
Da stürmen die Seniorinnen und Senioren das Impfdorf im Zürcher Hauptbahnhof, um sich ein drittes Mal zu impfen. Angesichts der vielen Durchbrüche bei ihren Altersgenossen fürchten sie sich davor, dass der Impfschutz nachlässt. Doch die verfügbaren Booster sind schnell weg. Die Impfwilligen werden auf später vertröstet.
So läuft es auch anderswo. Etwa im Thurgau, wo Tausende hingehalten werden, weil das Personal für die Impfwoche gebraucht wird. Mit riesigem Aufwand versuchen Bund und Kantone gegenwärtig, jene vom Impfen zu überzeugen, die sich ein halbes Jahr nicht haben überzeugen lassen. Mit bescheidenem Erfolg. Gleichzeitig vernachlässigen sie das Boostern. Die Ressourcen würden nicht für beides reichen, sagt die Leiterin des Thurgauer Gesundheitsamts in die SRF-Kamera. Und in anderen Kantonen sieht es offenbar ähnlich aus.
Manch ein tragischer Fall hätte sich verhindern lassen.
Dies, obwohl die Notwendigkeit von Boostern absehbar war. Bereits im Sommer konnte man in Israel beobachten, wie die Wirkung der Impfungen mit der Zeit nachlässt. Andere Länder haben sich rechtzeitig darauf vorbereitet und gehandelt, als es nötig wurde. Nicht so die Schweiz. Hier nahm sich Swissmedic viel Zeit, bis sie die dritte Impfung am 26. Oktober zuliess. Jetzt wären die Kantone dran.
Eigentlich hatten diese versprochen, gut vorbereitet zu sein, um unmittelbar nach der Zulassung boostern zu können. Doch stattdessen lassen sie sich nun ihrerseits Zeit – auch weil sie sich um die Impfwoche kümmern müssen. In den vergangenen Wochen wurden zahlreiche Seniorinnen und Senioren mit Impfdurchbrüchen hospitalisiert. Etliche Betroffene sind bereits gestorben. Manch ein tragischer Fall hätte sich verhindern lassen.
Wir sollten erst jene impfen, die wollen. Bleiben dann noch Ressourcen übrig, kann man auch Unmotivierte motivieren. Immerhin dürfen jetzt die Seniorinnen und Senioren hoffen, dass sie nicht mehr allzu lange warten müssen. Die Impfwoche ist bald vorbei. Dann können sich die Kantone voll aufs Boostern konzentrieren.
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Kommentar zur Impfstrategie – Wir sollten erst jene impfen, die wollen
Wenn Pensionäre auf den Booster warten müssen, weil Impfwoche ist, läuft etwas falsch.