässt dabei aber – zum ersten Mal an diesem Abend – die Strecke. Esteban Ocon schleicht sich zwischen die beiden. Und hinten crashen Pérez, Masepin und Russell.
Es kommt zum nächsten Neustart. Red Bull, wegen Verstappens Manöver mit einer Strafe vor Augen, schlägt Renndirektor Michael Masi vor, der Niederländer könne bei diesem von dritter Position aus starten, hinter Hamilton und Ocon. Masi ist nun der Vermittler, Mercedes nimmt das Angebot an.
Dieses Rennen ist noch nicht einmal 17 Runden alt, da stellen sich die Autos zum dritten Mal auf. Der dritte Start ist so spektakulär wie der zweite, nur diesmal ohne Crash. Verstappen überholt Hamilton und Ocon in der ersten Kurve und setzt sich wieder an die Spitze. Dort hält er Hamilton lange stand. Bis er zum zweiten Mal die Strecke verlässt – und das Drama seinen Lauf nimmt.
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