Adoboli verliert erneut: Ausschaffung steht kurz bevor
Der Ex-UBS-Händler Kweku Adoboli verliert einen weiteren juristischen Einspruch – und beschwert sich über die Bedingungen in Ausschaffungshaft.

Am 18. September hätte Kweku Adoboli eigentlich nach Ghana abgeschoben werden sollen. Im letzten Moment wurde dies verhindert: Das britische Innenministerium liess einen erneuten Antrag für eine juristische Überprüfung der Ausschaffung zu. Jetzt wurde dieser Einspruch abgelehnt. Adobolis Abschiebung steht dem «Guardian» zufolge unmittelbar bevor.
Adoboli hatte im Sommer 2011 auf steigende Börsenkurse spekuliert, seine Wertpapiere verloren aber stattdessen an Wert. Bei seinen Deals überschritt der Banker seine Kompetenzen und setzte weit mehr Geld ein, als er durfte. Die Verluste kosteten die UBS mehr als 2 Milliarden Dollar.
Mit Vorträgen und Workshops gewarnt
Adoboli sagte, er sei sprachlos, dass der Richter jeden der Punkte im Einspruch abgelehnt habe. «Die Anhörung fühlte sich wie ein zweiter Prozess an», sagte der ehemalige Banker dem «Guardian». «Ich habe in den letzten sieben Jahren wirklich hart gearbeitet, um meine Fehler zu korrigieren und um Menschen aufzuklären, warum solche Dinge passieren.» Das Urteil werfe ein falsches Bild auf seinen Charakter. «Das ist unglaublich furchtbar», so Adoboli.
Adobolis Anwälte hatten argumentiert, dieser habe nach seiner abgesessenen Strafe mit öffentlichen Vorträgen und Workshops versucht, Leute zu warnen, damit sie nicht dieselben Fehler machen würden, die er bei der UBS gemacht hatte. Auch habe er versucht, zur Verbesserung der Redlichkeit im Bankensektor beizutragen. Ausserdem arbeite Adoboli mit dem Forward-Institut zusammen, das versuche, verantwortungsvolles Handeln in der Geschäftswelt und Gesellschaft zu fördern.
«Kein gewichtiger Beitrag»
Die Anwälte Adobolis hatten im Gericht entsprechende Beweise dieser Arbeit vorgelegt. Richter Mark Ockelton wies sie alle zurück. Adoboli habe sein Engagement, ethisches Verhalten in der Geschäftswelt zu fördern, übertrieben dargestellt. «Im vorgelegten Material gibt es nichts, das einen einzigartigen oder gewichtigen Beitrag vorweist, der im öffentlichen Interesse sein könnte», so der Richter. «Es gibt keinen empirischen Beweis darüber, welchen Unterschied seine Abwesenheit ausmachen würde.»
Ockelton fuhr fort, dass wenn Adoboli weiter Reden halten wolle, könne er dies über Videoübertragung aus Ghana aus machen. Ebenfalls müsse Adoboli die Kosten für das Gerichtsverfahren tragen, urteilte der Richter.
Nach der Anhörung schwor Adoboli weiterzukämpfen, um in Grossbritannien bleiben zu können. «Wir kämpfen für das Leben, die Liebe und Familie», so der Ghanaer, der bereits seit 26 in Grossbritannien lebt. Sein Rechtsteam denkt nun über weitere Schritte nach. Er wird bei seinem Vorhaben von seiner Freundin Alice Gray, Freunden, Kollegen und einer Reihe Parlamentariern unterstützt. Über 130 Parlamentarier haben einen Brief an das Innenministerium geschickt und darum gebeten, Adoboli in Grossbritannien bleiben zu lassen.
Brief an Grübel
Überhaupt führt Adoboli einen sehr emotionalen Kampf, um nicht abgeschoben zu werden. Zuletzt schrieb er einen Brief an den ehemaligen UBS-CEO Oswald Grübel. Diesen hatte Adobolis Fehlverhalten damals das Amt gekostet. In einem Interview mit der britischen Zeitung «The Times» hatte er zuletzt erklärt, dass er kein Mitleid mit Adoboli habe und dass dieser die Konsequenzen für sein Verhalten tragen müsste.
Adoboli antwortete ebenfalls in der «Times», dass es ihm leidtue, dass seine bisherige Bestrafung «Ossie» nicht gefalle. Grübel hatte im Interview gesagt, man habe damals Risiken abgebaut. Adoboli behauptete aber, das Kommando des früheren Chefs an die Händler habe gelautet, sie sollten mehr Risiko auf sich nehmen. Daran habe er sich gehalten – und viel Geld für die Bank verdient. Er habe immer aus Loyalität zur UBS gehandelt und nach Massgabe der damaligen Firmenkultur.
Dystopische Atmosphäre
In einem Beitrag im «Guardian» schreibt Adoboli nun auch einen Beitrag über seine Zeit in Ausschaffungshaft. Für die Zeit der erneuten juristischen Überprüfung war Adoboli Anfang Oktober überraschenderweise aus dieser entlassen worden.
Der Text erschien unter dem Titel: «Meine Zeit in Ausschaffungshaft hat fast meine Humanität zerstört.» Darin fängt er an mit den Worten: «In einem vorherigen Leben habe ich für die UBS 1,4 Milliarden Pfund verloren und meine Strafe 3,5 Jahre in vier verschiedenen Gefängnissen abgesessen. Aber nirgendwo war die Atmosphäre derart dystopisch, wie im Harmondsworth-Ausschaffungsgefängnis.»
In normalen Gefängnissen gebe es Möglichkeiten, sich zu entwickeln, einen gewissen Sinn, ein Ziel und Zeitrahmen bis zur Entlassung und ein Gefühl von Gemeinschaft. Die Gefängnisse würden versuchen, Leute zu rehabilitieren und ihre Talente zu fördern und für die Rückkehr in die Gesellschaft vorzubereiten. Nichts davon passiere in den Ausschaffungszentren – obwohl viele Leute, wie auch er, wieder freigelassen würden.
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