«Wir müssen weg vom Einheitsbrei»
Die Lage des Detailhandels ist laut Glatt-Chef Rageth Clavadetscher «nicht gerade berauschend». Dem ZU hat er erzählt, wie er die Kundenfrequenz hoch behalten will, wie es um seine vor einem Jahr geäusserten Ideen für das Glatt steht und was die Center-Besucher in Zukunft erwarten können.

Pepper zieht alle Blicke auf sich, als Glatt-Chef Rageth Clavadetscher ihn aus seinem Schrank holt: Der Roboter fragt, wie es seinem Gegenüber geht, hebt die Hand für ein «High Five» und tanzt zum Welthit «Gangnam Style». Sowohl Kinder als auch Erwachsene schauen ihn amüsiert an und gehen enttäuscht weiter, als Pepper Pause macht.
Clavadetscher stellte die humanoiden Roboter, die den Glattkunden ab Dezember den Weg zum gewünschten Geschäft weisen sollen, letzte Woche vor. Sie sind derzeit dreimal wöchentlich im «Tech Lab» im ersten Stock des Walliseller Einkaufszentrums zu finden. Mit solchen Labors will Clavadetscher in nächster Zeit den Herausforderungen begegnen, mit denen der Detailhandel seit einigen Jahren zu kämpfen hat.
«Lab» statt Land
Frankenstärke, Einkaufstourismus im nahen Ausland, Online-Handel: Diese Faktoren tragen dazu bei, dass der Detailhandel in der Schweiz leidet. Zwar konnte das Glatt die Besucherzahl gegenüber dem Vorjahr steigern und mit 2014, dem Jahr der Fussball-Weltmeisterschaft mit all seinen Veranstaltungen, egalisieren. Jedoch ist laut Clavadetscher ein hoher Aufwand nötig, um Geld im Detailhandel zu verdienen.
Die Ziele von Clavadetscher sind, die Frequenz stabil zu behalten und attraktiv für die Kunden zu sein. «Wir müssen vom Einheitsbrei wegkommen», sagt der Centerleiter. Denn die Lage, in der sich der Detailhandel im Moment befinde, sei nicht gerade berauschend. Mit den genannten Labs wollen er und sein Team die Massen ansprechen: «Wir werden damit versuchen, unseren Kunden spannende Themen zugänglich zu machen.»
In Zukunft soll in Zusammenarbeit mit dem neuen Fachärztezentrum ein «Health Lab» – health ist das englische Wort für Gesundheit – aufgestellt werden. Dort kann sich der Kunde zum Beispiel den Blut- oder den Augendruck messen lassen und sich über andere Gesundheitsthemen informieren. Im «Umwelt Lab» kann er sich über das Thema Recycling ins Bild setzen, im «Food Lab» könnte es um Ernährungstrends oder den Stoffwechsel gehen. Diese neuen Konzepte sollen in den nächsten Jahren die bisherigen Länderthemen – dieses Jahr zelebriert das Center Italien mit entsprechender Kulisse – ersetzen.
Auto auf Bildschirm bestellen
Das Center attraktiver machen soll auch der erste «Concept Store» der Automarke Seat. «Es ist der erste Laden dieser Art auf dem europäischen Festland», sagt Clavadetscher. Dort können die Glattkunden ab Frühling an einem Bildschirm ihre Wunsch-Ausführung eines Seat-Modells zusammenstellen und später direkt vom Parkplatz des Centers abholen. Dies ist laut Clavadetscher ein weiterer Schritt in Richtung digitaler Innovation, in welche das Glatt gehe. Und die Automarke passe ideal zu einem Mittelklasse-Einkaufszentrum.
Bei den 130 Mietern steht derzeit kein Wechsel an, und über freie Flächen verfügt das Glatt nicht. Zieht aber ein Geschäft aus, kann sich Clavadetscher Marken wie «Uniqlo» oder «Victoria's Secret» als Ersatz vorstellen. «Wir sind auf der Suche nach Marken, die einzigartig sind in der Schweiz», erklärt er seine Präferenzen. Auch soll das Walliseller Einkaufsmekka in Zukunft vermehrt als Event-Location dienen: Am 6. Mai zum Beispiel führt es einen «Night Run» für Freizeitsportler durch, nach welchem das Center geöffnet sein wird.
Der Wunsch von Clavadetscher, einen Concierge-Service mit Garderobe am Empfang einzurichten, ging noch nicht in Erfüllung. Dies hänge von der Gestaltung des Haupteingangs ab, der umgebaut werden soll. Ein Barbier, wie es sich der Centerleiter vorgestellt hat, ist zwar nicht ins Glatt gezogen. «Jedoch bieten mittlerweile auch die Coiffeurs das Stutzen und Einölen des Bartes an», sagt Clavadetscher, «also hat sich der Barbier erübrigt».
Die Idee eines Valet-Parking-Service inklusive einer Autowäsche wird seit Februar dieses Jahres probeweise an den Samstagen angeboten. Wenn das Angebot sich an diesen besucherstarken Tagen etabliert, wird es auf andere Tage ausgeweitet.
Tower soll Frequenz steigern
Ein Wellness-Angebot, wie es sich Clavadetscher ebenfalls vorstellt, könnte dereinst im Glatt-Tower bestehen, der derzeit umgebaut wird und 2020 eröffnet werden soll. «Wir verhandeln im Moment mit möglichen Anbietern», sagt er. Die Mietverträge mit den Unternehmen werden nächstes Jahr aufgesetzt. Der Tower soll zusätzliche Besucherfrequenz generieren: Clavadetscher schätzt, dass dort in Zukunft bis zu 800 Angestellte arbeiten könnten, die das Glatt wohl regelmässig aufsuchen werden.
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