Wie der Vater, so der Sohn
Ein Vater und sein Sohn sollen eine Einbruchserie in mehreren Kantonen geführt haben. Am Bezirksgericht Meilen bestritten die Ungarn die meisten Taten. Im Berufungsprozess hat der Sohn nun für einen Paukenschlag gesorgt: Er will der alleinige Täter gewesen sein.

Dem Klischee der Kriminaltouristen entsprechen die beiden in keinster Weise. Der Vater, 56, macht im feinen Zwirn den Anwälten Konkurrenz in Sachen Eleganz. Den Übersetzer braucht der Ungare kaum. Der studierte Bauingenieur spricht leidlich Deutsch. Auch Holländisch und Hebräisch könne er, wenn auch nicht perfekt, wie er bescheiden bemerkt. Sein Sohn, 33, hat das Erscheinungsbild eines liebenswerten Bären, ist Informatiker und hat eine Fotografenausbildung gemacht. Auch sein Deutsch ist sehr gut, er hat mehrere Jahre beim Vater in Deutschland gelebt.
Und doch ist da die Vergangenheit, die ein ganz anderes Bild zeigt. Zwei Vorstrafen weist der Sohn in Deutschland auf, wegen Betrugs und Einbruchdiebstahls. Eine Verurteilung wegen zwei Einbruchdiebstählen gibt es aus der Schweiz. Diese Taten fanden zur gleichen Zeit statt wie jene, die nun verhandelt wurden. Der Vater, dreimal verheiratet, dreimal geschieden, fünf Kinder, weist ein schier unglaubliches Vorstrafenregister auf. Eine Vorstrafe in der Schweiz, Einbruchdiebstähle, begangen mit dem Sohn, vier in Deutschland und eine in Österreich. Wobei er in letzterem Fall zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren verurteilt wurde, unter anderem wegen Nötigung, fahrlässiger Tötung und Einbruchdiebstahl. Fehlende Perspektiven in Ungarn und gescheiterte Geschäftsideen im Ausland hätten sie dazu gebracht, war den Beschuldigten zu entlocken. Hat der Vater gar den Sohn ins «Business» eingeführt?
Zwei Einbrüche in Küsnacht
Verhandelt wurden gestern am Obergericht neun Einbruchdiebstähle in Geschäfte, begangen in Küsnacht, Rapperswil und diversen Orten in den Kantonen Luzern und Obwalden. Die Beute war jeweils ziemlich gering. Bei einem Transportunternehmen in Küsnacht liessen die Diebe Geräte im Wert von gut 4000 Franken mitlaufen. In einem Reisebüro im Luzernischen waren es Reka-Checks über 6000 Franken. Bei der Vorinstanz bestritten die Beschuldigten die meisten Taten. Der Vater gestand einzig den Einbruch in ein Rapperswiler Reisebüro und den versuchten Einbruch in ein Küsnachter Reisebüro. Letzteres zog er gestern zurück. Er habe Küsnacht und Küssnacht verwechselt. Am Vierwaldstättersee hatte er kurz vorher einen Einbruch getätigt, wofür er bereits verurteilt wurde. Alle anderen Vorwürfe stritt der Vater ab.
Ganz anders der Sohn. Dieser wolle «reinen Tisch machen», kündigte sein Verteidiger an. Also gestand der Sohn, acht der neun Einbrüche begangen zu haben, alleine. Sein Vater dürfe nicht für die Taten des Sohnes bestraft werde, hielt der 33-Jährige am Schluss fest. Der Vater habe von den Einbrüchen nichts gewusst, er sei aus geschäftlichen Gründen in die Schweiz gereist, so der Sohn. Er habe ihn dabei begleitet. Wieso der Vater nebenbei einen Einbruch getätigt hat, ohne seinen Sohn zu informieren, blieb unklar. Das Urteil wird schriftlich zugestellt. Am Bezirksgericht Meilen war das ungewöhnliche Vater-Sohn-Paar noch zu 48 respektive 45 Monaten Gefängnis verurteilt worden.
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