Unihockey: Schwedin Ida SundbergWarum die dreifache Weltmeisterin bei den Jets auftaucht
Die Kapitänin von Schwedens Nationalteams sorgt nächste Saison für Glamour bei den Kloten-Dietlikon Jets. Ida Sundberg ist eine der weltbesten Verteidigerinnen – und sucht sich hier trotzdem einen Job.

Der Begriff «Transfercoup» gehört in der Sportwelt zweifelsohne zur überstrapazierten Sorte. Doch in diesem Falle ist er gerechtfertigt: Titelverteidiger Kloten-Dietlikon hat auf kommende Saison hin nämlich nicht einfach eine skandinavische Verstärkungsspielerin verpflichtet, sondern die Kapitänin der schwedischen Auswahl höchstpersönlich.
Ida Sundberg ist eine der stärksten Verteidigerinnen der Welt. 2022 belegte sie im Ranking der Weltbesten Rang 6. Die 29-Jährige hat mit Schweden 61 Länderspiele bestritten und an drei Weltmeisterschaften triumphiert. Auf Klubebene spielte Sundberg zuletzt zehn Jahre lang für Pixbo Wallenstam und gewann mit dem Team einen Meistertitel, drei Silbermedaillen und zuletzt den schwedischen Cup.
Und jetzt kommt sie also ins Zürcher Unterland. Warum das?
Jets-Sportchef Antti Uimonen versucht gar nicht erst, die Frage falsch zu verstehen. Er weiss, dass die Schweizer Liga einer Spielerin wie Sundberg nicht viel Neues bieten kann ausser eines anderen, schnelleren und physischeren Spielstils. Dazu kommen die in der Schweiz kürzeren Reisen an die Auswärtsspiele. «Es ist das Gesamtpaket, das passt», sagt Uimonen. Was er damit meint: Ida Sundberg suchte eine neue Herausforderung, ein Auslandabenteuer auf einem sportlichen Niveau, das ihr die Fortsetzung ihrer internationalen Laufbahn erlaubt. Erst kürzlich hat sie in Schweden bekannt gegeben, ihre Karriere über die WM (1. bis 12. Dezember in Singapur) hinaus verlängern zu wollen.

Eingefädelt hat den Transfer auf Seiten der Jets Co-Sportchef Mark Rebsamen. Emil Julkunen, der vor seinem Rücktritt 2021 in der Schweiz für GC und Zug spielte, ist ein guter Freund von ihm und gleichzeitig Bruder von Sundbergs Partner Isak. «Ich kenne Ida schon länger, ihr Wechsel wurde allerdings erst vor kurzem konkret», verrät Rebsamen.
«Wir bezahlen die Wohnung, mehr Kosten können wir als Verein nicht stemmen.»
Die beiden Sportchefs betonen, dass die Jets auch für eine aussergewöhnliche Spielerin wie Sundberg keinen ausserordentlichen finanziellen Aufwand betreiben. Die Schwedin werde in der Schweiz in einem hohen Pensum arbeiten, genauso wie ihr Partner, der sich sportlich einem Erstliga-Team anschliessen wolle. «Wir bezahlen dem Paar die Wohnung, mehr Kosten können wir als Verein nicht stemmen», sagt Uimonen.
Wenig Echo in der Schweiz
In Schweden hat der Transfer für Schlagzeilen gesorgt, denn im Land der Weltmeisterinnen hat man anscheinend mit Sundbergs Verbleib bei Pixbo gerechnet. Im Schweizer Unihockey indes hat die Verpflichtung des schwedischen Captains bisher kein grosses Echo ausgelöst. Uimonen bemerkt mehr überrascht denn enttäuscht: «Wir haben von ausserhalb des Vereins kaum Rückmeldungen erhalten.» Trotzdem erhofft er sich für die kommende Saison einen positiven Effekt auf die Zuschauerzahlen. Denn diese stagnieren im Schweizer Frauenunihockey aktuell auf relativ tiefem Niveau. Seit Einführung des Superfinals 2014 und trotz gestiegener TV-Präsenz hat sich am Publikumsaufmarsch wenig geändert. Ein Jets-Spiel lockte auch diese Saison durchschnittlich knapp 200 Leute in die Stighag-Halle. Der Ligaschnitt liegt seit Jahren um die 160 Zuschauerinnen und Zuschauer pro Partie.

Eine Figur wie Ida Sundberg ist definitiv eine Bereicherung für die Liga. Nebst dem Glamourfaktor werden die Jets dank ihr auch defensive Stabilität hinzugewinnen. Mit der international vielleicht noch bekannteren Iza Rydfjäll war in Dietlikon zuletzt von 2019 bis 2022 eine Spielerin gleichen Kalibers unter Vertrag. «Wie schon von Rydfjäll werden die jungen Spielerinnen jetzt auch von Ida Sundberg profitieren können», betont Uimonen. Aktuell stellen die Jets mit einem Altersdurchschnitt von gut 21 Jahren das jüngste Team der Liga.
Wenn Ida Sundberg im kommenden Sommer in Kloten landet, wird sie hier schnell ein bisschen Heimat vorfinden. Wie in Schweden tragen sie bekanntlich auch in Dietlikon Goldgelb auf Mittelblau und Ikea ist gleich um die Ecke.
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