Was Haushaltstipps mit Mode zu tun haben
Vor zwölf Jahren hat Erica Matile ihr etabliertes Modelabel aufgegeben. Vor sieben Jahren wurde sie mit ihrem Buch «Vom Fleck weg» zur Bestellerautorin. Jetzt hat sie den zweiten Band publiziert. Ein Nachschlagewerk für Millenials, die ihr Zuhause verlassen.
Erica Matile liebt die schönen Dinge. Das zeigt ein Besuch in ihrem Zuhause mitten in Zürich . Das Haus in einer ruhigen Quartierstrasse, nur wenige hundert Meter entfernt von der viel befahrenen Rosengartenstrasse, wirkt von aussen unscheinbar.
Umso besser kommt das helle Interieur zur Geltung, das die Stylistin mit viel Liebe zum Detail gestaltet hat. Hier eine Kommode im aktuellen Shabby-Chic, da eine Stuhl vor einem ästhetischen Modefoto, dort Fotos an der Wand, die von Erica Matiles Reisen nach Westafrika erzählen. Und immer wieder Kissen und Decken aus ausgefallenen Stoffen, die perfekt in die Umgebung passen.
Bekannte Modemacherin
Erica Matile ist in der Designszene keine Unbekannte. Wer sich um die Jahrtausendwende herum mit Schweizer Mode befasste, kam nicht um ihren Namen herum. Die Designerin entwarf von 1987 bis 2005 Mode für ihr eigenes Label und gewann verschiedene nationale und internationale Modepreise.
Seit 2005 arbeitet sie als freischaffende Stylistin, Filmsetdesignerin und Wohnberaterin. Sie hat schon Kostüme und Setdesigns für verschiedene Sendungen des Schweizer Fernsehens entwickelt und arbeitet auch regelmässig für Werbeproduktionen von Schweizer Firmen.
Drittes Buch herausgegeben
Im letzten Herbst hat sie nun ihr drittes Buch herausgegeben. «Vom Fleck weg – Band 2» knüpft an ihr erstes Buch an, das 2009 erschienen ist und sich zum Bestseller entwickelt hat. Bis heute wurden 13'000 gebundene Ausgaben und rund 6000 Taschenbücher verkauft. In ihrem zweiten Buch «Hautsache wohl» sammelte sie rund 1000 Schönheits- und Gesundheitstipps .
Doch wie kommt eine erfolgreiche Modedesignerin und Stylistin dazu, Ratgeber zu den Themen Haushalt und Schönheitspflege zu schreiben? «Ich war 18 Jahre im Modebusiness tätig und hatte plötzlich genug», sagt die heute 60-jährige. «Zum Schluss war ich mehr Managerin als Designerin. Sehr kreativ konnte ich nicht mehr sein.»
Kleider in Europa produziert
Erica Matile produzierte Mode für ihr eigenes Label und führte ein kleines Unternehmen mit drei Angestellten in der Schweiz. Die Kleider liess sie in Europa produzieren. Um sie zu präsentieren reiste sie regelmässig nach Düsseldorf, Mailand und Paris.
Zu guter Letzt konnte sie ihre Mode sogar in New York und Japan verkaufen. «Ich musste nicht mit dem Modemachen aufhören, weil das Geschäft nicht lief. Es war meine freie Entscheidung», erklärt sie. Aber sie sei auf die 50 zugegangen und habe sich gefragt: «War das alles?» Und so entschied sie sich, etwas Neues zu wagen. Sie stellte die Modeproduktion ein.
Flecken auf dem Kleid
Schon als Designerin war sie fasziniert vom altbewährten Wissen unserer Grossmütter. «Ich erinnere mich gut. Es war die letzte Anprobe vor der Hochzeit einer guten Kundin. Und plötzlich war der Saum voller kleiner Fettflecke.» Ihre kleine Tochter hatte auf dem Boden Spuren eines Butterbrotes hinterlassen.
Mehrere Anrufe bei Kolleginnen später rettete sie ein ganz einfacher Tipp: Pfeifenerde (weisse Tonerde) auf die Flecken geben und am nächsten Tag ausbürsten. Und: «Es funktionierte.»
Tipps gesammelt
Sie begann Bücher und Broschüren mit Haushalts- und Schönheitstipps zu sammeln. Da die meisten Haushaltsratgeber jedoch nicht besonders attraktiv gestaltet waren, «ein tolles Wissen, das in hässlichen Büchern verstaubte», kam sie auf die Idee, ein eigenes Buch herauszugeben.
Sie recherchierte weiter und befragte Freundinnen und Bekannte. Manche der altbewährten Tipps in ihrem ersten Buch sind denn auch nach wie vor praktisch und nachvollziehbar, andere entsprechen nicht mehr der heutigen Zeit. Dafür regen sie zum Schmunzeln an.
Für die Generation Y
Im zweiten Buch mit Tipps und Tricks rund uns Putzen, Kochen und Einrichten richtet sich Matile vor allem an die Generation Y, die zuhause auszieht. «Damit sie nicht jeden Tag anrufen müssen, nachdem sie ihre erste eigene Wohnung bezogen haben.» Angefangen bei allgemeine Haushaltstipps, «wie kann ein verstopfter Abfluss möglichst wenig umweltschädliche gereinigt werden», bis hin zu Tipps zum Aufdecken eines festlichen Tisches.
Für Hilswerk auf Reisen
Ganz kann Erica Matile das Modemachen allerdings nicht lassen: Sie reist nach wie vor regelmässig für das Hilfswerk «Swisscontact» mit dem Senior Expert Corps nach Benin in Westafrika, und engagiert sich dort in Aus- und Weiterbildung von Modedesignern.
In Westafrika hat sie denn auch die Inspiration für ihr nächstes Projekt gefunden. Sie fertigt aus westafrikanischen Stoffen neue Decken und Kissen an, indem sie ausgewählte Motive von Hand aus den Stoffen ausschneidet und sie auf Schweizer Leinen appliziert. Noch schmücken die Kissen und Decken erst ihr eigenes Zuhause und man kann sie nicht kaufen. Doch der Tag wird kommen, auch wenn die kreative Stylistin und Autorin noch kein Datum für die Lancierung der neuen Matile-Kollektion fixiert hat.
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